Mädchenbildung in Afghanistan: Ein bisschen Hoffnung

Die Taliban kündigen an, dass Mädchen zu Beginn des Frühjahrssemesters wieder zur Sekundarschule gehen dürfen. Ein Richtungswechsel?

Eine Gruppe Frauen und Mädchen hält in arabischen Lettern beschriftete A4-Blätter hoch.

Am nationalen Lehrkräfte-Tag protestieren Frauen und Mädchen in Kabul für das Recht auf Bildung Foto: Ahmad Halabisaz/ap

MUMBAI taz | Nächste Woche soll es so weit sein: Mädchen in Afghanistan sollen ab Dienstag, dem 22. März, wieder zur Sekundarschule gehen dürfen. Angekündigt wurde das bereits Ende November vom Taliban-Sprecher Suhail Shaheen. „Wir haben die Richtlinie, dass Frauen das Recht auf Zugang zu Bildung und Arbeit haben“, sagte er damals im BBC-Interview.

Nun rückt der Termin immer näher, Leh­re­r:in­nen in Afghanistan bereiten sich vor, doch die Skepsis bleibt. Nach der Machtergreifung der radikal-islamischen Taliban wurden die Rechte von Frauen, Mädchen und Minderheiten massiv eingeschränkt. Als die Taliban zuletzt von 1996 bis 2001 an der Macht waren, hieß das: Ein Verbot für die Ausbildung von Frauen und die meisten Berufe.

Die Lehrerin Najia Samadi erlebte die Einschränkungen durch das Regime am eigenen Leib. Sie floh 2017 ins Nachbarland Indien. Den Beruf als Lehrerin gab sie aber nicht auf, sondern unterrichtet heute in der afghanischen Schule in Delhi. „Ich befürchte, dass die Umsetzung nicht funktionieren wird. Für mich ich es schwer, diesen Worten zu glauben, uns wurden so viele Lügen erzählt“, sagt sie der taz. Auch wenn sie den Sinneswandel sehr begrüßen würde. Im Februar wurde bereits angekündigt, dass Frauen wieder an Universitäten zugelassen werden. Von Bekannten in der Heimat hörte Samadi aber, dass Frauen angehalten wurden, nur einmal die Woche zur Hochschule zu kommen. Leh­re­r:in­nen hätten unterdessen ihr Gehalt erhalten, konnten aber noch nicht unterrichten, sagt sie.

Alle Schulen würden geöffnet, heißt es dagegen aus dem Bildungsministerium in Kabul – mit der Auflage, dass Mädchen getrennt von Jungen und wenn möglich nur von weiblichem Lehrpersonal unterrichtet werden. Die internationale Anerkennung blieb nicht aus: UN-Generalsekretär António Guterres begrüßte am Freitag den Schritt, die Schulen zu öffnen. Alle Türen müssten für Mädchen und Jungen offen sein, damit sie ihr Potenzial voll ausschöpfen könnten. Be­o-bach­te­r:in­nen verweisen darauf, dass diese Einzelmaßnahme nicht mit dem Schutz von Frauen- und Mädchenrechten gleichzusetzen sei. Die Zulassung von Mädchen und Frauen zu Schulen und Hochschulen ist eine der Hauptforderungen an die Taliban, die seit August 2021 regieren.

Viele Länder haben sie wegen Menschenrechtsverletzungen gegen ehemalige Beamte, Soldaten und Minderheiten, sowie wegen ihrer Frauenpolitik nicht anerkannt. Unterdessen gaben die Vereinten Nationen (UN) bekannt, ihre Arbeit in Afghanistan fortzusetzen. Bei der Abstimmung über die Verlängerung der Hilfsmission für Afghanistan gab es 14 Ja-Stimmen und eine Enthaltung von Russland. Die Resolution verleihe den Taliban jedoch keine internationale Anerkennung, betonte die UN.

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