Coral World in der Rummelsburger Bucht: Hotel mit Fischen

Die Coral World soll mehr ein Hotel als ein Aquarium werden. Abgeordnete fordern deshalb nun die Rückabwicklung des Grundstücksverkaufs.

Ein Hai

Hoffentlich frisst er keine Hotelgäste Foto: Imago/Reinhard Dirscherl

BERLIN taz | 2016 verkaufte der damalige rot-schwarze Senat in einer seiner letzten Amtshandlungen ein Filetgrundstück an der Rummelsburger Bucht in Lichtenberg an CWB Coral World Berlin. Zum Kaufvertrag gehörte laut taz-Informationen auch ein „Grobkonzept“ für das Aquarium, das der private Investor hier errichten wollte. In blumigen Worten wurden darin Pläne skizziert, die sich nach einer soziokulturellen Einrichtung anhören mussten; es ging um Bildung, Naturschutz und Forschung.

Kein Wort davon, dass es sich um ein touristisches Großprojekt für Hunderttausende Be­su­che­r:in­nen im Jahr handelt, mit Eintrittspreisen, die sich viele nicht leisten können (23 Euro kostet ein Ticket im Coral World auf Mallorca). Kein Wort auch davon, dass man womöglich noch ganz andere Absichten mit dem Grundstück hatte.

Festgehalten wurde damals, dass sich die Fläche des Aquariums über die unteren zwei bis drei Etagen erstrecken werde. Geplant waren überdies eine Tiefgarage sowie in den oberen Etagen Verwaltungsräume, wenige Wohnungen zur Aufrechterhaltung des Betriebs und ergänzende Gewerbenutzungen.

Seit Anfang März ist bekannt, was sich CWB unter einer ergänzenden Gewerbenutzung vorstellt – ein Hotel mit 169 Doppelzimmern und 106 Autostellplätzen. Das ergab eine schriftliche Anfrage der Linken-Abgeordneten Hendrikje Klein, die danach von einer „Irreführung von Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit“ sprach. Klein hatte schon zuvor die Aquariumspläne kritisiert, die eben kein Angebot für benachbarte Kitakinder seien, sondern ein ausschließlich touristisches. Auch viele Initiativen in der Bucht hatten immer wieder gegen Coral World protestiert.

Investorenfreundlicher Bezirk

Die Investoren ließen sich davon nicht beirren und holten sich zwischenzeitlich diverse Ausnahmen vom Bebauungsplan vom zuständigen Bezirksamt Lichtenberg ein, darunter eine Aufstockung des Gebäudes und die Ausweitung der Geschossfläche. Denn Platz wird benötigt für diese Zimmeranzahl. Das Hotel Ku'damm 101 etwa braucht für seine 170 Zimmer ganze sechs Etagen in einem massiven Ensemble. Mutmaßungen, dass das Aquarium nur noch eine Etage belegen soll, liegen nahe. Vergleichbar wäre Coral World dann mit dem Radisson-Hotel am Dom, das das Aquarium Sea Life beheimatet.

Der Bezirk Lichtenberg wusste seit März vergangenen Jahres, als der Investor seinen Bauantrag stellte, von den Hotelplänen. Die Öffentlichkeit jedoch erfuhr erst jetzt davon. Für Baustadtrat Kevin Hönicke (SPD) war der Antrag, wie er gegenüber dem Tagesspiegel sagte, „kein Aufreger, weil die gewerblich orientierte Nutzung zum B-Plan passt“. Bedeutet: Weil der hier ein Mischgebiet aus Wohnen – die Howoge errichtet in unmittelbarer Nähe Wohnungen – und Gewerbe besteht, kann sich CWB sein Gewerbe aussuchen. Vorletzte Woche, zwei Tage nachdem die Hotelpläne öffentlich wurden, erteilte der Bezirk die Baugenehmigung.

Der Grünen-Abgeordnete Julian Schwarze hat kein Verständnis für das Bezirkshandeln: „Ich finde es ein starkes Stück, dass über die Hotelpläne nicht informiert wurde.“ Dies passe aber zum Prozess voller „negativer Begleiterscheinungen“, zu „Geheimverträgen“ und einem Bebauungsplan, „dem man niemals hätte zustimmen dürfen“. Schwarze sagt gleichwohl: „Das Hotel macht den Plan nur noch absurder, aber er war vorher schon schlecht.“ Absurd sei auch, dass Coral World bei der Senatsverwaltung für Wirtschaft öffentliche Fördergelder beantragt habe. Schwarze mutmaßt, diese könnten höher sein als die 4,2, Millionen Euro, die CWB für das Grundstück bezahlte.

Befragt zum nun bekannt gewordenen vertraglich formulierten Konzept aus dem Grundstücksverkauf, das im Widerspruch zu dem aktuellen Bauantrag steht, fordern beide Abgeordnete, eine Rückabwicklung des Verkaufs zu prüfen. „Wenn man möchte, kann man den Verkauf rückgängig machen“, sagt Klein. In einer Anfrage an den Senat will sie wissen, ob sich „Vertragsverletzungen“ ergeben, die das ermöglichen könnten. Die Antwort steht noch aus.

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