piwik no script img

Ulrike Herrmann über Putins Gas-gegen-Rubel-TrickPutins Inflationskosmetik

Putins neuestes Wirtschaftsmanöver ist trickreich. Der russische Präsident hat am Mittwoch verfügt, dass der Westen künftig in Rubel zahlen muss, wenn er russisches Gas importieren will. Bisher lauten die Verträge auf Dollar oder Euro, doch schon in einer Woche soll Putins neue Rubelregel gelten.

Putins Schritt ist logisch. Mit Euro oder Dollar kann er derzeit nichts anfangen, da die westlichen Unternehmen keine Waren mehr nach Russland liefern. Die Devisen werden momentan nur eingesetzt, um den Rubelkurs zu stützen. Bisher lief dies so: Russland hat Gas geliefert, dafür Dollar oder Euro eingenommen und damit Rubel gekauft, um den Kurs der eigenen Währung nach oben zu treiben.

Dieser indirekte Weg hatte aber den Nachteil, dass sich der Rubelkurs weiterhin auf den Finanzmärkten bildete – und dem Einfluss des Kreml entzogen war. Deswegen steuert Putin nun um. Wenn Europa sein Gas nur für Rubel kaufen kann, muss es zunächst Rubel erwerben. Große Rubelmengen sind aber nur bei der russischen Zentralbank zu haben. Konsequenz: Putin kann frei entscheiden, wie hoch der Dollar- oder Eurokurs des Rubels ist. Er wird von den Finanzmärkten unabhängig.

Um ein gängiges Missverständnis auszuräumen: Putin braucht die Gasrubel nicht, um seinen Krieg in der Ukraine zu finanzieren. Rubel hat Russland genug, denn es kann jederzeit die eigene Währung drucken. Es geht um die Optik. Putin will kaschieren, dass Russland von einer hohen Inflation gebeutelt wird, weil der Kreml immer mehr Rubel in Umlauf bringt, um den Einmarsch in die Ukraine zu bezahlen.

Es wäre also Quatsch, auf russisches Gas zu verzichten, weil jetzt in Rubel abgerechnet wird. Der Westen müsste nur aussteigen, falls Putin Fantasiepreise für seine Währung verlangt, wenn er in einer Woche den Kurs bekannt gibt. Doch wahrscheinlich will er die westlichen Kunden nicht vergraulen. Die Ru­bel­num­mer ist ein Propagandatrick. Die Russen sollen nicht merken, dass ihr Geld durch den Krieg wertlos wird.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen