Waldbrände in Nord-Argentinien: Feuer in den Sümpfen von Iberá

Ausbleibende Niederschläge führen seit Anfang des Jahres zu riesigen Feuern in der Region Corrientes. Wälder, Sümpfe und Pinienplantagen betroffen.

Trotz lodernder Feuer reitet ein Mann durch die Steppe

Die bedrohlichen Feuer in der Provinz Corrientes breiten sich immer weiter aus Foto: Matias Baglietto/reuters

BUENOS AIRES taz | In der nordargentinischen Provinz Corrientes wüten die Flammen. Seit Januar sind mehr als 8.000 Quadratkilometer Weiden, Wälder, Palmenhaine, Feuchtgebiete und Pinienplantagen abgebrannt. Das sind 10 Prozent der Provinzfläche und noch immer sind viele Feuer außer Kontrolle. Löschtrupps aus Argentinien, Brasilien und Bolivien sind inzwischen im Einsatz. Betroffen sind auch die tier- und pflanzenreichen Sümpfe von Iberá.

Während Siedlungen und Dörfer bisher weitgehend verschont geblieben sind, werden die Schäden in der Land- und Forstwirtschaft mit dreistelligen Millionendollarbeträgen angegeben. Noch gar nicht erfasst sind die Auswirkungen auf die Fauna und Flora der Sumpflandschaft. Bisher sind allein im Nationalpark Iberá 750 Quadratkilometer an ursprünglichen Feuchtgebieten, Buschland und Wäldern betroffen.

Corrientes ist die wasserreichste Provinz Argentiniens. Nicht nur wegen der beiden Flüsse Paraná und Uruguay, die sie förmlich einrahmen, sondern auch wegen der ausgedehnten Sumpfgebiete. Das größte sind die Esteros del Iberá, eine nahezu 13.000 Quadratkilometer länderübergreifende große Wasser- und Sumpflandschaft. Sie ist eines der größten Süßwasserreservoirs Südamerikas, das sich vor allem aus Regenfällen speist. Und die sind seit Monaten ausgeblieben.

„Die Feuchtgebiete brennen, weil das Pflanzenmaterial, das zuvor von Wasser bedeckt war, durch die anhaltenden Trockenheit freigelegt wurde und heute brennbares Material ist“, so Sofía Heinonen von der Stiftung Rewilding Argentina zur Wiederansiedlung gefährdeter Tierarten. Vor allem im nördlichen Teil der Esteros del Iberá sind Sumpfhirsche, Wasserschweine, Kaimane, Brüllaffen und zahlreiche Vogelarten von den Flammen bedroht.

Alle hoffen auf den Regen

Als Ursache der bereits seit 2021 anhaltenden Dürreperiode gilt das Klimaphänomen La Niña. Wegen der ausbleibenden Niederschläge in seinem brasilianischen Quellgebiet ist der Pegel des Río Paraná schon vor Monaten auf einen historischen Tiefstand abgesunken. Als Folge sind weite Teile der Feuchtgebiete im Norden von Corrientes ausgetrocknet.

Im südlichen Teil der Sümpfe ist die Lage ebenfalls angespannt. „Seit drei Monaten hat es nicht geregnet“, sagt Estrella Martin, die mit ihrer Familie in Colonia Carlos Pellegrini ein Ökohostel betreibt. Vor drei Tagen habe ein Blitzeinschlag einen Brand entfacht, der aber rasch gelöscht werden konnte, berichtet sie. „Bisher findet hier der Tourismus ganz normal statt, aber alle hoffen auf Regen und ein Ende der Dürre“, erzählt sie.

Reisanbau, Weide- und Ackerwirtschaft sowie schnell wachsende Pinien für die Zellstoffproduktion bestimmen das Bild von Corrientes Agrarwirtschaft. In den Sommermonaten Januar und Februar sind Temperaturen um die 40 Grad alltäglich. Neu ist der Umstand, dass die Temperaturen auch nachts kaum sinken, somit breiten sich die Brände rund um die Uhr ungebremst aus.

Strittig ist, ob Brandstiftung, das bewusste Abbrennen von Feldern oder natürlicher Funkenschlag die Feuer entfacht. Der Mix aus extremer Trockenheit, heißen Winden und hohen Temperaturen bietet den Flammen jedenfalls ideale Bedingungen. Die Hoffnungen ruhen einzig auf die für die kommende Woche angekündigten Regenfällen.

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