Russlands Marine übt vor Irlands Küste: „Fischgründe oder Schießstand?“
Russlands Marine hält Anfang Februar eine Militärübung vor Irlands Küste ab. Das stößt der irischen Regierung auf – aber auch den Fischern.
Die irische Regierung ist davon nicht begeistert. Zwar sei man von Russland ordnungsgemäß informiert worden, räumte Irlands Außenminister Simon Coveney Anfang der Woche während einer Pressekonferenz ein. Aber die Übung sei „unter den derzeitigen Umständen unklug“.
Angesichts eines massiven russischen Truppenaufmarschs in der Nähe der Ukraine wird im Westen befürchtet, dass Russland einen Einmarsch in das Nachbarland planen könnte – was Moskau dementiert. Falls die Marineübung tatsächlich mit einer geplanten Invasion zusammenhänge, könne sie zwei Ziele verfolgen, glauben irische Militärexperten. Zum einen diene sie der Einschüchterung und soll der Nato zeigen, dass die russische Marine über Bewegungsfreiheit verfüge.
Zum anderen könnte die Nato bei einer Ukraine-Invasion versuchen, russische Schiffe einzuschließen. Deshalb verteile die Regierung in Moskau sie vorsichtshalber in internationalen Gewässern. Ein Erkundungsflugzeug der norwegischen Luftwaffe hat am Mittwoch fünf russische Kriegsschiffe an der norwegischen Nordküste mit Kurs auf Irland entdeckt.
Der „Stachelschwein-Meerbusen“ ist sensibles Gebiet
Der „Stachelschwein-Meerbusen“, wo die Übung stattfinden soll, ist ein sensibles Gebiet. Es verlaufen dort jede Menge Unterwasserkabel, die Europa mit Nordamerika verbinden. Sollten sie gekappt werden, hätte das verheerende wirtschaftliche Folgen. Es wäre „der perfekte Gegenschlag“ gegen ein militärisches Eingreifen der USA in der Ukraine, sagte ein irischer Militärexperte.
Für Irlands Fischer ist die Übung ebenfalls ein Ärgernis. Sie wollen sie deshalb stören. Patrick Murphy, der Geschäftsführer des Fischereiverbands, sagte der Irish Times am Dienstag, er befürworte nicht, dass ein Fischerboot ein Kriegsschiff in Angriff nehme. „Wir fahren dort hin, um zu fischen“, so Murphy. Er will, dass die Russen Abstand von den Fischerbooten halten – und nicht umgekehrt. Falls man aufgefordert werde, die Gegend zu verlassen, werde man das ablehnen. Er fragte: „Sind das denn Fischgründe oder ist das ein Schießstand?“
Der russische Botschafter Juri Filatow hatte die Fischer am Donnerstag zum Gespräch in die Botschaft in Dublin eingeladen. Medienberichten zufolge versicherte er den Fischern, dass diese von den russischen Schiffen nichts zu befürchten hätten.
Ob die Übung tatsächlich legal ist, steht allerdings keineswegs fest. „Eine Behinderung von Fischerbooten, die regelmäßig in einem bestimmten Gebiet operieren, könnte ein Verstoß gegen Irlands Recht innerhalb der ausschließlichen Wirtschaftszone darstellen“, sagt Andrew Cottey, ein Experte für internationale Sicherheit an der Universität Cork.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grundsatzpapier des FInanzministers
Lindner setzt die Säge an die Ampel und an die Klimapolitik
VW in der Krise
Schlicht nicht wettbewerbsfähig
Mögliche Neuwahlen in Deutschland
Nur Trump kann noch helfen
Kritik an Antisemitismus-Resolution
So kann man Antisemitismus nicht bekämpfen
Kränkelnde Wirtschaft
Gegen die Stagnation gibt es schlechte und gute Therapien
Bundestag reagiert spät auf Hamas-Terror
Durchbruch bei Verhandlungen zu Antisemitismusresolution