Ermittlungen nach Brandanschlag: Warum Linke Polizeiarbeit machen

Der Anschlag auf das linke Bremer Kulturzentrum „Die Friese“ ist nach wie vor nicht aufgeklärt. Aber es gibt Hinweise auf rechtsextreme Täterschaft.

Ein zerstörtes und verkohltes Fenster.

Der erste Stock der Friese nach den zwei Bränden im Februrar 2020 Foto: Jean-Philipp Baeck

Der Brand im Kulturzentrum „Die Friese“ ist nach über eineinhalb Jahren nicht aufgeklärt. In der Nacht zum Sonntag, den 16. Februar 2020, waren in dem Zentrum im links-alternativen Bremer Steintorviertel zwei Feuer gelegt worden. Mehrere Be­su­che­r:in­nen eines Konzerts erlitten Rauchvergiftungen, einige haben bis heute mit Symptomen einer posttraumatischen Belastungsstörung zu kämpfen. Außerdem entstand ein Sachschaden von 200.000 Euro.

In der linken Szene vermutet man einen rechtsextremen Anschlag. Die Bremer Staatsanwaltschaft ermittelt ebenfalls in diese Richtung. Auf dem Blog Antifa-Bremen.org grenzen die Au­to­r*in­nen eines Beitrags das in ihren Augen verdächtige Spektrum noch etwas genauer ein. Sie rekonstruieren den Abend: Kurz nach Mitternacht hatten die rund 30 Be­su­che­r:in­nen eines Konzerts Rauchgeruch bemerkt und die Feuerwehr alarmiert.

Im ersten Stock des Zentrums, das für seine Jugendarbeit, Band-Probenräume, regelmäßigen Konzerte und Lesungen bekannt ist, hatte „vereinzeltes Mobiliar“ Feuer gefangen. Kurz nach drei Uhr fiel erneut eine Rauchentwicklung auf, erneut im ersten Stock, erneut rückte die Feuerwehr an.

Der Polizei fiel ein Aufkleber auf, der einen „rechtspolitischen Bezug“ aufwies. Der Aufkleber von „Die Rechte“ mit dem Slogan „Deutsche Jugend kommt zu uns!“ klebte an der Außentür auf einem Hinweiszettel, der erst am Abend des Konzerts aufgehängt worden war. Ein weiterer Aufkleber der „Gruppe 11“ klebte an der Tür des ausgebrannten Raums.

Die Au­to­r*in­nen des Blogs Antifa-Bremen.org weisen darauf hin, dass Markus Walter auf dem Aufkleber von „Die Rechte“ als Verantwortlicher im Sinne des Presserechts genannt wird. Walter ist im Bundesvorstand der Kleinstpartei. 2018 formierte sich der Landesverband Bremen/Bremerhaven und begann, Linke und An­ti­fa­schis­t:in­nen zu terrorisieren. Die Führung übernahm Alexander von Malek.

Die „Gruppe 11“, eine szeneinterne Kampagne, wird von Johannes Welge in Braunschweig vorangetrieben. Welge wirkt auch führend bei „Die Rechte“ vor Ort mit. Ein Aufkleber der „Gruppe 11“ zeigt einen Mann mit Sturmhaube und die Aufschrift „Terrorcrew“. Auch der Staatsschutz der Bremer Polizei scheint die Gruppe im Blick zu haben. Am 23. September fanden bei drei Mitgliedern im Alter von 26, 32 und 37 Jahren Durchsuchungen statt. Die Ermittlungen laufen noch, sagt die Staatsanwaltschaft.

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Rechtsextremismusexperte, Jahrgang 1966. In der taz-Nord schreibt er seit 2005 die Kolumne „Der Rechte Rand“. Regelmäßig hält er Vorträge bei NGOs und staatlichen Trägern. Für die Veröffentlichungen wurde er 2007 Lokaljournalist des Jahres und erhielt den Preis des Medium Magazin, 2008 Mitpreisträger des "Grimme Online Award 2008" für das Zeit-Online-Portal "Störungsmelder" und 2012 Journalisten-Sonderpreis "TON ANGEBEN. Rechtsextremismus im Spiegel der Medien" des Deutschen Journalistenverbandes und des Ministeriums für Justiz und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt. Letzte Bücher: herausgegeben: Das Netzwerk der Identitären - Ideologie und Aktionen der Neuen Rechten (2018), Die Entkultivierung des Bürgertum (2019), mit Andrea Röpke: Völkische Landnahme -Alte Sippen, junge Siedler, rechte Ökos (2019) mit Jena-Philipp Baeck herausgegeben: Rechte EgoShooter - Von der virtuellen Hetzte zum Livestream-Attentat (2020), Verqueres Denken - Gefährliche Weltbilder in alternativen Milieus (2021).

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