Anschlag mitten in Damaskus

In Syriens Hauptstadt sind am Mittwoch zwei Bomben hochgegangen. 14 Menschen sterben

Von Jannis Hagmann

Eine solche Tat hat es in Damaskus schon lange nicht mehr gegeben: In der syrischen Hauptstadt sind zwei Bomben explodiert und haben 14 Menschen in den Tod gerissen. Die Sprengsätze waren nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Sana zuvor an einem Armeebus angebracht worden. Die Explosionen ereigneten sich im morgendlichen Berufsverkehr um Viertel vor sieben mitten im Innenstadtbereich unweit des syrischen Nationalmuseums und der Universität von Damaskus.

Nach Sana-Angaben waren alle Getöteten Militärangehörige. Mehrere Menschen seien zudem verletzt worden. Die beiden Explosionen ereigneten sich kurz nacheinander, was nach arabischen Medienberichten die Zahl der Opfer möglichst in die Höhe treiben sollte.

Bis zum Nachmittag reklamierte niemand den Anschlag für sich. Der Angriff ist der tödlichste in Damaskus seit einem Bombenanschlag auf den Justizpalast im März 2017, bei dem mindestens 30 Menschen getötet wurden. Damals beanspruchte der „Islamische Staat“ (IS) die Bluttat für sich. Im vergangenen August war in Damaskus ein Armeebus in Flammen aufgegangen. Das Feuer tötete eine Person, war nach offiziellen Angaben aber durch einen Kurzschluss ausgelöst worden.

In einer abenteuerlichen, von Sana verbreiteten Argumentation machte Syriens Vize-Außenminister Ayman Susan am Mittwoch Israel für den jüngsten Anschlag in Damaskus verantwortlich. Die Tat gehe auf das Konto all jener, die sich gegen Syrien verschworen hätten und an deren Spitze das „zionistische Gebilde“ stehe.

Das Regime von Baschar al-Assad hat die meisten Teile Syriens wieder unter seine Kontrolle gebracht. Insbesondere in der Hauptstadt, deren Zentrum in dem seit 2011 dauernden Konflikt nie von Oppositionskräften eingenommen wurde, herrscht relative Normalität.

Der Norden des Landes wird dagegen weiterhin von Oppositionskräften sowie der Türkei kontrolliert. In der Region Idlib, die von einer islamistischen Miliz regiert wird und deren Bevölkerung von internationalen Hilfslieferungen abhängig ist, wurden am Mittwochmorgen bei Angriffen der syrischen Regierungstruppen mindestens acht Zi­vi­lis­t*in­nen – darunter Kinder – getötet und weitere 26 Menschen verletzt. Dies berichtete die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die von einem „neuen Massaker“ sprach. Die Raketen trafen ein belebtes Viertel der Stadt Ariha.

Dafür, dass die Bombardierung von Ariha mit dem Anschlag in Damaskus wenige Minuten zuvor zusammenhängt und eine Art Racheaktion war, gibt es derweil keine Beweise. Die syrische sowie die russische Luftwaffe greifen regelmäßig Ziele in Idlib an, auch wenn die Front seit einer Waffenstillstandsvereinbarung vom März 2020 weitgehend unverändert geblieben ist.