Nabu gegen verschmutzte Gewässer: Mehr Klarheit bei Pestiziden
Der Naturschutzbund fordert mehr Transparenz darüber, wer wie viele Chemikalien einsetzt. Derzeit mangelt es an einer bundesweiten Regelung.
„Das aktuelle Urteil aus Baden-Württemberg ist ein großer Erfolg für den Artenschutz“, sagt Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger. Er hofft, dass damit die Grundlage für eine bundesweite Regelung gelegt ist. In zehn anderen Bundesländern – alle Flächenstaaten außer dem Saarland und Nordrhein-Westfalen – hat der Nabu ebenfalls das Informationsrecht beantragt.
Die Pestizide sind der entscheidende Faktor dafür, dass in Gewässern Insekten sterben, wie Forscher:innen vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in einer Studie nachweisen. „Durch Pestizide wandelt sich die Insektenvielfalt, sie gefährden unser Ökosystem“, sagt Forscher Matthias Liess. Schnecken oder Mücken kommen mit den Giften besser klar, langlebigere Insekten wie Köcherfliegen oder Libellen jedoch nicht. 2017 zeigte eine Studie des Entomologenvereins Krefeld, dass die Fluginsekten zwischen 1989 und 2016 um 76 Prozent zurückgegangen sind.
Bundesweit sind Kleingewässer mit Pestiziden belastet, wie die UFZ-Studie aus dem Juni zeigt. 81 Prozent der Gewässer überschreiten die Grenzwerte um bis zu den 100-fachen Wert. Für die Studie haben die Forschende 101 Gewässer untersucht. Die Grenzwerte festzustellen, ist auch ein Messproblem. „In Deutschland registrieren wir nach fünf Tagen jedes Kalb, kennen jede Erbse. Aber bei Pestiziden haben wir keine Ahnung“, sagt Matthias Liess vom UFZ.
In Bayern gibt es schon Daten
Regen spült die Pestizide vor allem von landwirtschaftlichen Feldern ins Wasser, eine untergeordnete Rolle spielen Kläranlagen und Betriebshöfe. Um Flüsse und Bäche vor den Pestiziden zu schützen, könnten 10 Meter lange Flächen neben dem Gewässer begrünt werden, sagt Nabu-Präsident Krüger. Bisher fehle dafür jedoch die Finanzierung.
Der Nabu setzt nun darauf, dass sich die neue Bundesregierung mit einer bundesweiten Regelung für den Pestizideinsatz befasst. Doch selbst wenn die Daten von Landwirt:innen vorhanden sind, kann es noch zu Problem kommen.
Wegen eines laufenden Prozesses verfügt das Umweltinstitut München über Spritzdaten von 1.200 landwirtschaftlichen Betrieben aus Südtirol. Diese sind jedoch teilweise unvollständig, handschriftlich oder chaotisch, erklärt eine Sprecherin. Das Umweltinstitut fordert daher einen einheitlichen Standard, nach dem sich die Landwirt:innen richten müssen.
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