: Spahn erwägt Auffrischungsimpfungen für alle
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) warnt vor den Auswirkungen der vierten Coronawelle. „Auf den Intensivstationen gehen die Covid-19-Zahlen erneut hoch. Dort liegen zu 90 Prozent Nichtgeimpfte“, sagte Spahn dem Mannheimer Morgen (Samstagsausgabe). Er schloss dennoch einen weiteren Lockdown aus. Drei von vier Erwachsenen hätten sich für eine Impfung entschieden. Für sie werde es keine zusätzlichen Kontakt- und Ausgangssperren geben, erklärte er. Das sei geltende Rechtslage.
In den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) kündigte Spahn an, er erwäge ein Angebot für eine Corona-Auffrischungsimpfung für alle BürgerInnen. „Eine Booster-Impfung ist von den Zulassungen gedeckt, sie verstärkt und verlängert den Impfschutz“, so der Minister. Außerdem könnten sich diejenigen noch einmal impfen lassen, die bislang nur Vektorimpfstoffe bekommen hätten. Dazu zählt beispielsweise AstraZeneca.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) hatte in seinem jüngsten Wochenbericht erklärt, die „vierte Welle“ der Coronapandemie habe in Deutschland begonnen. Es seien vor allem jüngere Altersgruppen von Infektionen betroffen. Nach Angaben des RKI vom Freitag lag die Sieben-Tage-Inzidenz bei 48,8, am Vortag waren es noch 44,2 gewesen. Die Gefährdung für die Gesundheit schätzt das RKI in Deutschland als „hoch“, für vollständig Geimpfte als „moderat“ ein. Nach Angaben des RKI sind 64 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal und 58 Prozent vollständig geimpft.
Das Bundesland Nordrhein-Westfalen verzeichnet mit 83,4 Neuinfektionen pro 100.000 EinwohnerInnen innerhalb von sieben Tagen die höchste Inzidenz aller Bundesländer. In der neuen Coronaschutzverordnung in NRW gilt ab einer Inzidenz von 35 die „3-G-Regel“ (geimpft, genesen oder getestet) zum Beispiel für Besuche in der Innengastronomie.
Im Bundesland Berlin wurde die Maskenpflicht an Schulen im Präsenzunterricht bis 5. September verlängert. Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Olivier Kaczmarek, erklärte am Freitag, der sichere Betrieb in Kita und Schulen im Herbst habe absolute Priorität. An erster Stelle stünden schnell zugängliche Impfangebote für junge Menschen ab 12 Jahren. Niedersachsen etwa startet am 30. August eine Impfaktion für junge Menschen ab zwölf Jahren in Impfzentren, Freizeitheimen und anderen Orten. Zu Impfungen an Schulen gibt es eine Diskussion, ob dadurch Druck auf Impfunwillige ausgeübt werden könnte. Barbara Dribbusch (mit dpa, epd)
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