Aktuelle Banken-Untersuchung: Mehr Banken mit Negativzinsen
Immer mehr Kreditinstitute verlangen Zinsen von ihren Kund:innen. Ein Verbraucherschützer rät: Bankwechsel sind nicht kompliziert.
Nahezu täglich kämen weitere Geldhäuser hinzu, die Negativzinsen verlangten, sagte Verivox-Geschäftsführer Oliver Maier. Wortgleich äußerte er sich bereits im April, als in den ersten 100 Tagen des Jahres knapp 100 Institute Negativzinsen einführten. Dazu kommen laut der Untersuchung Verschärfungen bei Banken, die bereits Negativzinsen von ihren Kund:innen verlangen. So haben demnach in diesem Jahr bislang 41 Institute bereits bestehende Negativzins-Regelungen verschärft oder eine Verschärfung angekündigt. Das kann etwa ein höherer Zinssatz sein oder ein niedrigeres Einlagevolumen, ab dem die Negativzinsen greifen.
Ein aktueller Fall ist die größte Direktbank in Deutschland, die ING: Sie führte diese Woche ein „Verwahrentgelt“ in Höhe von 0,5 Prozent auch für Bestandskund:innen ein. Das Limit liegt in der Regel bei 50.000 Euro. Die neuen Regeln dürfen für Bestandskund:innen kein Automatismus sein, es bedarf einer individuellen Vereinbarung.
Doch in Fragen und Antworten zu dem Thema schreibt die Bank: „Falls Sie sich dazu entscheiden, dem Verwahrentgelt nicht zuzustimmen, behalten wir uns eine Kündigung Ihrer Konten vor.“ 50.000 Euro gelten laut Verivox in Kürze auch bei der Commerzbank, die Postbank habe das Limit bei ihrem Tagesgeld-Konto gerade auf 25.000 Euro gesenkt.
Aber auch bei Banken, die auf den ersten Blick keine Negativzinsen verlangen, müssen Kund:innen genau hinschauen: Einige erheben laut der Untersuchung Kontoführungsgebühren auch bei Anlagekonten wie einem Tagesgeldkonto, manche kombinierten auch Gebühren und Negativzinsen.
Das können Kund:innen tun
Betroffene Kund:innen haben mehrere Möglichkeiten, erklärt David Riechmann, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht und Experte für diese Fragen bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen: Die Vereinbarung, die die Bank einem vorlegt, unterschreiben; die Unterschrift verweigern; versuchen zu verhandeln; das Geld bei der Bank anders anlegen oder die Bank wechseln.
„Ein Bankenwechsel ist nicht so aufwändig, wie man denkt“, sagt Riechmann. Und: „Man muss sich auch überlegen, ob man bei einer Bank sein möchte, die einem mit Kündigung droht.“ Riechmann warnt davor, sich von der Bank in andere Produkte drängen zu lassen, wie Aktien, Fonds oder Edelmetalle. Diese sind für die Banken in der Regel lukrativer – für die Anleger:innen aber nicht unbedingt vorteilhaft. „Da sollte man sich von jemand Unabhängigem beraten lassen, der kein Provisionsinteresse hat.“
Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hält Negativzinsen auf Giro- und Tagesgeldkonten von Privatkund:innen grundsätzlich für unzulässig und klagt in mehreren Fällen. Bis zu einem höchstrichterlichen Urteil werden aber voraussichtlich noch einige Jahre vergehen.
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