Pilotprojekt startet in Berliner Club: Wilde Feierei

Mit Maske auf der Tanzfläche wird am Sonntagnachmittag zu Technobeats im „Revier Südost“ gefeiert. Polizei räumt illegale Parties in Parks.

Feier-Müll: Am Sonntagmorgen ist der Mülleimer im Volkspark Friedrichshain gut gefüllt Foto: picture alliance/dpa | Christoph Soeder

BERLIN dpa | Ausgestattet mit Tracker und Maske haben am Sonntagnachmittag im Berliner Club „Revier Südost“ Dutzende Menschen zusammen zu Techno-Beats gefeiert. Der Probelauf war Teil des Pilotprojekts „Open Air“, mit dem getestet werden soll, wie in der Corona-Pandemie sicher unter freiem Himmel getanzt werden kann. „Das läuft bisher ganz gut“, sagte eine Sprecherin des Clubs am Sonntag während des Ausprobierens. Das Masketragen auf der Tanzfläche werde akzeptiert. In anderen Bereichen des Clubs dürfe der Mund-Nasen-Schutz aber auch abgenommen werden.

Das Pilotprojekt fand in der neuen Location des Technoclubs Griessmühle im Ortsteil Niederschöneweide statt. Es ist das zweite Club-Pilotprojekt in diesem Jahr und wird zusammen von der Alice Salomon Hochschule, der Beuth Hochschule für Technik und der Clubcommission organisiert. 300 freiwillige Tänzer konnten per Losverfahren mitmachen. Alle, die mittanzen wollten, mussten entweder getestet, geimpft oder genesen sein. Zehn Tage nach der Party sollen alle noch einmal getestet werden, sagte die Clubsprecherin.

Die Organisatoren haben mit dem Projekt Großes vor: Es soll ein Konzept entstehen, das sowohl für Behörden als auch für Clubs eine Richtlinie sein kann. Die gebe es aktuell in Deutschland noch nicht, sagte Claudia Winkelmann, Professorin an der Alice Salomon Hochschule. In Berlin ist organisiertes Tanzen im Freien durch die Pandemie-Verordnung noch verboten. Am Wochenende räumte die Polizei Parks in der Hauptstadt, weil sich Anwohner über laute Musik beschwert hatten und die Feiernden auf illegalen Partys zu wenig Abstand einhielten. Auch in anderen deutschen Städten gab es bei gutem Wetter solche Probleme. Vereinzelt wurden dabei auch Polizisten angegriffen und verletzt.

Im Technoclub lief das beim Pilotversuch alles anders. Am Einlass erhielten die Gäste am Sonntagnachmittag einen Tracker, den sie um den Hals tragen mussten. Chips könnten so das Abstandhalten messen, erläuterte Thomas Sakschewski, Professor an der Beuth Hochschule. Auf der Tanzfläche selbst bewerteten eingesetzte Beobachter, ob sich Gäste und Personal an die Regeln hielten. Auf der Tanzfläche durften die Gäste tanzen, ohne auf Abstände zu achten, sagte Club-Geschäftsführer David Cezar Ciura. Das Tragen einer Maske blieb aber Pflicht.

Hochschulen werten aus

Ausgewertet werden sollen die anonym erhobenen Daten so schnell wie möglich an den beteiligten Berliner Hochschulen. Die Forscher erhoffen sich, mit ihren Zahlen eine Grundlage dafür schaffen, dass in diesem Sommer wieder Veranstaltungen mit Hygienekonzept ermöglicht werden können. Nach Angaben der Clubcommission sind in diesem Jahr weitere Projekte geplant. Dieses Ausprobieren begrüßt auch Berlins Kulturverwaltung. Die Clubszene habe sich 15 Monate lang vorbildlich und verantwortungsvoll verhalten, sagte Sprecher Daniel Bartsch. „Solche Sachen sollten ermöglicht werden.“ Dabei seien aber Konzepte gemäß der Auflagen nötig.

Das „Revier Südost“ ist auf dem Gelände der ehemaligen Bärenquell-Brauerei an der Schnellerstraße untergebracht. Vorher lag der Club Griessmühle zentraler in Neukölln. Im Februar 2020 fand dort die letzte Party statt, weil der Mietvertrag nicht verlängert wurde. Dann kam die Pandemie. An dem neuen Standort in Niederschöneweide gibt es aktuell einen Biergarten, eine Bar, einen Markt – und auch ein Testzentrum.

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