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Mieterprotest gegen Vonovia in BremenWenn Wohnen zur Last wird

Mie­te­r:in­nen von Vonovia-Wohnungen im Bremer Stadtteil Woltmershausen protestierten vor dem Bremer Regionalbüro des Konzerns.

Mehr Ärger als mit dem Abstieg von Werder hat man in Bremen wieder mit Vonovia Foto: privat

Bremen taz | „Die Container stehen seit letztem Jahr vor der Tür“, sagt Martina Wetterich und meint damit die provisorischen Toiletten und Duschen, die die Hausverwaltung Vonovia vor ihrem Haus im Bremer Stadtteil Woltmershausen aufgestellt hat. Seit über einem Monat wird in der Wohnung von Wetterich das Bad „modernisiert“. Komfortabler sei es seitdem keineswegs geworden, sagt sie. Ihr Bad könne sie praktisch gar nicht richtig benutzen. Zum Duschen und auf die Toilette müsse sie runter in die Container gehen.

Wetterich hat sich bei der Vonovia beschwert, wieder und wieder, was ein Schriftwechsel beweist, der der taz vorliegt. Die Vonovia antwortete zwar, aber ging laut Wetterich nie wirklich auf ihre Beschwerden ein. Jetzt hat sie genug. Zusammen mit anderen Mie­te­r:in­nen von Vonovia-Wohnungen hat sie am Freitag protestiert und ihre Beschwerden und Forderungen direkt zum Vonovia-Büro in Woltmershausen gebracht.

Zu der angemeldeten Protestaktion ruft die Vernetzung der Vonovia-Mieter:innen auf, gemeinsam mit der Stadtteilinitiative Pusdorf, wie der Stadtteil Woltmershausen auch genannt wird. „Jahrelang hat die Vonovia keinen Cent in die Gebäude investiert“, sagt Wetterich. Sie vermutet, das liege daran, dass Instandhaltungsarbeiten nicht auf die Miete umgelegt werden dürfen. Die Vonovia weist den Vorwurf von sich, dass sie sich nicht um ihre Gebäude kümmern würde. In einem Statement spricht sie von „Sanierungsmaßnahmen“. Die Kosten trage der Konzern komplett.

Die Maßnahmen, die die Vonovia an den Gebäuden vornehme, würden nur äußerliche Verbesserungen bewirken, heißt es von Mieter:innenseite. Die benannten baulichen Mängel in den Wohnungen blieben mehrheitlich bestehen. Jetzt nehme Vonovia „Modernisierungsmaßnahmen“ vor, die eine Mieterhöhung möglich machen, sagt Martina Wetterich.

Protest regt sich

Der Trick ist nicht neu. Vor drei Jahren, so erzählte es im März eine Mietrechts-Aktivistin der taz, hatten Bewohner von Vonovia-Häusern im Stadtteil Gröpelingen ebenfalls gegen die nach ihrer Ansicht undurchsichtige Arbeitsweise des Wohnungsunternehmens protestiert. Die Be­woh­ne­r:in­nen verschiedener Häuser hatten Ähnliches erlebt wie Martina Wetterich in Woltmershausen. Auch sie mussten teilweise wegen anhaltender „Modernisierungsmaßnahmen“ auf einer Baustelle leben. Auch damals wurde ein Forderungskatalog überreicht.

Mit den Mie­te­r:in­nen hier sei man im persönlichen Austausch, sagt Panagiota-Johanna Alexiou, Pressesprecherin der Vonovia im Norden. Die Resonanz in der Mieterschaft darauf sei leider sehr gering gewesen. „Wir stehen immer für weiteren Austausch zur Verfügung“, sagt Alexiou.

Das Bündnis „Stadtteilgewerkschaft Solidarisch in Gröpelingen“, das die Protestaktion damals ins Leben gerufen hatte, schloss sich mit 19 weiteren Mietervereinigungen aus ganz Deutschland zusammen. Das Bündnis nennt sich „VoNO!via“ und setzt sich gegen intransparente Nebenkostenabrechnungen und umstrittene Mieterhöhungen des Konzerns ein.

Wohnriese

Vonovia hat seinen Sitz in Bochum und ist mit rund 400.000 Wohnungen deutschlandweit das größte private Unternehmen seiner Art in Deutschland. Vor wenigen Tagen gab der Konzern bekannt, mit dem zweitgrößten Wohnungsunternehmen, Deutsche Wohnen, fusionieren zu wollen. So würde der größte Wohnungskonzern Europas entstehen. In der Stadt Bremen besitzt Vonovia über 11.000 Wohnungen und kommt so auf einen Anteil von etwa 6,5 Prozent der Wohnungen in Bremen.

Die Forderungen der Mie­te­r:in­nen aus Woltmershausen, die am Freitag überreicht wurden, umfassen neben der sofortigen Behebung baulicher Mängel auch die Einrichtung einer lokalen Kontaktstelle. Diese gebe es bereits, sagt die Vonovia und weist auf einen Quartiersmanager, einen Objektbetreuer und eine Regionalleiterin hin, an die man sich als Mie­te­r:in wenden könne. Der Objektbetreuer sei täglich vor Ort.

Jahrelang hat die Vonovia keinen Cent investiert

Martina Wetterich, Bewohnerin einer Vonovia-Wohnung

Laut Mie­te­r:in­nen habe das allerdings nicht zur Verbesserung der Situation geführt. „Wenn man da anruft, dann geht entweder niemand dran oder die legen auf, wenn es mal etwas ernster wird“, sagt Mieterin Wetterich. Eine Nummer, die man anrufen könnte, wenn man sich speziell bezüglich einer Bremer Wohnung der Vonovia beschweren möchte, gibt es nicht. „Wir müssen jedes Mal in Bochum anrufen“, sagt sie.

Die Vonovia widerspricht: „Wir haben in Bremen mehrere lokale Ansprechpartnerinnen und –partner“, sagt Alexiou. Die Telefonnummern des Objektbetreuers und Quartiersmanagers hingen in jedem Hauseingang aus.

Schriftliche Beschwerde

Geplant war eine persönliche Übergabe von schriftlichen Beschwerden und Mängelanzeigen an die Vonovia. „Wir wollen damit erreichen, dass Vonovia konkret reagiert“, sagt Georg Henschel von der Stadtteil-Initiative Pusdorf. „Wenn sich Betroffene bisher alleine gemeldet haben, wurden sie meist direkt abgewiesen“, sagt Henschel.

Mit der „Stadtteilgewerkschaft Solidarisch in Gröpelingen“ sei die Stadtteil-Initiative Pusdorf auch im Austausch, sagt Henschel. Sie habe sich der „VoNO!via“-Initiative aber noch nicht angeschlossen. „Wenn die Vonovia auf unsere Aktion heute gar nicht reagiert, dann müssen wir schauen, welche Schritte wir als nächste unternehmen.“

Bei der Protestaktion am Freitag sei von der Vonovia niemand da gewesen, um die Unterlagen entgegen zu nehmen, berichtet Martina Wetterich. „Wir haben geklingelt, aber niemand hat mit uns persönlich gesprochen.“ Den Ordner mit den Beschwerden habe die Gruppe dann im Briefkasten hinterlassen.

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1 Kommentar

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  • Aber, aber...

    das kann doch alles nicht sein! Vonovia ist doch gaaaanz lieeeb!

    Sagen bei uns wenigstens Müller und Giffey.