Migrationspolitik der USA: Enttäuschte Hoffnung
Viele Zentralamerikaner*innen hatten gehofft, unter Joe Biden leichter in die USA zu kommen. Jetzt hängen sie an der US-mexikanischen Grenze fest.
So wie Àlvarez hängen derzeit in Ciudad Juárez, Tijuana, Reynosa und anderen Grenzstädten Tausende Migrantinnen und Migranten fest, die sich nach der Wahl des Präsidenten Joe Biden aus Mittelamerika und dem Süden Mexikos auf den Weg in die USA aufgemacht haben. Wer es illegal auf die andere Seite schafft und entdeckt wird, wird sofort wieder abgeschoben.
Im Februar nahm die US-Grenzpolizei 100.441 Menschen fest, 28 Prozent mehr als im Monat zuvor. Im März sind es täglich etwa 4000. Auch die Zahl der unbegleiteten Minderjährigen hat massiv zugenommen.
Die Wahl Bidens hatte die Hoffnung geschürt, dass der beschwerliche Weg über den Rio Bravo einfacher zu überwinden sei als zu Trumps Zeiten. Der Demokrat kündigte Lockerungen in der Einwanderungspolitik an und hob eine Maßnahme seines Vorgängers auf, nach der alle Asylsuchenden nach Mexiko zurückgeschickt werden und dort warten müssen, bis über ihren Antrag entschieden wurde.
„Es kommen immer mehr Leute“
Doch von den 25.000 Schutzsuchenden, die deshalb seit vielen Monaten in den gefährlichen Städten des mexikanischen Nordens ausharren, konnten bislang nur etwa 2.100 die Grenze überqueren. Wie Esdras Álvarez scheitern zudem die meisten neu Angereisten an den Corona-Maßnahmen, die auch unter Biden Gültigkeit haben.
Das führt in den mexikanischen Grenzstädten zu erheblichen Problemen, „Die Herbergen sind überfüllt und es kommen immer mehr Leute“, erklärt Enrique Valenzuela von der Behörde Conapo, die das Netz von Migranten-Aufnahmestellen im Bundesstaat Chihuahua koordiniert.
Pfarrer Juan Fierro García von der Herberge „El Buen Samaritano“ in Ciudad Juárez rechnet damit, dass sich die Lage so verschärfen könnte wie 2019, als viele Migrantinnen und Migranten in Karawanen an die Grenze zogen. „Die Menschen kommen, einer nach dem anderen, und da sie nicht weiterreisen können, werden sich alle hier an Grenze niederlassen“, erklärt er. Durch die Pandemie sei man nun besonders gefordert, um die Reisenden zu schützen.
Angesichts der unklaren Asylpolitik haben in Tijuana am Mittwoch Bewohnerinnen und Bewohner eines Zeltlagers protestiert. „Wir gehen in keine Herberge, bis Klarheit darüber herrscht wann uns die Einreise in die USA gewährt wird,“ erklärten die Sprecher von 1.500 Asylsuchenden aus Mittelamerika, Haiti, Kuba und afrikanischen Staaten. Zugleich kritisierten sie, dass sie weder sanitäre Anlagen noch polizeilichen Schutz hätten.
Die mexikanische Regierung bleibt indes der Linie treu, die sie bereits zu Trumps Zeiten eingenommen hat: Sie sorgt dafür, dass die Migration eingedämmt wird. 7.770 Nationalgardisten stehen an der Südgrenze zu Guatemala, um die Reisenden aus Mittelamerika auf ihrem Weg zu stoppen. Nach Angaben der honduranischen Migrationsbehörde wurden seit Anfang des Jahres 9.974 Menschen in ihre mittelamerikanische Heimat abgeschoben, 8.305 von ihnen aus Mexiko.
Das könnte auch der Honduranerin Esdras Álvarez drohen. „Ich habe meine Eltern zurückgelassen, um in die USA zu gelangen dort zu arbeiten und ihnen zu helfen.“, sagt sie, während sie in einer Herberge in Ciudad Juárez festhängt. „Nun weiß nicht, was ich tun soll: es weiter versuchen, warten oder wieder zurückreisen.“
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