Entwicklung von Corona in Berlin: Zwischen Hoffen, Bangen und Impfen

Gerade bei jüngeren Kindern steigt die Inzidenz deutlich. Das verheißt nichts Gutes für die kommenden Wochen.

Schulsenatorin Scheeres und eine Schülerin halten Coronaselbsttest in die Kamara

Mit Selbsttests sollten die Schulöffnungen eigentlich abgesichert werden Foto: dpa

BERLIN taz | Es sind widersprüchliche Botschaften gewesen diese Woche. Einerseits kletterten die Inzidenzzahlen beharrlich der 100 entgegen – jener Marke also, ab der in den Ländern die ersten zarten Lockerungsversuche der letzten Wochen wieder zurückgenommen werden sollen. Und dann krachte zu Wochenbeginn auch noch die Nachricht dazwischen, dass der Bund die Impfungen mit dem umstrittenen Impfstoff AstraZeneca vorerst aussetzt. In Berlin sollten damit vor allem Lehrkräfte und ErzieherInnen geimpft werden.

Keine weiteren Öffnungen vor Ostern, beschloss der Senat deshalb am Dienstag. Die Jahrgangsstufen 7 bis 9 bleiben auch kommende Woche im Homeschooling. Und einkaufen geht weiterhin nur mit Termin. Das ist das Einerseits.

Andererseits steht da die Bildungssenatorin am Mittwoch vor einem Weddinger Gymnasium und begrüßt freudestrahlend die Jahrgänge 10 bis 13, die seit dieser Woche wieder in den eingeschränkten – Kleingruppen, Maskenpflicht, Abstand – Präsenzunterricht zurückkehren durften. Mit dabei hatte Scheeres ein Paket Selbsttests fürs Pressefoto und die frohe Botschaft, dass das pädagogische Personal sich künftig auch mit den Impfstoffen von Biontech und Moderna impfen lassen kann.

Einerseits vs. andererseits

Einerseits die explodierenden Infek­tions­zahlen, andererseits die Hoffnung in Form von Tests und Impfungen: Die Variablen in der Lockdown-Rechung werden komplexer. Und genau das macht auch jeden einzelnen Abwägungsprozess, die Entscheidung für ein Ergebnis, so schwierig: Wie weit öffnet man die Schulen, und wann macht man wieder alles dicht?

Eine Variable in der Lockdown-Gleichung sind die gestiegenen Testzahlen und ihr Einfluss auf die Inzidenzwerte – vermutlich ist der Effekt relativ gering, wie erste Zahlen aus den Ländern zeigen. Die nächste ist die Frage nach dem Impfeffekt: Macht es sich – etwa auf den Intensivstationen und bei der Sterblichkeitsrate – bemerkbar, dass viele Ältere die Spritze schon bekommen haben?

Die Jahrgangsstufen 7 bis 9 bleiben weiterhin im Homeschooling

Schließlich ist das Unterschreiten einer Inzidenz kein Selbstzweck: Das Ziel der Übung ist immer noch, Tote und eine Überlastung der Intensivstationen zu verhindern. Wenn viele mildere Krankheitsverläufe die Inzidenzen nach oben treiben, kann man dann den Schwellenwert für einen neuen Lockdown auch auf, zum Beispiel, 200 hochsetzen, wie es in Brandenburg einige Kommunen tun?

Mehr Covidfälle bei jungen Kindern

Aber dann ist da wiederum die aggressive Virusmutante. In Berlin hat sich die Inzidenz bei den Fünf- bis Neunjährigen laut Coronabericht der Gesundheitsverwaltung in den 14 Tagen seit der Öffnung der Grundschulen Ende Februar mehr als verdoppelt: War man am 22. Februar bei einem Wert von 48, ist man nun bei 106.

Bleibt die Hoffnung, mal wieder. Der Hausärzteverband hat betont, man könne schneller werden beim Impfen, wenn die Praxen flexibler priorisieren dürften. Doch in Berlin läuft nur ein Modellprojekt mit wenigen Praxen. Wenn man sich bei den Inzidenzen schon nicht locker machen kann und darf, muss man es jetzt beim Impfen tun.

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Seit 2011 bei der taz. Leitet gemeinsam mit Sunny Riedel das Ressort taz.eins. Hier entstehen die ersten fünf Seiten der Tageszeitung, inklusive der Nahaufnahme - der täglichen Reportage-Doppelseite in der taz. Davor Ressortleiterin, CvD und Redakteurin in der Berliner Lokalredaktion. Themenschwerpunkte: Bildungs- und Familienpolitik.

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