Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: Angst vor Coronafolgen steigt

Das Vertrauen in die Coronapolitik sinkt. Wan­de­re­r:­in­nen sollen das Virus massiv weiterverbreitet haben. Das RKI meldet 14.000 Neuinfektionen.

Ein Mann und eine Frau tragen Mund-Nasenschutz und laufen vor einer Fassade mit der Aufschrift 2021

Angst der Deutschen vor den Folgen der Coronapandemie wächst in diesem Jahr Foto: Michael Sohn/ap

Entsetzen über Wandergruppe

Ein Wanderausflug einer 14-köpfigen Gruppe samt geselligem Beisammensein in einer Hütte hat in Baden-Württemberg einen sprunghaften Anstieg von Corona-Infektionen ausgelöst – und für Entsetzen bei Po­li­ti­ke­r:in­nen gesorgt.

Der Bürgermeister der Stadt Mühlheim an der Donau, Jörg Kaltenbach (CDU), sagte laut „Bild“-Zeitung: „Die Wanderer stammen aus zehn Haushalten. Niemand aus der Gruppe hat sich an die Coronaregeln gehalten, wie wir jetzt erfahren haben. Dabei haben sich Beteiligte gegenseitig angesteckt und später andere infiziert. Das muss hart bestraft werden!“ Mehrere Medien berichteten über den Vorfall.

Positiv getestete Teil­neh­me­r:in­nen sollen ihre Quarantäne gebrochen und dann auf der Arbeit weitere Menschen angesteckt haben. In Mühlheim lag die Sieben-Tage-Inzidenz am Ende vergangener Woche bei fast 1000, seither sank der Wert auf rund 500. Im Landkreis Tuttlingen – dort befindet sich Mühlheim an der Donau – lag die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Ein­woh­ne­r:in­nen binnen einer Woche am Mittwoch bei 100,9.

Die Wanderung wird für die 14 Teil­neh­me­r:in­nen aber voraussichtlich keine strafrechtlichen Konsequenzen haben. Man gehe davon aus, dass die Wanderer keine Straftaten begangen hätten, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Rottweil, Frank Grundke, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Vermutlich handele es sich um Ordnungswidrigkeiten.

Deutsche haben mehr Angst vor Infektion

Die Angst der Deutschen vor den Folgen der Coronapandemie wächst. Laut der am Donnerstag veröffentlichten repräsentativen Umfrage „Die Ängste der Deutschen“ der R+V-Versicherung fürchtet mehr als die Hälfte der Befragten eine Rezession und immer wiederkehrende Lockdowns bis zum Ende der Impfungen. „Die erzwungene Isolation und die Dauer der Pandemie befeuern die Ängste“, erklärte die Leiterin des R+V-Infocenters, Brigitte Römstedt.

Für die repräsentative Umfrage wurden Ende Januar rund tausend Menschen in Deutschland zu ihren Ängsten in der Coronapandemie befragt. Die Angst vor einer Infektion der eigenen Person oder eines Familienmitglieds treibt demnach 48 Prozent der Befragten um. Im Vergleich zum Sommer 2020 ist das ein Anstieg um 16 Prozent. Auch die Missachtung von Coronaregeln macht einer deutlichen Mehrheit der Befragten Angst. 60 Prozent befürchten demnach, dass immer mehr Menschen die Vorgaben missachten.

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„Der Widerstand gegenüber den staatlichen Beschlüssen zur Pandemie-Bekämpfung wächst“, erklärte der Politikwissenschaftler Manfred Schmidt. „Dass viele Kritiker ihren Unmut äußern, indem sie die Coronamaßnahmen ignorieren, löst bei vielen Menschen große Ängste aus.“

Mit der wachsenden Unsicherheit sinkt auch das Vertrauen in die Politiker. 59 Prozent der Befragten befürchten, dass diese mit der aktuellen Situation überfordert sind. Ein fast gleichgroßer Anteil befürchtet immer wiederkehrende Lockdowns, bis alle Bür­ge­r:in­nen geimpft sind.

Auch die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie bereiten den Deutschen laut der Umfrage zunehmend Sorgen. 58 Prozent der Befragten befürchten einen Konjunktureinbruch, das ist der höchste Wert seit zehn Jahren. Trotz steigender Arbeitslosenzahlen bleibt die Angst vor dem Verlust des eigenen Jobs hingegen auf einem niedrigen Stand. Nur 21 Prozent der Befragten gaben an, sich um die eigene Beschäftigung zu sorgen. (afp)

786 neue Todesfälle in Deutschland

Die deutschen Gesundheitsämter haben dem Robert Koch-Institut (RKI) 14.211 Neuinfektionen mit dem Coronavirus binnen eines Tages gemeldet. Außerdem wurden 786 neue Todesfälle innerhalb von 24 Stunden verzeichnet, wie aus Zahlen des RKI vom Donnerstag hervorgeht. Vor genau einer Woche hatte das RKI 17.553 Neuinfektionen und 941 neue Todesfälle binnen 24 Stunden verzeichnet.

Der Höchststand von 1.244 neuen gemeldeten Todesfällen war am 14. Januar erreicht worden. Bei den binnen 24 Stunden registrierten Neuinfektionen war mit 33.777 am 18. Dezember der höchste Wert gemeldet worden – darin waren jedoch 3.500 Nachmeldungen enthalten.

Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Ein­woh­ne­r:in­nen (Sieben-Tage-Inzidenz) lag laut RKI am Donnerstagmorgen bei 80,7. Ihr bisheriger Höchststand war am 22. Dezember mit 197,6 erreicht worden. Die meisten Bundesländer verzeichnen laut RKI weiterhin sinkende Sieben-Tages-Inzidenzen.

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Das RKI zählt seit Beginn der Pandemie 2.252.001 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland (Stand: 04.02., 00.00 Uhr). Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte noch deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 59.742.

Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Mittwochabend bei 0,83 (Vortag 0,85). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 83 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab. (dpa)

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Mögliche Lockerungen: Spahn bleibt zurückhaltend

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich zurückhaltend zu möglichen Lockerungen der Corona-Infektionsschutzregeln ab Mitte Februar geäußert. „Die Zahlen sind ermutigend, es gibt bei den Neuinfektionen einen spürbaren Trend nach unten. Aber man kann noch nicht abschließend sagen, wo wir am 14. Februar stehen“, sagte Spahn den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Donnerstag).

Vor dem Treffen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten werde das Robert Koch-Institut erste Ergebnisse dazu mitteilen, wie sich die Mutationen des Coronavirus bisher verbreiteten. Bei dem Treffen am Mittwoch kommender Woche soll darüber entschieden werden, ob der zunächst bis 14. Februar befristete Lockdown verlängert wird.

Spahn sagte weiter: „Wir brauchen einen verantwortungsvollen Übergang vom Lockdown in einen neuen Normalzustand.“ Aus seiner Sicht seien zuerst Kitas und Schulen dran. „Und danach wird nach und nach auch in anderen Bereichen gelockert.“ Ob das schon ab dem 15. Februar oder erst später gehe, werde nächste Woche entschieden.

Die Stufenpläne, die manche Bundesländer erarbeiteten, halte er für klug. „Man muss regional unterschiedlich agieren und reagieren können“, meinte der Gesundheitsminister. „Wir können nicht den ganzen Winter in diesem harten Lockdown bleiben. Das würden wir nicht gut aushalten als Gesellschaft.“

Spahn stellte zugleich rasche Verbesserungen bei der Coronawarn-App in Aussicht. „Die nächste Aktualisierung in der kommenden Woche löst ein Problem, dass uns seit Beginn des Projekts beschwert: die Nutzung der App auf älteren Handys“, sagte der Minister den Funke-Zeitungen. Das Update gebe es am 10. Februar. Damit werde es vier Millionen zusätzlichen Handybesitzern möglich sein, die Coronawarn-App runterzuladen.

Die Coronawarn-App der Bundesregierung wurde bislang mehr als 25 Millionen Mal heruntergeladen. Experten schätzen, dass sie von rund 23 Millionen Menschen aktiv genutzt wird. (dpa)

Hausärz­t:in­nen fordern Lockerungs-Perspektive

Der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, fordert klare Perspektiven für Lockerungen der Coronabeschränkungen und warnt vor gesundheitlichen Schäden, wenn diese Aussichten fehlen. Nach mehr als einem Jahr Pandemie, verbunden mit Ängsten vor Erkrankung, Existenzverlust und zahlreichen enorm belastenden Einschränkungen, seien die Menschen physisch und psychisch zermürbt, sagte Weigeldt der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Donnerstag).

Viele Menschen resignierten angesichts der scheinbaren Ausweglosigkeit des ständig verlängerten Lockdowns, berichtete Weigeldt aus der Erfahrung mit Patientengesprächen. Einige fühlten sich ohnmächtig angesichts des Eindrucks, mitunter irrational anmutenden Entscheidungen ausgeliefert zu sein.

Der Hausärzte-Chef kritisierte die „Schwarzmalerei und Perspektivlosigkeit“ und forderte stattdessen eine aufbauende Kommunikation vonseiten der Politik: „Das klägliche ‚Es reicht leider immer noch nicht‘, das wir tagaus-tagein hören, muss endlich einer Sprache weichen, die den persönlichen Ehrgeiz der Menschen anspornt, zum Mitmachen beflügelt und klare Etappenziele aufzeigt“, sagte Weigeldt. (epd)

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