: Weil lehnt Impfpflicht für Pflegekräfte ab
Über einen Impfzwang zu räsonieren, löse eher Misstrauen als Impfbereitschaft aus, sagt der niedersächsische Ministerpräsident
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) weist Forderungen nach einer Impfpflicht für Pflegekräfte deutlich zurück. „Die Diskussion über einen Impfzwang für bestimmte Berufsgruppen bringt uns keinen Schritt weiter“, sagte Weil am Dienstag in Hannover. „Sie ist sogar schädlich.“
Jetzt über einen Impfzwang zu räsonieren, löse eher mehr Misstrauen als mehr Impfbereitschaft aus, betonte der Ministerpräsident: „Genau darum muss es jetzt aber gehen.“
Auch und gerade in den Alten- und Pflegeheimen seien viele Menschen bereit, sich impfen zu lassen. „Umso mehr Menschen ohne nennenswerte Nebenwirkungen den Impfstoff erhalten und damit gegen eine Corona-Infektion geschützt sind, desto größer wird nach meiner Überzeugung die Impfbereitschaft auch bei anderen werden“, betonte der Ministerpräsident.
Nach Stichproben der niedersächsischen Landesregierung in den Pflegeheimen hätten sich rund 60 bis 80 Prozent der Pflegekräfte impfen lassen, erläuterte die stellvertretende Leiterin des Corona-Krisenstabs, Claudia Schröder. Der Prozentsatz sei höher als in anderen Berufsgruppen. Diese Zahlen rechtfertigten keine Diskussion über eine Impfpflicht.
Sie hoffe, dass die übrigen Pflegekräfte die Schutzimpfung nachholten, sagte Schröder. Bei den Bewohnerinnen und Bewohnern der Heime liege die Impfquote sogar bei 80 bis 90 Prozent. Nennenswerte Nebenwirkungen der Impfung seien in Niedersachsen bislang nicht bekannt.
Eine Impfpflicht für Pflegekräfte war am Montag vom bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) ins Gespräch gebracht worden. Söder sagte der Süddeutschen Zeitung, unter Pflegekräften in Alten- und Pflegeheimen gebe es leider „eine zu hohe Impfverweigerung“.
Nach Auffassung des CSU-Politikers wäre es deshalb „gut, wenn der deutsche Ethikrat Vorschläge machen würde, ob und für welche Gruppen eine Impfpflicht denkbar wäre“. In den Pflegeheimen gehe es schließlich um Leben und Tod. (epd)
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