Zulassung für Corona-Vakzin: EU lässt Impfstoff zu

Nach der Europäischen Arzneimittelbehörde hat auch die EU-Kommission den ersten Corona-Impfstoff durchgewunken. Jetzt beginnt ein Kaufwettlauf.

Ein Hand mit blauem Handschuh hält ein kleines Flacon zwischen Daumen und Zeigefinger

Es geht los mit den Hamsterkäufen: Der Biontech-Impfstoff ist EU-weit zugelassen Foto: Victoria Jones/dpa

BRÜSSEL taz | Auf diese Nachricht haben viele gewartet: Die EU-Kommission hat dem ersten Corona-Impfstoff die bedingte Marktzulassung erteilt. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte zuvor grünes Licht für den Impfstoff der Unternehmen Biontech und Pfizer gegeben. Der Ausschuss für Human-Arzneimittel (CHMP) hatte in Amsterdam die Zulassung des Präparats empfohlen.

„Das ist eine historische wissenschaftliche Leistung“, sagte EMA-Direktorin Emer Cooke. Noch nie sei ein Impfstoff in so kurzer Zeit entwickelt und zugelassen worden. Dies sei jedoch „noch nicht der Wendepunkt“ im Kampf gegen COVID-19: „Wir brauchen weitere Impfstoffe“, so die Expertin.

Die EU hat zunächst 200 Millionen Dosen für alle 27 Mitgliedsländer bestellt. Deutschland hat sich darüber hinaus noch einmal 30 Millionen gesichert. Damit bleibt die EU aber immer noch hinter den USA zurück, die 600 Millionen Dosen beim US-Konzern Pfizer und dessen deutschen Partner Biontech bestellt haben.

Die Impfung soll in Deutschland am 27. Dezember starten. Alle EU-Staaten könnten gleichzeitig mit dem Schutz ihrer Bevölkerung beginnen, betonte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.

Trotz der schnellen Entscheidung droht die EU weltweit ins Hintertreffen zu geraten. Schon vor zwei Wochen hatte die Impfung in Großbritannien begonnen. London hatte nicht auf eine „bedingte Marktzulassung“ gesetzt wie Brüssel, sondern auf die schnellere Notfallprozedur.

Auch die USA und Kanada waren früher dran als die EU – von China und Russland ganz abgesehen, die ihre eigenen, nach westlichen Standards aber zweifelhaften Präparate entwickelt haben. Europa drohte den Wettlauf um den Impfstoff zu verlieren – und hat deshalb nachgeholfen.

Die EU will aufholen

So intervenierte Deutschland gleich zweimal: Zum ersten mal im November, um die Bestellung bei Biontech und Pfizer zu beschleunigen – und erneut im Dezember, um eine Genehmigung noch vor Weihnachten zu erwirken. Ursprünglich wollte die EMA die Freigabe erst am 29. Dezember klären. Nun wurde die Entscheidung um acht Tage vorgezogen. Sie wurde zum vorgezogenen Weihnachtsgeschenk.

Auf Kosten der Sicherheit gehe das aber nicht, gibt sich der CDU-Europaabgeordnete und Mediziner Peter Liese überzeugt. Durch die „bedingte Marktzulassung“ verfüge die europäische Arzneimittelagentur nun über mehr und bessere Daten als etwa die britische Zulassungsbehörde.

Zudem werde die EU auch bald ihren Rückstand aufholen, glaubt Liese: Am 6. Januar sei die Zulassung eines weiteren Impfstoffes von Moderna geplant – und davon hätten die Europäer wesentlich mehr bestellt als die Briten.

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