Fanal der Energiepolitik in Hamburg: Einen Haufen Kohle verbrannt

2020 hat es sich gezeigt, wie die Klimaschutzpolitik durchschlägt. Ausgerechnet eines der effizientesten Kohlekraftwerke kann abgeschaltet werden.

Gebäudekomplex an einem Fluss

Noch nicht alt und hat wohl trotzdem bals ausgedient: Kohlekraftwerk Moorburg Foto: Daniel Reinhardt/dpa

HAMBURG taz | Mit einem energiepolitischen Fanal ist das Jahr zu Ende gegangen. Eines der effizientesten Kohlekraftwerke Europas soll vom Netz gehen. Der Betreiber Vattenfall hat bei der Unterbietungsauktion der Bundesnetzagentur Anfang Dezember den Zuschlag für die Abschaltung des Steinkohlekraftwerks in Hamburg-Moorburg erhalten. Allerdings könnten die vier Übertragungsnetzbetreiber noch ein Veto einlegen.

Das Aus für das erst vor fünf Jahren in Betrieb genommene Kraftwerk zeigt, wie stark die Klimakrise mittlerweile die Politik bestimmt. 2005 hatte der damalige CDU-Senat den Kraftwerksbetreiber noch animiert, zwei Blöcke statt nur einem zu bauen.

Jetzt ist der immense Aufwand für die Katz. Millionen Tonnen Stahl und Beton, deren Klimawirkung man sich gar nicht vorstellen möchte, wurden in den Sand gesetzt. Dabei hätte es klimapolitisch sinnvollere Abschaltkandidaten gegeben.

„Niemandem ist zu erklären, warum ein junges Steinkohlekraftwerk vom Netz geht, während die schmutzigsten Braunkohlekraftwerke noch viele Jahre weiterlaufen dürfen“, kommentierte Greenpeace. Und Hamburgs CDU-Fraktion schimpfte, es sei absurd, dass zugleich „das älteste und schmutzigste Kohlekraftwerk in Wedel auf unbestimmte Zeit weiterläuft“.

Fernwärme war der Hebel gegen Moorburg

Dieses muss weiterlaufen, weil es die Versorgung von einer halben Million Haushalte mit Fernwärme sicherstellt. Der grüne Umweltsenator Jens Kerstan arbeitet schon ein paar Jahre an einem Konzept für nachhaltige Fernwärme.

Vattenfall hatte sich vorgestellt, die Fernwärme aus dem Kraftwerk Moorburg zu liefern, dessen Wirkungsgrad sich von 46,5 auf 60 Prozent erhöht hätte. Doch das wäre eine Weichenstellung gewesen, die das Klimakonto Hamburgs auf Jahrzehnte hinaus hätte schlecht aussehen lassen. Umweltverbände und Bürgerinitiativen mobilisierten erfolgreich dagegen. Der Gewässerschutz, der niedrige Börsenpreis für Strom und die Kosten für die CO2-Emmission machten das Kraftwerk vollends unwirtschaftlich.

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