Landwirte blockieren Supermärkte

In Deutschland wehren sich Bauern gegen den Handel, Aldi Nord expandiert in Frankreich

Landwirte haben in mehreren Bundesländern ihre Proteste gegen die Preispolitik des Lebensmittelhandels fortgesetzt. In Cloppenburg blockierten nach Polizeiangaben rund 100 Traktoren die Zufahrt zu einem Zentrallager des Discounters Lidl. Auch in Rade im Kreis Harburg und in Schwanewede hatten Landwirte bis zum frühen Dienstagmorgen die Zufahrt zu Lidl-Lagern blockiert. Eine Treckerdemo gab es in Westerkappeln im Kreis Steinfurt in Niedersachsen, und in Kiel versperrten Bauern laut Polizei bis etwa 23 Uhr die Zufahrt zu einem Rewe-Logistikzentrum. Ungefähr 100 Demonstrant:innen und 70 Traktoren seien vor Ort gewesen. In Rostock blockierten Dutzende Traktoren ein Lidl-Logistikzentrum.

Hintergrund der Blockaden sind die aus der Sicht der Landwirte existenzgefährdenden Niedrigpreise im Lebensmittelhandel. Ein Sprecher der Bauern-Initiative „Land schafft Verbindung“, die auch für Proteste gegen Umweltvorschriften wie den Insektenschutz und die Düngeverordnung bekannt ist, hatte in Niedersachsen im Zusammenhang mit der Aktion bei Lidl angekündigt, dass die Proteste in Schleswig-Holstein bei Rewe und am Donnerstag in Hamburg bei Edeka fortgesetzt werden sollen.

Die Landwirte sind wütend über einen Brief der großen Handelsketten an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Darin hatten sich die Topmanager der Konzerne Edeka, Rewe, Aldi und der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) über Äußerungen von Bundesagrarministerin Julia Klöckner beschwert. Die CDU-Politikerin hatte einen Gesetzesentwurf auf den Weg gebracht, mit dem Landwirte und kleinere Lieferanten besser vor dem Preisdruck der Handelsriesen geschützt werden sollen. Sie sprach von teils unfairen Bedingungen. Klöckner habe ein Zerrbild der Handelsunternehmen gezeichnet, klagten die Supermarktketten.

Unterdessen expandiert der Handelsriese Aldi Nord kräftig und holt dafür in Frankreich mehr als 500 Filialen unter das Dach des Discountriesen. Mit „der größten Akquisition in der Geschichte der Unternehmensgruppe“ baue Aldi Frankreich seine Marktposition deutlich aus, teilte Aldi Nord am Montagabend in Essen mit. Insgesamt übernimmt Aldi demnach für 717 Millionen Euro 547 Filialen und drei Zentrallager der Casino-Gruppe. Mittelfristig angepeilt ist nach Unternehmensangaben, dass Kunden innerhalb einer Viertelstunde Wegzeit „überall im Land“ einen Aldi-Markt erreichen können. Innerhalb welcher Wegzeit jeweils Landwirte die Märkte erreichen können, gab das Unternehmen nicht bekannt. (afp, dpa,taz)