Kampf gegen Corona: Die App ist kein Allheilmittel

Die Infektionszahlen steigen derzeit rasant. Hat die Corona-Warn-App versagt? Nein, denn sie war immer nur ein Bestandteil der Pandemiebekämpfung.

Smartphone mit aufgerufener Corona-App

Ist ein Teil der Pandemiebekämpfung: die Corona-App … aber wie gut funktioniert sie? Foto: Oliver Berg/dpa

Die Corona-Warn-App galt als große Hoffnung im Kampf gegen die Pandemie. Viele sind der Aufforderung der Bundesregierung gefolgt: Mehr als 17 Millionen Menschen in Deutschland haben sich in den vergangenen Wochen die Software heruntergeladen. Doch seit einigen Wochen steigen die Infektionszahlen rasant. Hat die App etwa doch versagt?

Nein, das hat sie nicht. Generell gilt: Je mehr sich die Corona-Warn-App herunterladen, desto mehr bringt sie was. Um überhaupt eine Wirkung zu erzielen, mussten mindestens 15 Prozent der Erwachsenen in Deutschland die Warn-App installiert haben. Das passierte auch. Aktuell liegen wir bei etwa 25 Prozent.

Für den Anfang war das nicht schlecht – zumal die Zahl der Neuinfektionen bis Mitte Juli deutlich zurückgegangen war und die App nicht zuletzt deswegen kaum zur Anwendung kam. Doch angesichts der nun wieder rasant steigenden Zahlen und des schwierigen Herbstes, der uns bevorsteht, reicht diese Quote nicht.

Die Wahrscheinlichkeit, dass beim Kontakt eines Infizierten mit einem Unbekannten beide in diesem Moment auch die App nutzen, liegt derzeit bei 6 Prozent. Das ist zu wenig. Würden sich in den nächsten Wochen hingegen weitere 17 Millionen Bundesbürger die Warn-App herunterladen, könnten schon rund 25 Prozent aller Infektionen auf diese Weise aufgedeckt werden Das wäre immerhin jeder vierter Fall, dessen weitere Ausbreitung verhindert werden würde.

Ein Allheilmittel war die App von Beginn an nicht. Eine Kontaktverfolgung komplett ohne weitere Maßnahmen wäre nur möglich, wenn 80 Prozent der Bevölkerung die App wirklich aktiv nutzen. Ein so hoher Wert wäre nur mit Zwangsverpflichtung möglich. Da hat man sich aus guten Gründen dagegen entschieden. Zu viel Bevormundung verringert die Akzeptanz nur.

Was hilft, ist eine Mischung aus Maßnahmen: Abstand halten, Masken tragen, vor allem unnötige Feiern und Reisen sein lassen. Das sind derzeit die größten Treiber … beim Corona-Infektionsgeschehen.

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war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.

Die Coronapandemie geht um die Welt. Welche Regionen sind besonders betroffen? Wie ist die Lage in den Kliniken? Den Überblick mit Zahlen und Grafiken finden Sie hier.

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