Sabine am Orde über die AfD und Andreas Kalbitz
: Schluss mit Nibelungentreue

Lange sah es so aus, als würde Andreas Kalbitz nicht nur als juristischer Favorit, sondern auch mit gehöriger Rückendeckung aus den eigenen Reihen am Freitag in die zivilgerichtliche Auseinandersetzung um die Annullierung seiner AfD-Mitgliedschaft gehen. Zumindest mit dem Zweiten scheint Schluss zu sein: Die parteiinterne Unterstützung für Kalbitz bröckelt massiv. Möglicherweise nützt ihm ein juristischer Sieg, sollte er ihn irgendwann davontragen, gar nicht mehr viel. Seine mächtige Stellung innerhalb der AfD als Drahtzieher der Rechtsextremisten könnte längst dahin sein.

Die Brandenburger Fraktion, lange in Nibelungentreue an Kalbitz’Seite und seine eigentliche Machtbasis, hat ihm am Dienstag deutlich gemacht, dass es damit vorbei ist: Den Fraktionsvorsitz, der bislang nur ruhte, ist er los. Staatsanwaltliche Ermittlungen wegen fahrlässiger Körperverletzung waren dann doch zu viel. Und wo Kalbitz schon wankt, werden jetzt Vorwürfe öffentlich, die schon lang durch die Partei wabern. Von zu viel Alkohol ist die Rede, von brutalem Führungsstil, von Gewalt. Wenn jemand stürzt, kann die AfD gnadenlos sein.

Auch Co-Parteichef Tino Chrupalla zeigt bereits Absetzungsbewegungen. Und der „Flügel“ hält sich bedeckt: Zunächst keine öffentliche Unterstützung für Kalbitz, selbst von Björn Höcke nicht. Es wäre nicht das erste Mal, dass der „Flügel“ einen aus seiner Spitze fallen lässt, wenn er zu lästig wird: Bei ­André Poggenburg, Kalbitz’Vorgänger an der Seite Höckes, war genau das der Fall.

Für den Einfluss des „Flügels“ wäre der Absturz von Kalbitz ein echter Dämpfer. Kein anderer der Rechtsextremisten ist in der Partei so gut vernetzt, so einflussreich und mächtig. Das aber heißt noch lange nicht, dass die Partei auch mit dem eigenen Rechtsextremismus aufräumen will. Vor dieser Auseinandersetzung hat sich auch der Bundesvorstand, der Kalbitz’Mitgliedschaft annullierte, bislang gedrückt. Weder dort noch in der Landtagsfraktion ging es um dessen Gesinnung.

inland