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Bundesrat vor Beschluss zu MotorradlärmLänder für bessere Knatterbremse

Die Grenzwerte für neue Motorradtypen müssen bei allen Geschwindigkeiten gelten, fordern Umweltschützer. Der Bundesrat will den Vorstoß übernehmen.

Die Maschinen und ihre Fahrer sind aus dem Winterschlaf erwacht – und viele nervt das gewaltig Foto: Felix Kästle/dpa

Berlin taz | Neue Motorradmodelle sollen die Lärmgrenzwerte immer einhalten – nicht nur unter den Bedingungen der Zulassungstests. Diese Forderung von Umweltschützern haben nun alle zuständigen Ausschüsse des Bundesrats in einem Entwurf für eine Entschließung über Motorradlärm übernommen. Deren erste Fassung hatte das schwarz-gelb regierte Nordrhein-Westfalen eingebracht.

In der auf Antrag Baden-Württembergs verschärften abgestimmten Version heißt es, das Geräuschlimit sei künftig „über alle Betriebszustände einzuhalten“. Dafür solle sich die Bundesregierung bei der EU und der UN-Wirtschaftskommission für Europa einsetzen. Wahrscheinlich wird das Plenum des Bundesrats das Papier an diesem Freitag annehmen.

Umfragen zufolge fühlen sich etwa drei Viertel der Bevölkerung durch Straßenverkehrslärm gestört oder belästigt, also in der Lebensqualität eingeschränkt. Die Karte der taz mit Protesten gegen Lärm von Motorrädern und unnötig lauten Autos in Deutschland enthält bereits etwa 300 Orte. Dabei können chronische Lärmbelastungen Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfälle verursachen, warnt das bundeseigene Robert-Koch-Institut.

Dennoch bauen BMW und andere Konzerne Motorräder oder Autos so, dass sie lauter sind als zum Fahren nötig. Der Grund: Gerade männliche Kunden bevorzugen es, wenn die Fahrzeuge einen kräftigen „Sound“ haben. Legal ist das, weil der Schallpegel für die Zulassung nur in „zahmen“ Situationen wie bei niedrigen Drehzahlen und Geschwindigkeiten von 50 Kilometern pro Stunde gemessen wird.

Das soll sich nach dem Willen der meisten Bundesländer ändern. „Ziel ist es, die Prüfvorschriften so zu gestalten, dass die Fahrzeuge nicht nur bei der Typprüfung, sondern auch im realen Fahrgeschehen leiser werden (Real Driving Sound Emissions)“, schreibt der Verkehrsausschuss der Länderkammer zu der geplanten Entschließung.

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„Der Bundesrat fordert die Bundesregierung auf, Motorsteuerungen an Motorrädern zu verbieten, die individuell vom Fahrer einstellbare Soundkulissen (’Sound-Design') ermöglichen“, verlangen die Länder weiter. Denn die Hersteller bauten diese Vorrichtungen teilweise ab Werk ein, sodass die Fahrzeuge auf der Straße lauter sein können als bei der Typgenehmigung. Zudem verlangt der Entwurf, Geschwindigkeitsbeschränkungen und Streckensperrungen an Sonn- und Feiertagen aus Gründen des Lärmschutzes zu ermöglichen. Bisher sind solche Maßnahmen nur erlaubt, um zum Beispiel Unfälle zu verhindern.

Sowohl Jan Gebhardt, Verkehrslärmexperte des Umweltbundesamts, als auch Holger Siegel, Sprecher des Arbeitskreises Motorradlärm beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, begrüßten die Vorlage als „Schritt in die richtige Richtung“. „Bis das Gesetzeskraft erlangt, ist es aber noch ein sehr weiter Weg“, sagte Gebhardt der taz. Siegel wies darauf hin, dass die geforderte Reform der Zulassungsregeln nicht für bereits genehmigte Modelle gelten würde. Zu laute alte Motorräder könne man von der Straße holen, indem die Behörden zum Beispiel Auspuffklappen, die den Lärm nur unter Prüfbedingungen reduzieren, als illegale Abschalteinrichtungen einstufen. Der Industrie-Verband Motorrad Deutschland ließ eine Bitte der taz um Stellungnahme bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

Kennen Sie Orte, wo es Proteste gegen unnötigen Motorrad- und Autolärm gibt, die auf unserer Karte fehlen? Dann schicken Sie bitte Ort, Straße, Postleitzahl und Quelle (zum Beispiel Link zu einem Medienartikel) an kfzlaerm@taz.de

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9 Kommentare

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  • Motorräder könnten einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz leisten - wenn man denn wollen würde.



    Warum 2800 Kg Stahl mit sich schleppen wenn 280 Kg auch reichen ?

    Aber mal so unter uns:



    Die eine Abschalteinrichtung schaltet die Abgasreinigung ab, die anderen die Abgasschalldämpfung.

    Beide schaden uns ungeheuerlich.



    Nur: Das eine sieht und hört man nicht, das andere schon ...

  • Ich finde es längst überfällig, dass sich die Politik an die Grenzwerte macht. Aber wahrscheinlich wird dies von der Hersteller-Lobby wieder so verwäsert, dass nur wenig dabei rauskommt.

    Grenzwerte: Daumen hoch



    Streckensperrung und Geschwindigkeitsreduzierung: Daumen runter

    Ich selbst bin Mopedfahrer und halte von Streckensperrungen und Geschwindigkeitsreduzierung gar nichts. Ich kann die Menschen verstehen, die an solch belasteten Straßen leben, lebe selbst an einer Zufahrt zu einer solchen Strecke.

    Der einzige für mich nachhaltige Weg ist, dass solche lauten Auspuffanlagen gar nicht erst auf den Markt kommen.



    Ich selbst könnte mir eine leisere Maschine gar nicht kaufen, weil BMW so etwas gar nicht mehr anbietet. Die Maschinen mit dem Brummelsound wurden in den letzten Jahren immer sonorer/lauter. BMW sagt, die Kunden wollen es so. Also mich hat keiner gefragt.

    Mit Streckensperrungen und Geschwindigkeitsbegrenzung werde ich aber in Sippenhaft genommen nur weil ein paar Deppen auf den Straßen unterwegs sind.

  • Knatterbremse hatten wir immer am Fahrrad, wenn man mit Mamas Wäscheklammern, die Rommee Karten von Omma in die Speichen geklemmt hatte.

  • 8G
    83379 (Profil gelöscht)

    Das Problem ist das nachgetunt wird, da muss es ein Strike-System geben drittes mal erwischt Motorrad wird eingezogen und verschrottet und Führerschein ist auf Lebenszeit weg.

    • @83379 (Profil gelöscht):

      Sollte man sie nicht gleich wegsperren?



      Nein, mal mit Ernst Moped einziehen okay, Punkte vergeben auch okay.



      Vielleicht brauchen die Menschen den Führerschein um Arbeiten gehen zu können?



      Tuner können nur tunen, wenn es solche Produkte auch zu kaufen gibt. Deshalb ist die Politik gefragt, solche Käufe zu verhindern. Waffen kann ja auch nicht jeder kaufen.

      • @Hans Dietrich:

        Führerschein wichtig ist ja ok. Nur - am Ende ist es ja wie "Besoffen Fahren", da ist der Lappen auch weg. Verantwortung zeigen. Das ist wichtig.

        • @Bunte Kuh:

          "Besoffen fahren" oder laut rumtrompeten macht aber schon einen Unterschied, oder?



          Verantwortung und Bewußtsein zeigen ist richtig, aber der "Markt" gibt es zur zeit nicht her.



          Nochmal: Ich bin FÜR Lärmreduzierung an Mopeds. Aber man muss an die Hersteller ran.

      • 8G
        83379 (Profil gelöscht)
        @Hans Dietrich:

        "Sollte man sie nicht gleich wegsperren?" kostet zuviel Geld.

        " Vielleicht brauchen die Menschen den Führerschein um Arbeiten gehen zu können?" dann sollten sie sich an die Regeln halten, deswegen ein strike system, wer nach dem zweiten Mal es immer noch nicht kapiert hat der muss dann mit den Konsequenzen leben.

        "Tuner können nur tunen, wenn es solche Produkte auch zu kaufen gibt. Deshalb ist die Politik gefragt, solche Käufe zu verhindern."



        Ja aber dann lassen die das im Ausland machen.

        • @83379 (Profil gelöscht):

          "Ja aber dann lassen die das im Ausland machen."



          Argument überzeugt nicht. Hier muss eine Europaweite Lösung her. Auch manch Italiener zum Beispiel würde sch über weniger laute Tüten freuen.

          Es werden dann wenige sein, die den Weg ins EU-Ausland gehen werden.

          Ran an die Hersteller, auch bei den Auto-Auspuffanlagen. Wer es nicht bekommt, wird es auch nicht vermissen. Wir haben eine kapitalistische Angebotspolitik und keine Nachfrage-Marktwirtschaft.