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Da ist ja noch die Kunst (1): Einsam am Strand

Jetzt ist er noch viel einsamer als sonst, der Mönch. Weil ihn doch gerade niemand besuchen kommen darf in der Alten Nationalgalerie und schauen, wie ihn der Caspar David Friedrich da hingemalt hat ans Ende der Welt. Und irgendwie einsam fühlt sich das Bild selbst schon an, nicht viel zu sehen ist auf ihm: Ein Mensch. Strand. Meer. Himmel. Oder, besser, anders herum: Mächtig viel Himmel, der sich über die größte Fläche des Bildraums erstreckt, etwas Wasser, etwas Strand. Und der einsame Mensch, der übrigens überhaupt nicht so ausschaut, als wäre er nur kurz mal zu einem Spaziergang da raus ans Meer gekommen. Erstarrt wirkt er. Ein festgefrorenes Ausrufezeichen. Wenn man auch zugeben muss, dass es angesichts der übermächtigen elementaren Kräfte um den Menschen herum – der Himmel, das Meer – nur ein kleines Ausrufezeichen ist.Für Caspar David Friedrich war „Der Mönch am Meer“, entstanden zwischen 1808 und 1810, die Eintrittskarte zum Ruhm, obwohl der Künstler in dem Gemälde kaum den malerischen Konventionen der damaligen frühromantischcn Zeit folgte. Dafür war viel zu wenig auf dem Bild zu sehen, keine anmutige oder auch wild gefährliche Landschaft. Da wurde nichts erzählt. Alles bleibt im Ungewissen. Man ahnt eine Sonne, eine bestimmte Tageszeit ist nicht auszumachen. Der Himmel – ein farbpulsierender Assoziationsraum. Fast beliebig mag man in dem das Bild deuten und weiterdenken. Im Kern aber bleibt die Zwiesprache eines einsamen Menschen mit der Natur. Die Zwiesprache mit dem Gemälde im Original ist ja seit dem 14. März nicht möglich. Die Alte Nationalgalerie geschlossen wie auch die anderen Häuser der Staatlichen Museen zu Berlin. So bleiben derzeit nur die die digitalen Schlupflöcher, und da findet sich bei den Angeboten der Staatlichen Museen auf der Webseite www.smb.museum genug zum stöbern. Natürlich auch was zum „Mönch am Meer“. Und bei einem in der RBB-Mediathek abrufbaren aktuellen Rundgang durch die alte Nationalgalerie mit der Restauratorin Kristina Mösl ist der Mönch schon deswegen prominent vertreten, weil das Bild zwischen 2013 und 2016 aufwendig restauriert wurde.Lichter wirkt es nach der Entfernung der alten Firnis-Schichten heute. Ja, doch: auch zuversichtlicher. Der Mensch, der Natur ausgeliefert. Den Elementen trotzend. Sich einfindend in der Natur. Alles möglich mit dem einsamen Mönch. Thomas Mach Foto: bpk/Nationalgalerie SMB/Andres Kilger

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