Neue Regeln zum Schutz des Wassers: Bauern müssen weniger düngen
Bundesrat billigt umkämpfte Verordnung: In belasteten Gebieten muss 20 Prozent weniger gedüngt werden. Bauern und Wasserwerke sind unzufrieden.
Im Schnitt bringen die Bauern mehr Stickstoff aus, als die Pflanzen aufnehmen können. So gelangt Nitrat ins Grundwasser, aus dem das meiste Trinkwasser gewonnen wird. Außerdem trägt Überdüngung zu Artensterben und Klimawandel bei. Weil die Nitratgrenzwerte immer wieder überschritten werden, droht Deutschland eine Geldstrafe der EU.
Landwirte befürchten, dass sie wegen der Düngereduzierung weniger ernten, das Getreide schlechtere Qualität hat und sie die Gülle ihrer Tiere nicht mehr so leicht entsorgen können. Die Erträge der Ackerkulturen sinken Experten zufolge im Schnitt um 5 Prozent, wenn sie mit 20 Prozent weniger Stickstoff gedüngt werden.
Deshalb versprach Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) den Landwirten Fördermittel. Verbraucher würden entlastet: „Denn je sauberer das Grundwasser wird, desto weniger kostet die Trinkwasseraufbereitung, die jeder einzelne Haushalt bezahlen muss“.
„Zu viele Ausnahmen und Schlupflöcher“
Der Bauernverband kritisierte, dass die Pflanzen nicht mehr „bedarfsgerecht“ gedüngt werden dürften. Die Bauernprotestbewegung „Land schafft Verbindung“ drohte Klagen an. Nun müssten die Gebiete, in denen weniger gedüngt werden muss, möglichst klein festgelegt werden. Es sei ein Erfolg der Proteste, dass die Regeln erst bis 1. Januar 2021 und nicht wie ursprünglich geplant 3 Monate vorher umgesetzt würden.
Die Deutsche Umwelthilfe dagegen sprach von einem „wichtigen Schritt“. Der Naturschutzbund hält die Verordnung für unzureichend und forderte, die Zahl der Tiere pro Hektar zu verringern, damit sich die stickstoffhaltige Gülle nicht so stark konzentriert. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft kritisierte, auch die neuen Regeln enthielten „zu viele Ausnahmen und Schlupflöcher“, so dass die Überdüngung in den belasteten Gebieten nicht nachhaltig sinken werde.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Klage gegen Einstufung
Verfassungsschutz nennt AfD vorläufig nicht mehr rechtsextrem
Architektur nach der Nazi-Zeit
Lieblose Städte, kalte Städte
Zurückweisungen an den Grenzen
„Wir schaffen das“ ist jetzt abgeschafft
Friedrich Merz und sein Naziopa
Kann Merz als Bundeskanzler dazu weiter schweigen?
80 Jahre Kriegsende
Wie konnte die Bombardierung Hamburgs richtig sein?
Habemus Papam
Er will das Böse nicht gewinnen lassen