Berlin nach dem Anschlag in Hanau: Geheimwaffe Demokratie
Moscheen und Synagogen bekommen nach dem Attentat von Hanau mehr Polizeischutz. Runder Tisch gegen Rechts soll Demokratieprojekte fördern.
Das sei ein wesentliches Ergebnis einer Gesprächsrunde mit Sicherheitsbehörden, dem Leiter des Landesamts für Verfassungsschutz sowie VertreterInnen unter anderem von kurdischen Verbänden, dem Islamforum, der Jüdischen Gemeinde und dem Türkischen Bund. Geisel sprach von einem „besorgten Meinungsaustausch.“ Zwar sei Hanau rund 500 Kilometer von Berlin entfernt. „Aber das war ein Anschlag auf uns alle. Und Menschen in Berlin erwarten vom Senat zu Recht, dass er handelt.“
Welche der nach Geisels Angaben 107 Moscheen und rund 70 jüdischer Einrichtungen verstärkten Polizeischutz bekommen, wollte Geisel am Dienstag am Rande der Senatssitzung nicht sagen. Dann wäre ja auch im Umkehrschluss klar, welche Gebäude weniger stark bewacht würden.
Geisel erinnerte außerdem an die jeweils fünf Millionen Euro in 2020/21 für „bauliche Maßnahmen.“ Man wisse schließlich seit dem Anschlag auf die Synagoge in Halle im September: „Sicherheitstüren können Massaker verhindern.“
Keine absolute Sicherheit
Gelegenheit für Elke Breitenbach (Linke), zu betonen, dass es die absolute Sicherheit ohnehin nie geben könne – und dass es deshalb umso wichtiger sei, darüber nachzudenken, wie man die demokratischen Kräfte in der Gesellschaft stärken könne. „Die Welt hat sich gedreht, und nicht nur zum Besten“, sagte Breitenbach. Zum Beispiel müsse man damit umgehen, dass die AfD „geistige Brandstiftung“ betreibe.
Deshalb solle es jetzt „so schnell wie möglich“ einen Runden Tisch unter Federführung der Berliner Integrationsbeauftragten Katarina Niewiedzial geben. „Wo müssen wir Menschen stützen“, solle die Leitfrage sein.
Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) sagte am Dienstag, es sei wichtig, dass Taten auch zur Anzeige gebracht würden. „Wir wollen die Anzeigebereitschaft der Menschen steigern.“ Im Jahr 2019 habe es insgesamt 2.140 Ermittlungsverfahren wegen Hasskrimininalität gegeben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Kretschmer als MP von Linkes Gnaden
Neuwahlen hätten der Demokratie weniger geschadet
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen