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ARD-Deutschlandtrend nach ThüringenFDP und CDU verlieren

Eine Mehrheit ist für den Rückzug Kemmerichs. Bei der Frage, ob die Zusammenarbeit mit der AfD ausgeschlossen werden soll, herrscht Uneinigkeit.

Demonstration gegen die Wahl von Kemmerich am Mittwoch in Berlin Foto: Christian Ditsch

Berlin taz | Auf die Wahl des FDP-Kandidaten Thomas Kemmerich zum Ministerpräsidenten folgte ein politisches Erdbeben in Thüringen – weit über den Freistaat hinaus. Das spiegelt sich auch im Stimmungsbild der Bevölkerung wider. Eine Blitzumfrage des ARD-DeutschlandTrends zeigt: Eine Mehrheit der Bevölkerung befürwortet den Rücktritt Kemmerichs. Jedoch leiden FDP und CDU unter ihrem Schlingerkurs – sie verlieren deutlich an Ansehen.

Insgesamt halten 61 Prozent der 1.007 Befragten den Rückzug Kemmerichs vom Amt des Thüringer Ministerpräsidenten für richtig. Etwa ein Viertel, 24 Prozent, halten diesen Schritt für falsch.

Unter den Anhänger*innen der verschiedenen Parteien treten jedoch deutliche Unterschiede zutage: Während bei Linken, SPD und Grünen eine deutliche Mehrheit von über 80 Prozent den Rückzug befürwortet, halten die FDP-Anhänger*innen diese Entscheidung mehrheitlich für falsch. Nur 38 Prozent unterstützen die Entscheidung ihrer Parteiführung, Kemmerich zum Rücktritt zu bewegen, 46 Prozent hingegen lehnen diesen ab.

Auch die CDU ist in dieser Frage gespalten: Fast ein Viertel, 23 Prozent, der Unterstützer*innen der Union halten die Entscheidung für falsch, 65 Prozent unterstützen den Rückzug Kemmerichs. Bei der AfD sind dies nur 15 Prozent.

Ansehen von FDP und CDU sinkt

Die Ereignisse in Thüringen haben zudem deutlich Einfluss auf das Ansehen der Parteien in der Bevölkerung. 60 Prozent der Befragten gaben an, ihre Meinung über die Linke habe sich nicht verändert. 19 Prozent antworteten, ihre Meinung habe sich verschlechtert. Bei 10 Prozent stieg die Linke im Ansehen. Das Bild bei SPD und Grünen ist ähnlich.

CDU und FDP leiden jedoch deutlich unter den aktuellen Entwicklungen. Das Ansehen beider Parteien ist signifikant gesunken: 41 Prozent der Befragten gaben an, dass sich ihre Meinung über die CDU verschlechtert habe. Die FDP sank sogar bei 44 Prozent der Befragten im Ansehen. Für 43 Prozent machen die Ereignisse in Thüringen keinen Unterschied und 4 Prozent haben ihre Meinung über die FDP verbessert.

Während die Spitzen der im Bundestag vertretenen Parteien die Zusammenarbeit mit der AfD gestern erneut kategorisch ausgeschlossen haben, ist die Haltung der Parteianhänger*innen differenzierter. Die Anhänger*innen von Linken, Grünen und SPD sind mit einer großen Mehrheit von jeweils etwa 80 Prozent gegen jedwede Zusammenarbeit mit der AfD. Auch bei der CDU schließen 69 Prozent der Befragten eine Kooperation mit der AfD prinzipiell aus.

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Anders sieht das Stimmungsbild unter den FDP-Anhänger*innen aus: 62 Prozent der Befragten, die bei der letzten Bundestagswahl FDP gewählt haben, sind der Meinung, dass über eine Zusammenarbeit mit der AfD von Fall zu Fall entschieden werden solle. 13 Prozent halten einen Ausschluss für falsch, nur jede*r vierte FDP-Anhänger*in möchte die Zusammenarbeit mit der AfD kategorisch ausschließen.

Sogar auf Seiten der AfD lehnen 8 Prozent der Anhänger*innen eine Kooperation mit ihrer eigenen Partei grundsätzlich ab. 60 Prozent der Befragten sprechen sich gegen einen kategorischen Ausschluss aus. Drei von zehn sind dafür, von Fall zu Fall zu entscheiden.

Mit besonderem Interesse dürften die Parteien in Thüringen auf diese Zahlen schauen. Schließlich hängt ihr weiteres Vorgehen auch davon ab, welches Ergebnis sie bei möglichen Neuwahlen erwarten könnten. Laut einer einer jüngsten Forsa-Umfrage würde die CDU bei Neuwahlen deutlich schlechter abschneiden, während die Linke an Stimmen gewinnen würde. Die FDP drohe bei Neuwahlen die Fünfprozenthürde und damit den Einzug in den Landtag zu verfehlen.

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6 Kommentare

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  • Was zum Teufel interessiert der "Deutschland-Trend" nach dem Versagen der Thüringer Landtagsfraktionen???

    Wo ist der Thüringen-Trend?

  • "Die Anhänger*innen von Linken, Grünen und SPD sind mit einer großen Mehrheit von jeweils etwa 80 Prozent gegen jedwede Zusammenarbeit mit der AfD."

    Ist so ein Satz nicht nahe an der Staatskrise? Selbst bei diesen Parteien nur 80% der Wähler? Mit Nazis zusammenarbeiten? Oder andererseits Menschen und Parteien als Nazis aus dem politischen und gesellschaftlichen System nehmen, die evtl. keine Nazis sind? Sind das nicht viel zu tiefliegende Fragen als dass man da einfach darüber weggehen kann? Oder muss man/jeder einfach noch viel konsequenter, auch in seiner Umgebung schauen, wer auf welcher Seite steht?

  • das bestätigt wieder einmal meine diagnose dass die fdp im politischen spektrum rechts von der cdu einzusortieren ist.auf die gemeinsamkeiten von liberalismus und faschismus ,habe Ich in diesem forum schon öfter hingewiesen.es ist kein zufall dass keine andere nicht offen neofaschistische partei nach 1945 so viele nazis in ihren reihen hatte wie die fdp.liberale sind feinde der sozialen gerechtigkeit der sozialen sicherheit und der sozialen gleichheit.das verbindet sie mit den faschisten und erklärt warum liberale und faschisten sich schon oft zusammen gegen die demokratie verschworen haben,sobald es in dieser keine mehrheiten mehr für den kapitalismus gab.

    • @satgurupseudologos:

      Sorry aber die SED hatte mehr!

      • @Carsten1250:

        In der DDR gab es ja nun auch keine wirkliche Wahlmöglichkeit wenn man in der Politik aktiv sein wollte...

  • Politische Entscheidungen vom Mikrozensus abhängig machen ? Wirklich nicht.