ARD-Deutschlandtrend nach Thüringen: FDP und CDU verlieren
Eine Mehrheit ist für den Rückzug Kemmerichs. Bei der Frage, ob die Zusammenarbeit mit der AfD ausgeschlossen werden soll, herrscht Uneinigkeit.
Insgesamt halten 61 Prozent der 1.007 Befragten den Rückzug Kemmerichs vom Amt des Thüringer Ministerpräsidenten für richtig. Etwa ein Viertel, 24 Prozent, halten diesen Schritt für falsch.
Unter den Anhänger*innen der verschiedenen Parteien treten jedoch deutliche Unterschiede zutage: Während bei Linken, SPD und Grünen eine deutliche Mehrheit von über 80 Prozent den Rückzug befürwortet, halten die FDP-Anhänger*innen diese Entscheidung mehrheitlich für falsch. Nur 38 Prozent unterstützen die Entscheidung ihrer Parteiführung, Kemmerich zum Rücktritt zu bewegen, 46 Prozent hingegen lehnen diesen ab.
Auch die CDU ist in dieser Frage gespalten: Fast ein Viertel, 23 Prozent, der Unterstützer*innen der Union halten die Entscheidung für falsch, 65 Prozent unterstützen den Rückzug Kemmerichs. Bei der AfD sind dies nur 15 Prozent.
Ansehen von FDP und CDU sinkt
Die Ereignisse in Thüringen haben zudem deutlich Einfluss auf das Ansehen der Parteien in der Bevölkerung. 60 Prozent der Befragten gaben an, ihre Meinung über die Linke habe sich nicht verändert. 19 Prozent antworteten, ihre Meinung habe sich verschlechtert. Bei 10 Prozent stieg die Linke im Ansehen. Das Bild bei SPD und Grünen ist ähnlich.
CDU und FDP leiden jedoch deutlich unter den aktuellen Entwicklungen. Das Ansehen beider Parteien ist signifikant gesunken: 41 Prozent der Befragten gaben an, dass sich ihre Meinung über die CDU verschlechtert habe. Die FDP sank sogar bei 44 Prozent der Befragten im Ansehen. Für 43 Prozent machen die Ereignisse in Thüringen keinen Unterschied und 4 Prozent haben ihre Meinung über die FDP verbessert.
Während die Spitzen der im Bundestag vertretenen Parteien die Zusammenarbeit mit der AfD gestern erneut kategorisch ausgeschlossen haben, ist die Haltung der Parteianhänger*innen differenzierter. Die Anhänger*innen von Linken, Grünen und SPD sind mit einer großen Mehrheit von jeweils etwa 80 Prozent gegen jedwede Zusammenarbeit mit der AfD. Auch bei der CDU schließen 69 Prozent der Befragten eine Kooperation mit der AfD prinzipiell aus.
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Anders sieht das Stimmungsbild unter den FDP-Anhänger*innen aus: 62 Prozent der Befragten, die bei der letzten Bundestagswahl FDP gewählt haben, sind der Meinung, dass über eine Zusammenarbeit mit der AfD von Fall zu Fall entschieden werden solle. 13 Prozent halten einen Ausschluss für falsch, nur jede*r vierte FDP-Anhänger*in möchte die Zusammenarbeit mit der AfD kategorisch ausschließen.
Sogar auf Seiten der AfD lehnen 8 Prozent der Anhänger*innen eine Kooperation mit ihrer eigenen Partei grundsätzlich ab. 60 Prozent der Befragten sprechen sich gegen einen kategorischen Ausschluss aus. Drei von zehn sind dafür, von Fall zu Fall zu entscheiden.
Mit besonderem Interesse dürften die Parteien in Thüringen auf diese Zahlen schauen. Schließlich hängt ihr weiteres Vorgehen auch davon ab, welches Ergebnis sie bei möglichen Neuwahlen erwarten könnten. Laut einer einer jüngsten Forsa-Umfrage würde die CDU bei Neuwahlen deutlich schlechter abschneiden, während die Linke an Stimmen gewinnen würde. Die FDP drohe bei Neuwahlen die Fünfprozenthürde und damit den Einzug in den Landtag zu verfehlen.
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