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Greenwashing von FlugunternehmenMit 30 Cent gegen die Scham

Kommentar von Heba Alkadri

Die Flugzeugairline Easyjet will den CO2-Ausstoß ihrer Flüge ausgleichen. So sollen Kund*innen endlich wieder ohne schlechtes Gewissen fliegen können.

Würde man ein einziges Flugzeug im Jahr besteigen, wäre vielmehr für den Klimawandel getan Foto: Ralf Hirschberger/dpa

W ie viel braucht es, um einen Menschen von seiner Flugscham zu befreien? Wenn es nach der britischen Billigfluggesellschaft Easyjet geht: lediglich 30 Cent.

In dieser Woche hatte die Airline angekündigt, die CO2-Emissionen für all ihre Flüge – und ihre Kund*innen gleich mit – auszugleichen. Damit sei Easyjet „die erste große Fluggesellschaft, die die durch Treibstoffverbrennung verursachten CO2-Emissionen aller nationalen und internationalen Flügen ausgleicht“. Wie freundlich von ihr.

Easyjet will also künftig bei allen Flügen CO2-Emissionen kompensieren, indem sie gleichzeitig in Klimaschutzprojekte investiert, Bäume pflanzt oder diese vor der Abholzung schützt. Fliegen mit Easyjet werde dadurch nicht teurer, nein, man bezahle das alles aus eigener Tasche, beteuert die Airline.

Im laufenden Geschäftsjahr werde man 25 Millionen Pfund, umgerechnet rund 30 Millionen Euro bereitstellen, kündigte Vorstandschef Johan Lundgren an. Pro verkauften Ticket sind das 30 Cent, die das Unternehmen investiert. Und weil das noch nicht genug ist, werden Piloten ab sofort nur ein Triebwerk auf dem Rollfeld laufen lassen. Außerdem will Easyjet in Zukunft den Bau von Elektro- und Hybridflugzeugen unterstützen.

Was rettet schon das Klima?

Für viele Flugreisende, denen Umwelt und Klimaschutz zwar nicht egal sind, die aber ungern aufs Fliegen verzichten, klingt diese Ankündigung natürlich erst einmal fantastisch. Ab sofort können sie also wieder ohne schlechtes Gewissen mit dem Flugzeug fliegen. Wenn es doch nur so einfach wäre. Dass die Easyjet-Flüge durch diese Aktion noch lange nicht klimaneutral sind, bleibt unerwähnt. Denn die enormen Klimaschäden durch den Flugverkehr gehen weit über die CO2-Emissionen hinaus.

Easyjet ist nicht die erste Fluglinie, die versucht, sich durch Greenwashing als klimafreundliches Unternehmen zu inszenieren. Auch die Lufthansa animiert ihre Passagier*innen dazu, das produzierte Kohlendioxid beim Kauf eines Tickets durch einen zusätzlichen Beitrag auszugleichen. Und wer sich sein Gewissen noch stärker erleichtern will, kann bei dem gemeinnützigen Anbieter Atmosfair den eigenen Ausstoß von Treibhausgasen mit viel Geld kompensieren.

Was sicherlich neu ist an der Aktion von Easyjet: Sie setzen nicht auf die Freiwilligkeit ihrer Kund*innen. Dass es sich offensichtlich um eine Klimakampagne handelt, ist trotzdem irgendwie klar. Denn 30 Cent können das Klima noch lange nicht retten. Weniger Flugverkehr hingegen schon.

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19 Kommentare

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  • Mich würde mal interessieren, wieviele Flugpassagiere tatsächlich "Scham" empfinden.

    < 10% würde ich sagen. Das ist eher so ein Medien ding.

  • Kompensiert wird nicut im Jahre des Fluges, sondern die Investitionen sollen erst im Laufe vieler Jahre andere Emissionen vermeiden. Die ohnehin schon unvermeidliche Problematik, eine Referenzentwicklunng anzugeben, wird dadurch noch verschaerft. Ohnehin wird bei den meisten Projekten kein Gramm CO2 wieder aus der Luft herausgeholt.

  • Die umweltfreundlichste kWh ist die, die gar nicht erst verbraucht wird.



    Ergo, der umweltfreundlichste Flug ist der, der nicht stattfindet. Kein Mensch muss fliegen.



    Da ist mit Geld nunmal nichts, aber auch gar nichts zu machen. Ob über Ökostrom oder Flugstrafzahlung – kaputt ist kaputt – also die Umwelt.



    ^^Und jetzt noch eine Runde Mitleid für die Menschen, die "UNGERN auf's Fliegen verzichten" – ooooooohhhhh…



    Vernunft ist ja wohl doch nicht DAS hervorstechende Merkmal des Menschen … … und was heißt denn bitte "UNGERN verzichten"?!



    Glaubt ernsthaft noch ein Mensch, dass das eine Entscheidung ist, die einem heutzutage noch persönlich zusteht?



    Hört auf, Euch selbst in die Tasche zu lügen, und die Gewinnmaximierer sollen endlich aufhören uns anzulügen.



    - Ein paar gepflanzte Bäume sind noch lange kein Wald, also eben kein Ökosystem.



    - Jede Klamotte, die frauman kauft und nicht gegen Kälte oder als Ersatz für abgtragene Kleidung wirklich benötigt, ist schon eine zu viel.



    -Auto braucht kein Mensch.



    - Es werden auch viele Arbeitsplätze wegfallen, wenn wir den Klimaschutz ernst nehmen – also ist Solidarität und Verteilungsgerechtigkeit gefragt, nicht Ausgrenzung und singuläre Geld-Anhäufung.



    - Der Kapitalismus ist das Übel. Weg damit.



    - Gemeinwohlökonomie und Kreislaufwirtschaft mit Fokus auf Klima und Umwelt.



    - Gewinnmaximierung muss streng bestraft werden.



    - Reichtum deckeln.



    - Strafsteuern für Gier einführen.



    - Phantasie ist gefragt



    - und Gerechtigkeit.



    - Weg mit diesem alles und alle hirnlos ausbeutenden System.



    - Die Asozialen sind die, die Gewinn und Reichtum nur für sich und ihre Familie im Kopf haben.



    - Wir brauchen eine Ent-Kapitalisierung unserer Gedanken und Verhalten.



    - Eine Enteignung der Superreichen ist überfällig, weil dadurch eine Macht entstseht, die dem Gemeinwohl entgegensteht.



    - Die Produktionsmittel gehören in kommunale, gemeinnützige Hände – da fiele schon mal ganz viel "Blödsinn" weg, den kein Mensch wirklich braucht.



    Party is over, stupid.

    • @Frau Kirschgrün:

      "Produktionsmittel in gemeinnützige Hände " sagen Sie. Ich finde es erstaunlich, daß nachdem alle (sic) sozialistischen Experiemente auf dieser schönen Welt gescheitert sind, es immer noch Leute gibt, die glauben, daß das funktionieren könnte. "Enteignung der Superreichen" sagen Sie auch. Jetzt stellen Sie sich mal vor, daß man mit der Enteignung bei Ihnen anfängt. Also für einen Sri Lankier, der monatlich € 12 als Armenhilfe bekommt, sind Sie steinreich. Ich glaube, Sie überlegen sich das alles besser nochmal.

    • 0G
      06098 (Profil gelöscht)
      @Frau Kirschgrün:

      Also bei Ihnen sind Panik und Hysterie ja geradezu greifbar, keine guten Voraussetzungen für eine vernünftige Herangehensweise... Ich für meinen Teil möchte vorm Ableben so viele wie möglich Länder bereist haben, vor 20 Jahren galt dies als erstrebenswert. Und ich habe keine Kinder in die Welt gesetzt und behaupte mal, dadurch einen enormen CO2-Vorsprung zu haben.

      • @06098 (Profil gelöscht):

        "Wer seine Augen nicht braucht um zu sehen, der wird sie brauchen um zu weinen." Jean Paul



        Sorry, aber ein wie auch immer geartetes Aufrechnen aus der Wohlfühlzone heraus ist nunmal nicht gefragt.



        Unser westlicher Lebensstandard ist insgesamt so viel zu hoch, dass sogar nur der Regelsatz von AlG2 für ALLE immer noch zu viel ist, um das Klima nennenswert zu schützen.



        Viel Spaß beim Welt-Bekucken.



        Halten Sie sich ran.



        Der Kipp-Punkt wird nochmal eine Turbobeschleunigung der Klimakatastrophe bringen.



        Das wird weltweit Kriege, Kämpfe um Wasser und Nahrung, Mord- und Totschlag und Völkerwanderungen auslösen. Schöne neue Welt.



        Und erzählen Sie doch mal von Ihrer Einstellung einer Inder*in, einer Bangladescher*in oder einem Menschen aus Tuvalu. Die kommen dann alle zu uns, weil ihre Länder und Inseln abgesoffen sind und sie zu arm zum "Länder-Bereisen" sind, weil wir alles "verbraten" haben.



        ^^Aber Sie haben natürlich recht: Alles total hysterisch und panisch.^^



        Was schlagen Sie vor, außer zu reisen, weil's ja "erstrebenswert" ist?



        Machen Sie doch mal diesen Test, ganz heimlich und für sich:



        www.fussabdruck.de...est/#/start/index/

        • 0G
          06098 (Profil gelöscht)
          @Frau Kirschgrün:

          Na dann seien Sie doch mal transparent und erzählen und von Ihnen... zB, haben Sie Kinder? Womöglich Enkel? Oder leben Sie noch von den Eltern und/oder verdienen kein eigenes Geld? Wieviele Computer und/oder Smartphones besitzen Sie? Oder gehen Sie für Ihre unzähligen Posts jedes Mal ins Internet Café? Leben Sie auf dem Land oder in der Stadt, wieviele Quadratmeter "besetzen" Sie? Haben Sie ein Auto? Wo verbringen Sie Ihre Urlaube oder verkneifen Sie sich diese?



          Geht uns alle nichts an, korrekt... würde aber ungemein helfen, Ihre Aussagen einzuordnen.

  • Solange es für bestimmte Aufgaben, ich ich im Beruf (auf Anweisung)zu erfüllen habe, keine praktikable Alternativen zur Fliegerei gibt, fliege ich dafür ohne schlechtes Gewissen.

  • Ich werde auch in Zukunft nicht darauf verzichten, meine Schwiegereltern in Sri Lanka mit dem Flugzeug aufzusuchen. Die Segelschiffverbindungen sind da doch noch recht unbequem. Und umweltschonend werde ich unterwegs meinen Whisky aus einem Glas trinken und nicht aus einem Pappbecher. Überdies haben wir heute gegenüber der Kreidezeit ein um ein 20-faches niedrigeren CO2-Anteil in der Luft als zu der Zeit der Dinosaurier. Wahrscheinlich haben die Dinos damals einfach alle Fabriken und die geschlossen, gell?

  • 10 to CO2 - Ausstoß im Schnitt pro Kopf und Jahr hat aktuell der Wohlstandsdeutsche. 2 to wäre gerade noch klimaneutral.



    Ein internationaler Flug innerhalb Europa verpulvert 1- 2to CO2 in die Luft pro Hin- und Rückflug. Ein internationaler Flug bis zu 10 to !!! Also das klimaneutrale Jahresbuget ist mit einem Europa- Urlaubsflug erschöpft, beim Überseeflug 5fach überschritten. Und dann noch das Auto zu hause, das Massentierproduktkonsumieren, das große Haus, die ganze Elektronik usw...oh weia...Der Vielflieger kommt so locker auf 20-30 to CO2- Ausstoß im Jahr !!!!!!!!! Ein Inder im Durchschnitt hat noch nicht mal 1to CO2 im Jahr zusammen.



    Wer jetzt wieder reinen Gewissens fliegt weil die Fluggesellschaft läppische 30 Cent für diese Klimakillerflüge zahlt der hat nun wirklich einen Schaden im Kopf.



    Bei Atmosfair zahlt man locker mal 150 Euro für einen Überseeflug, sicher auch viel zu wenig, aber immerhin. Das sollte einem Urlaubsspaßflieger mit noch einem Fünkchen Moral im Kopf als Ausgleich fürs Klimakillen mindestens wert sein.



    Macht aber kaum einer, weil aus eigener Erfahrung dem Gerneflieger das Klima schlichtweg scheißegal ist.



    Der einzige Grund von Easyjet ist es die Fluggastzahlen weiter zu steigern mit dem Verarschungstrick 30 Cent für`s Klima. Durch das immer mehr Fliegen der Urlaubskonsumenten wird das zichfache mehr an CO2 in die Luft geblasen, wie durch Ausgleichzahlungen an CO2 anderenorts eingespart wird.



    Einzig allein klimafreundlich ist nicht zu fliegen, und wenn doch alle paar Jahre mal, dann bei Atmosfair ausgleichen.

  • Jeder der sich für Umwelt- und Klimaschutz engagiert muss sich darüber im Klaren sein, dass das Kapital mit allen Tricks versucht sich reinzuwaschen. Wer darauf hereinfällt hat schon verloren.

    • @APO Pluto:

      Ich finde das geht tiefer als "Jeder der sich für Umwelt- und Klimaschutz engagiert". Jeder einzelne Mensch ist davon betroffen, auf einem endlichen Planeten, dem auch Greenwashing nicht das Leben retten wird, denn jedes Wachstum, das über maximalen Gewinn generiert werden soll, ist absolut schädlich und trägt zur Verschlimmering, aber nicht zur Rettung bei.



      Dass selbst bei dieser, Ihrer, eingeschränkten Kritik am Kapitalismus sofort wieder die Relativierer auftauchen, ist schon erschütternd.

    • @APO Pluto:

      Das "Kapital" könnte in diesem Falle auch einfach nur eine Flugbegleiterin sein, die ihren Arbeitsplatz behalten möchte. Es ist ja nicht so, dass der ständig wachsenden Menschheit und der Umwelt damit geholfen wäre, wenn große Teile der Bevölkerung von heute auf morgen arbeitslos werden.

      • @Trango:

        Sie sollten mal über den Begriff "Totschlagargument" nachdenken – wenn's ohne zu große Anstrengungen ginge.



        Fragen Sie mal bei AlG2-Beziehern nach, ob die gefragt wurden als sie ihren Job verloren haben.



        Der Planet ist vernichtet, aber wir hätten da noch 8,5 Mio. Arbeitsplätze zur Verfügung – wie wär's, wer hat Lust?!

        • @Frau Kirschgrün:

          Wenn Sie und Portolkyz mit etwas Differenzierungsvermögen gelesen hätten, wäre Ihnen der Passus "von heute auf morgen" aufgefallen, wie es in der vom Daueralarmismus geprägten Stimmung ja gefordert wird.

          Stichwort "Totschlagsargument": Wie wäre es mal mit "Der Planet ist vernichtet"?

          Da nich für...

          • @Trango:

            Aufgeben kommt nicht in die Tüte.

      • @Trango:

        Wir schlagen einfach JEDES Argument tot mit der Arbeitsplatzkeule, gell? Wir bauen Straßen, denn es könnten Bauarbeiter arbeitslos werden, wir ändern einfach nirgends nichts. Wenn man das immer so gemacht hätte, hätte man auch heute noch Pferdekutschen, denn es sind ja Hufschmiede arbeitslos geworden.

  • Ich zahle künftig 30 Cent mehr für mein Tiramisu zum Dessert, weil mir der Arzt empfohlen hat, auf mein Gewicht zu achten.