Verkehrsclub testet Deutsche Bahn: Fahrgäste geben Note 3

In einer Umfrage haben KundInnen die Deutsche Bahn mit „Befriedigend“ bewertet. Hohe Ticketpreise und Unpünktlichkeit verschlechterten den Schnitt.

Züge in der Morgendämmerung

Bahnhof in Frankfurt/Main: Wer günstig bahnfahren will, muss früh aufstehen Foto: Christoph Hardt/imago

BERLIN taz | Immerhin Mittelmaß: In den Augen der KundInnen der Deutschen Bahn hat der Fernverkehr hierzulande die Note „befriedigend“ verdient. Das ist das Ergebnis des Bahntest 2019/20, den der ökologisch orientierte Verkehrsclub Deutschland (VCD) am Dienstag veröffentlicht hat. Vor allem die mangelnde Pünktlichkeit und die hohen Ticketpreise sorgen für die mäßige Bewertung.

„Ein ‚befriedigend‘ reicht nicht für die Verkehrswende“, sagte die VCD-Bundesvorsitzende Kerstin Haarmann. Wenn der Straßenverkehr aus Klimaschutzgründen teurer werde, sei eine bezahlbare und brauchbare Alternative erforderlich. „Gerade auf langen Distanzen ist das die klimafreundliche Bahn.“

Für die Studie hat das Meinungsforschungsinstitut Quotas bei einer repräsentativen Befragung KundInnen im Fernverkehr das Angebot der Bahn mit Schulnoten bewerten lassen. Die Höhe der Ticketpreise benoteten die Befragten mit einer 3,4, die Pünktlichkeit mit einer 3,5. Mit 2,2 schnitt die Klimaverträglichkeit gut ab, für den Punkt Sicherheitsgefühl gab es die Note 2,0. Nach Angaben des VCD sind die Ticketpreise im Fernverkehr zwischen 2015 und 2018 um 3,3 Prozent gestiegen, im Nahverkehr um 10,2 Prozent. Mit der angekündigten Senkung der Mehrwertsteuer von 19 auf 7 Prozent werden die Tickets im Fernverkehr voraussichtlich zum Jahresanfang billiger.

Allerdings sind die meisten Fahrgäste ohnehin mit einem reduzierten Ticket unterwegs. Der „Flexpreis“ der Bahn, der Standardpreis ohne Ermäßigung, sei keineswegs der Normalfall, sagte VCD-Bahnexperte Phillipp Kosok. „Den Standardpreis nutzt nur jeder fünfte Bahnkunde.“ Nicht nur Wochen im Voraus geplante Bahnfahrten sind günstig: Laut VCD können KundInnen selbst 24 Stunden vor einer Reise mit einem Angebotsticket durchschnittlich 33 Prozent gegenüber dem Normalpreis sparen. Die KundInnen der Bahn seien flexibel und nutzten Züge, für die es Rabatte gibt, sagte Kosok. „Die Lenkungswirkung der Sparpreise funktioniert.“

Gewusst wie, dann kann es funktionieren

Fahrgäste müssten sich allerdings auskennen, um ein günstiges Ticket zu bekommen. Auch sind die günstigen Fahrkarten nicht gleichmäßig verfügbar: Dienstags und mittwochs gibt es die meisten Sparpreise. Wer vor 8 Uhr morgens oder ab 20 Uhr abends in die Bahn steigt, hat gute Chancen auf ein billiges Ticket. Dabei lohnt es sich, Angebote zu verschiedenen Zeitpunkten zu prüfen. „Offenbar justiert die Bahn nach“, erklärte Kosok. So sorgt sie für Auslastung. Trotz der vielen Spartickets prägt der hohe reguläre Preis das Bild der KundInnen von der teuren Bahn, kritisierte der VCD-Experte. „Der Flexpreis als Einstieg wirkt abschreckend.“ Die Bahn sollte die Spreizung bei den Preisen schließen, empfahl er.

Für Privatleute bietet die Bahn insgesamt neun verschiedene Bahncards an. Interessierte finden auf der Seite vcd.org einen Rechner, mit dem sie herausfinden, welche für sie geeignet ist.

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