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Nach den Landtagswahlen im OstenAltmaier fordert Reformen

Der Wirtschaftsminister will, dass sich das politische System Deutschlands deutlich verändert. Er fordert etwa einen kleineren Bundestag und mehr Bürgerbeteiligung.

Drehstuhl im Bundestag Foto: Florian Gärtner/Photothek/imago images

Berlin dpa | Wirtschaftsminister Peter Altmaier hat sich für eine grundlegende Reform des politischen Systems und eine stärkere Beteiligung der Bürger an Entscheidungen ausgesprochen. Die Thüringen-Wahl sei eine tiefgreifende Zäsur für die Politik in Deutschland.

„Wir dürfen unsere Hände nicht in Unschuld waschen, wenn der Anteil der Wähler, die keine staatstragende Partei mehr wählen, sich verdoppelt, die Mitgliederzahl der Parteien sich halbiert und die Abgeordnetenzahl immer weiter steigt“, schreibt der CDU-Politiker in einem Gastbeitrag für die Rheinische Post vom Donnerstag. Die großen Parteien müssten zu Veränderungen bereit sein.

„Es geht längst nicht mehr um irgendeinen neuen Vorsitzenden, Kanzlerkandidaten oder Minister, es geht auch nicht um den soundsovielten Koalitionskompromiss, es geht um grundlegende Fragen des Vertrauens und der Akzeptanz“, erklärte Altmaier. Dazu müssten alle zu grundlegenden Politikreformen bereit sein.

Konkret nannte er eine Verkleinerung des Bundestags. „Ich bin der Meinung, dass wir noch in diesem Jahr eine Parlamentsreform brauchen, die zu einer deutlichen Verkleinerung in mehreren Stufen führt. Die Zahl der Abgeordneten sollte alle vier Jahre um 40 Sitze reduziert werden, bis eine angemessene Zahl erreicht ist.“

Altmaier will weniger Minister

Die Zahl der Minister solle auf 15 festgeschrieben werden und die Zahl der Staatssekretäre und Regierungsbeauftragten ab der nächsten Regierungsbildung um ein Drittel reduziert werden. Bundestags- und Landtagswahlen müssten stärker konzentriert und zusammengefasst werden. Auch die Wahlperiode im Bund müsse auf fünf Jahre verlängert werden.

Zudem müsse die Debattenkultur überdacht werden. „Wir brauchen Formate, mit denen Debatten auch außerhalb von Wahlen möglich sind. „Im Vorfeld von Gesetzen sollten Online-Anhörungen den Menschen die Möglichkeit geben, sich zu äußern. Ihre Bedenken und Vorschläge sollten sie künftig stärker an die Politik herantragen können, und zwar so, dass sie auch tatsächlich Berücksichtigung finden können.“

Informelle Gremien, zum Beispiel die Koalitionsausschüsse, hätten in einem solchen Maße zugenommen, dass die formell zuständigen Gremien entwertet werden. Auch das trage zur Verdrossenheit bei den Bürgerinnen und Bürgern bei, weil die allermeisten Entscheidungen hinter verschlossenen Türen getroffen würden.

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15 Kommentare

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  • Da die Parteien ihre untauglichen Politiker, Kohl, Merkel, Mappus (BW), Schuster(S) nicht selbst absetzen wollen und lieber den Aufstieg der Alternativ-CDU in Kauf nehmen: Amtszeitbeschränkung.



    Ich muß mir nur vorstellen, wir bekämen einen Donald. Der könnte hier 20 Jahre regieren, keine Chance ihn loszuwerden, außer er verliert den III.Weltkrieg.

    Für den Bundestag ein Quorum von mindestens 1/3 für Direktmandate.

  • "Die Zahl der Abgeordneten sollte alle vier Jahre um 40 Sitze reduziert werden, bis eine angemessene Zahl erreicht ist.“"

    wieso? Zahl festlegen... was weis ich 353 (Primzahl), dann wird Prozentual vergeben, immer abgerundet, ggf. bleiben Stühle leer

    Keine Zweitstimmen, keine Überhangsmandate.

    Eine Person, eine Stimme.

  • Hat er recht, das ganze aufgeblasene Politikgeschäft muss geschrumpft werden.



    Und Rituale auch mit renovieren: Insbesondere alles was schlecht ist kommt immer von der anderen Seite und ist ein Skandal.



    Und wenn dann die Medien ihre News-Übertreibungen die in zwei Wochen sowieso keiner mehr erinnert mal reduzieren wäre das auch ganz nett.

    • @Tom Farmer:

      Solange, bis man nur noch einen Führer hat, wa?

      • @Unvernunft:

        Och jeh, schlecht geschlafen....leicht aggro?

  • Ausgerechnet Herr Altmaier.

    Nach seinem Herumlavieren im Kontext der Klimakrise genau ein Beispiel dafür, warum dieser Zunft kein Vertrauen entgegenweht.

    Kann weg.

  • Klingt auf den ersten Blick ganz sinnvoll, was er vorschlägt.

  • In der Analyse hat P. Altmaier sicherlich recht; eine Reformierung des politischen Systems in Deutschland ist längst überfällig; UND darf sich nicht in einer monatelangen Kürung eines neuen Parteivorstandes erschöpfen.



    Doch dann hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf.



    Denn ein Mensch, der noch vor kurzem FFF-Demos belächelte und deutlich Kund tat, dass Politik nicht auf der Straße entschieden werden würde, eignet sich nicht als Botschafter für mehr Bürgerbeteiligung.



    Also was treibt unser kanzlerInnentreues Moppelchen um? Ist sein Vorstoß vielleicht Ausdruck dafür, dass selbst der Rechten langsam dämmert, dass die wachsende Ungerechtigkeit in unserem Land das gegebene System zum platzen bringen wird, und deshalb unsere Demokratie massiv gefährdet ist?!? Doch für solche Sorgen ist unser wackerer Parteisoldat definitiv nicht bekannt.

    Also was treibt ihn? Und wie könnte man diesen Gedanken der Rerformbedürftigkeit in weite Kreise der Gesellschaft tragen, wenn schon unser Moppelchen sich hierzu vernehmlich äußert?

    ;-)

    • @tazeline:

      Was soll das, dass Sie wiederholt auf seine Figur anspielen?

      • @Fallmanagerin:

        Werteste - so ein Assist - mit Fotto -

        "Der Wirtschaftsminister will, dass sich das politische System Deutschlands deutlich verändert. Er fordert etwa einen kleineren Bundestag und mehr Bürgerbeteiligung."

        Denn machste doch mit der Mütze - wa.



        & doch echt fat &



        Fein - daß Alti - schon mal Platz macht

        unterm---- kl. Tipp - fallsse sich --



        Für die Goldene Pc-Nadel bewerben:



        Meine Stimme hamse schon mal.

        • @Lowandorder:

          Danke, danke. Bin zwar nicht auf Stimmenfang, aber Ihre nehme ich trotzdem. ;-)

          Wo waren Sie denn vorgestern bei den ganzen Artikeln zum Urteil bzgl. der Sanktionen für ALG II Beziehende? Hab Sie dort bisschen vermisst.

          • @Fallmanagerin:

            Ok Ok - but entre nous only -

            Tja. Angejahrte Männer sollen eben doch nicht (mehr) den "kann ich .. doch ab" geben. Gellewelle!



            &



            Drei Tage a Tagung in nem Hotel mit kaputter Heizung & ohne heiß Wasser nächtigen (btw - eine der beteiligten Damen KA - machte am Samstag noch bella figura;)

            & Däh & kurz -



            Liege mit Schnüff&all that stuff fett auf der Nase - & da denk ich nicht gut!



            Liggers. Soooon Hals.

            unterm----



            Habe aber die ausgehandelte Kürzung a Hotel für die nächste Tagung coram publico gespendet.)

            Schnüff Pruuust ....Hartz IV - Schröders & Co. - Klassenverrat. Nothing else.

            • @Lowandorder:

              Heidenei! Dann mal gute Besserung. :-)

              • @Fallmanagerin:

                Danke - Unkraut vergeht nicht.

  • Ah, Kontrolle von Wirtschaftslobbyisten und die Umsetzung der internationalen Antikorruptionsrichtlinien ist nicht dabei? Sehr vertrauenserweckend.