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Imagekampagne für HandwerksberufeDie philosophierende Tischlerin

Das Handwerk hat ein Imageproblem. Immer mehr junge Menschen wollen lieber Kopfarbeit verrichten. Nun soll's eine Kampagne richten.

Je „geistiger“ ein Beruf wirkt, desto angesehener wird er wahrgenommen. Das ist Quatsch Foto: imago/Christian Vorhofer

Berlin taz | Jimmy Pelka ist ein toller Typ. Er pendelt zwischen Bad Mergentheim und den Arabischen Emiraten hin und her, rüstet Luxusautos von Scheichs und Autofans auf und fährt selbst Porsche. Auf Instagram sieht man den gelernten KFZ-Mechaniker und Firmenchef durch die Gegend düsen, irgendwo in der Wüste, neben ihm ein arabischer Auftraggeber.

Ein aufregendes Leben führt auch Johanna Röh, Tischlerin. Sie hat nach ihrer Lehre die Welt bereist, in den USA, in Südamerika, in Asien gearbeitet. Man sieht sie in Kluft neben einem japanischen Meister, einem Sensei, sitzen. Jetzt führt sie einen ökologisch orientierten Tischlereibetrieb in Deutschland und wirbt in den sozialen Medien für das Handwerk.

HandwerkerInnen sind cool – das ist die Botschaft einer Imagekampagne des Handwerks, die schon länger läuft, aber jedes Jahr immer wieder ein bisschen aufgemöbelt wird. Pelka und Röh sind die neuesten BotschafterInnen in den sozialen Medien. Davor sah man Plakate mit einer Friseurin und dem Spruch: „Ich schneide keine Haare. Ich rette dein nächstes Date“. Oder einen Heizungstechniker mit: „Die Welt war noch nie so unfertig. Heiz ihr ein“.

„Ich halte die Imagekampagne für richtig“, sagt Joachim Gerd Ulrich, Berufswahlforscher beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB), „denn die Kampagne richtet sich nicht nur an junge Leute, sondern auch an die Allgemeinheit. Das ist klug, denn die Berufswahl findet stets auf einem ‚sozialen Resonanzboden‘ statt, wird also auch davon beeinflusst, wie Dritte über Berufe denken“.

Der soziale Resonanzboden ist hart geworden für das Handwerk, das Vielen als die mindere Lehre gilt im Vergleich zu einer intellektuellen, einer technischen, einer kaufmännischen Ausbildung. „Das Problem ist das Abitur, die meisten Schüler wollen heute das Abitur machen. Und dann heißt es: ‚Ich mache doch nicht das Abitur, um Handwerker zu werden‘“, berichtet Daniela Wilke, Berufsberaterin bei der Bundesagentur für Arbeit in Berlin, „außerdem herrschen immer noch die alten Vorurteile über das Handwerk“.

Zahl der unbesetzten Lehrstellen vervierfacht

Ackerei ohne Ende, kaputte Knie, Staub und Schmutz auf der Hose, wenig Geld und irgendwelche privaten Auftraggeber, die immer was zu mosern haben und sich toll fühlen, wenn sie dem Handwerker einen Fünf-Euro-Schein als Trinkgeld in die Hand drücken – Gewinner sehen anders aus.

Das Imageproblem hat Folgen: Die Zahl der unbesetzten Lehrstellen im Handwerk hat sich innerhalb von zehn Jahren bis zum Jahre 2018 vervierfacht, so das BiBB. Ende August 2019 seien im Handwerk noch 30.000 Ausbildungsplätze offen gewesen, heißt es beim Zentralverband des Deutschen Handwerks. 368.000 Auszubildende gab es 2018 im Handwerk. Und 2,8 Millionen Studierende.

Auch bedingt durch die Demographie hat sich der Lehrstellenmarkt gewandelt, „weg von einem Markt für die Betriebe hin zu einem Markt für die Bewerber und Bewerberinnen“, sagt Susanne Eikemeier, Sprecherin bei der Bundesagentur für Arbeit.

Was junge Leute wollen, was sie sich von einem Beruf erwarten, ist daher mehr und mehr in den Fokus der Forschung gerückt. Die Familie nehme großen Einfluss, betont Ulrich. „Eltern wollen in der Regel, dass ihr Kind einen höherwertigen oder zumindest gleichwertigen Bildungsabschluss erlangt als sie ihn selbst haben“, sagt er. Viele Eltern, die studiert haben, wollen nicht in ihrem akademischen Bekanntenkreis erklären müssen, dass ihr Nachwuchs „nur“ Handwerker lernt, während die Kinder der andern irgendwo im Ausland studieren. „Dieses Anerkennungsbedürfnis der Eltern in Hinblick auf Bildung und Beruf der Kinder ist nicht zu unterschätzen“, so Ulrich.

Gestalterin für visuelles Marketing klingt besser als Dekorateurin

Laut einer Befragung bei Neunt- und Zehntklässlern an zumeist allgemeinbildenden Schulen kam für fast die Hälfte der jungen Befragten eine spätere Arbeit im Handwerk nicht in Frage, bei Mädchen noch weniger als bei Jungen. Noch am stärksten ausgeprägt war die Neigung zum Handwerk, wenn zumindest ein Elternteil selbst eine Handwerkslehre durchlaufen hatte oder wenn es im Verwandtenkreis weitere HandwerkerInnen gab.

Aber hier sei zu differenzieren, sagt Wilke. „Wenn die Eltern glücklich und erfolgreich waren in ihrem Handwerksberuf, dann raten sie den Kindern zu. Wenn sie aber selbst Phasen der Arbeitslosigkeit, vielleicht sogar die Insolvenz eines Kleinbetriebs erlebt haben, dann werden sie abraten vom Handwerk“.

Der Verdienst schreckt manche ab

Dabei spielt der Verdienst eine große Rolle. Die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung kam in einer Untersuchung zu dem Schluss, das ArbeitnehmerInnen im Handwerk im Schnitt 20 Prozent weniger verdienen als Beschäftigte in der Gesamtwirtschaft, in der AkademikerInnen die Verdienste nach oben ziehen. Auch die Tatsache, dass HandwerkerInnen meist in kleinen Betrieben arbeiten, in denen mancherorts nicht mal Tariflöhne gezahlt werden, drückt den Verdienst.

Wer mehr Geld verdienen will, muss nach dem Gesellenbrief den Meisterbrief erwerben und sich selbständig machen. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks weist in einer Erklärung daraufhin, dass Handwerker mit Meisterbrief im Berufsleben „etwa gleich viel oder sogar mehr als Bachelorabsolventen“ verdienen können.

Doch der Weg zum Meister erfordert Durchhaltevermögen. Und die Imagefrage bleibt: Nicht nur die Herkunftsfamilie, auch Gleichaltrige, potentielle PartnerInnen, entscheiden über das soziale Ansehen eines Berufes und damit auch darüber ob junge Leute eine Ausbildung im Handwerk beginnen. „Viele Frauen haben heute höhere Schul- und Studienabschlüsse, sie wollen in der Regel Männer, die einen ebenso hohen Abschluss haben, wer ein Handwerk erlernt, fürchtet dann möglicherweise um die Chancen auf dem Partnerschaftsmarkt“, sagt Ulrich.

Ulrich berichtet auch davon, dass junge Frauen in der Universitätsstadt Heidelberg, die selbst Einzelhandelskauffrau lernten, ihre berufliche Ausbildung lieber verschwiegen und sich als Studentinnen ausgaben, um für die Jungs von der Uni interessanter zu wirken.

Trennung zwischen Geist und Körper

Das Image, das ein Beruf habe, gründe oftmals noch „auf dem alten Schisma, der Trennung zwischen körperlicher und geistiger Arbeit“, sagt Ulrich. „Je ‚geistiger‘ ein Beruf wirkt, desto angesehener ist er“. Körperliches Geschick werde hingegen nicht so hoch bewertet, haben die Befragungen ergeben.

Wobei körperliches Geschick bei einigen akademischen Berufen entscheidender sein kann als Intellektualität, wie jeder weiß, der schon mal an einen ungeschickten Zahnarzt geraten ist. „Chirurgen, Zahnärzte üben letztlich handwerkliche Tätigkeiten aus, aber sie legen immer Wert darauf, dass es akademische Berufe sind“, sagt Ulrich. Umgekehrt erfordert heute das Handwerk eines Anlagenmechanikers sehr gute mathematische und technische Kenntnisse.

Die Assoziationsketten, die eine Tätigkeit auslöst, entscheiden mit über deren Image, zeigt sich auch in den Statistiken über unbesetzte Lehrstellen der Bundesagentur für Arbeit. Alles was in Richtung Schmutz, Abfall, Tod geht, ist schlechter angesehen als Tätigkeiten, die irgendwas mit Kultur, Kunst, Schönheit zu tun haben. Klempner werden nicht so wertgeschätzt wie Goldschmiede, Müllfahrer sind nicht so angesehen wie Privatchauffeure, Fleischer sind nicht so beliebt wie Konditoren. Obwohl die Gesellschaft eher zusammenbrechen würde, wenn es keine Klempner und Müllfahrer gäbe als wenn man auf Privatchauffeure und Goldschmiede verzichten müsste.

„Manchmal kann man mit einer Änderung der Berufsbezeichnung schon eine Aufwertung erreichen“, sagt Ulrich, “‚Gestalterin für visuelles Marketing‘ klingt anspruchsvoller als ‚Schaufensterdekorateur‘, obgleich es sich um den selben Beruf handelt.“ Auch Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft klingt besser als „Müllmann“.

Zehn Millionen Euro pro Jahr fürs Image

Das Image einer Tätigkeit wird durch die Medien mitgeprägt. Als vor Jahren im deutschen Fernsehen die US-Amerikanische Serie „Six Feet Under“ lief, über eine Bestattungsfirma und das aufregende Leben der BestatterInnen, da bekundeten plötzlich mehr junge Leute Interesse an einer Ausbildung zum Bestatter, erzählt Wilke. „Wir bräuchten mal eine richtig coole Serie, die sich um eine Handwerksbude dreht“, meint sie, „sonst sieht man doch immer nur Serien mit Ärzten, Rechtsanwälten oder einer Werbeagentur“.

Die Imagekampagne, gesteuert vom Zentralverband des Deutschen Handwerks, kostet zehn Millionen Euro im Jahr, läuft schon seit 2010 und soll auch noch über das Jahr 2020 hinaus weitergehen, heißt es beim Verband. Mit Plakaten, Werbebannern, Spots auf Youtube, Instagram und in anderen sozialen Medien wird geworben.

Am Image des Handwerks arbeitet auch Bildungsministerin Anja Maria-Antonia Karliczek (CDU). Sie will den Begriff „Bachelor Professional“ als Ergänzung für einen Handwerker mit Meistertitel einführen. Der Bundesrat ist dagegen, weil ein „Bachelor“ nun mal etwas anderes sei als ein berufserfahrener Handwerksmeister. Der Bundesrat schlug den Begriff des „Junior Professionals“ als Ergänzung für einen Meistertitel vor, was umgehend den Zentralverband auf die Barrikaden brachte, der es lächerlich findet, gestandene Handwerksmeister als „Juniors“ zu titulieren.

Wilke beobachtet aber eine Trendwende, die das Handwerk positiver dastehen lässt. Das liegt nicht nur am Fachkräftemangel im Handwerk, der vielen privaten KundInnen inzwischen unangenehm auffällt, wenn sie lange auf Termine warten müssen. „Wenn den jungen Leuten klar wird, dass sie nach einer Ausbildung im Handwerk aufsteigen, sich selbständig machen, ein Studium anschließen können, dann entscheiden sie sich vielleicht doch, nach dem Abitur erstmal eine handwerkliche Ausbildung zu beginnen“, erzählt sie.

Das Motto der Imagekampagne des Handwerks mit dem technisch ausgefuchsten Autotuner, der weitgereisten philosophierenden Tischlerin, dem futuristischen Modellbauer, lautet: „Ist das noch Handwerk?“. Es ist der Versuch, die Unterordnung der „Handarbeit“ unter die „Kopfarbeit“ ad absurdum zu führen. Und das ist gut so.

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57 Kommentare

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  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Ich kenne ein paar gute und ehrliche Handwerker.



    Aber, die sind natürlich im Nachteil gegenüber den Pfuschern und Halsabschneidern. Denn meist braucht man nur einmal im Leben einen Zimmermann oder Dachdecker, da gibt es dann keine natürliche Auslese.



    Angestellter Handwerker wäre ich nicht - die Chefetage hat meist einen so rustikalen Ton drauf und behandeln Ihre Mitarbeiter schlecht, das verstößt schon gegen Recht und Gesetz.

    PS: Ich habe vor 30 Jahren drei verschiedene Maurer im Umkreis von 50 km um ein Angebot gebeten. Die differierten dann um jeweils 50 ct - zur Rede gestellt gab es dann einer zu, dass sie das beim Handwerkerstammtisch abgesprochen hatten. Naja, war kurz nach der Wende, jetzt haben sie das besser drauf.

  • Das Problem ist, dass egal was man macht, immer irgendein BWL-Mensch meint du müsstest es schneller und oder mehr davon machen. Ich habe als Produzent überhaupt nicht die Möglichkeit eigenverantwortlich zu arbeiten, weil irgendwer im Management (oder Consulting) immer sagt: "mach das schneller oder ich source dich out." Das da keiner Bock drauf hat ist nicht so verwunderlich.

  • Mein Eindruck von jungen Studierenden ist, dass sie alle interessanten Fragen auf "Später" verschieben, und erst mal auf die Prüfungen lernen.

    • @nzuli sana:

      Ganz im Gegensatz zum Rest, der alles reflektiert zu Ende denkend aus Millionen Wahrern der Vernunft besteht. Häusle bauen, SUV fahren, kapitalistisch bis ins Letzte nur an Konsum denken und die dringlichen Dinge ausblenden ist kein Alleinstellungsmerkmal von Studenten. Unvernunft ist eine allgemeine Gabe.

    • @nzuli sana:

      Könnte das auch an der Verdichtung der Arbeit innerhalb der Institutionen (HS, Uni & Schule) liegen, neben denen es kaum noch Raum zur Reflektion gibt?

  • Das Problem eines Handwerkermangels küsse sich leicht durch die Einführung bzw. Erhöhung von Studiengebühren lösen. Dann gäbe es den Quatsch mit all den Anglistik und Sozialwissenschaftsstudentinnen nicht mehr.

    Ansonsten hat das Handwerk nach meiner persönlichen Erfahrung zurecht einen schlechten Ruf: bei kaum einer Berufsgruppe erlebe ich systematisch so viel Dilettantismus wie bei Handwerkern - egal welches Gewerk. Die schlechtesten Erfahrungen mache ich übrigens mit deutschen "gelernten" Handwerkern; die ausländischen "ungelernten" Kräfte bestechen oft durch gesunden Menschenverstand, der bei Handwerkern sonst so oft fehlt. Allen gemein ist allerdings der nette 3-Stunden Arbeitstag, wenn ich mal schleichende Anreise und gefühlte 3 Stunden Raucherpausen abziehe.

    Gibt natürlich Ausnahmen von der Regel, die sind aber rar gesät.

    • @MartinKlarblick:

      Wow. Sie kennen ja alle Handwerker. Übrigens habe ich ganz andere Erfahrungen mit Handwerkern.

    • @MartinKlarblick:

      Höhere Studiengebühren bedeuten, dass arme und ärmere Menschen sich das Studium nicht leisten können und aus der Not heraus mehr Schulabgänger im Handwerk landen. Tolle Idee.

      • @Hampelstielz:

        Wieso? Mann kann für ärmere Menschen ja entsprechende Finanzierung anbieten. Jeder, der zahlen muss, wird sich aber besser als heute überlegen, ob er mit seinem Studium später die Studiengebühren Rückzahlen kann. Genau das brauchen wir.

        • @MartinKlarblick:

          Du meinst also quasi als Mittel der Abschreckung einen Batzen Schulden mit 25 oder das Studium sein lassen. Ergibt vollkommen Sinn, wenn man einen ultrakapitalistischen Staat haben will. Es gibt ja Länder, die das Modell praktizieren. Richtig gut dort zu leben. Bildung für wenige und ein noch größeres Damoklesschwert über den meisten.

    • @MartinKlarblick:

      Klar - “ Gibt natürlich Ausnahmen von der Regel, die sind aber rar gesät.“

      Sie hoffentlich auch. “Wisch&Wech.“ 👻

  • "Alles was in Richtung Schmutz, Abfall, Tod geht, ist schlechter angesehen als Tätigkeiten, die irgendwas mit Kultur, Kunst, Schönheit zu tun haben." - Potzblitz! ;)

    Der Mangel im Handwerk und geringe Anerkennung fallen ja nicht vom Himmel, sondern sind Ergebnis der neoliberalkapitalistischen Kampangne der letzten 20 Jahre, in deren Zuge den Leuten eingetrichtert wurde, studieren zu müssen, um "was aus sich zu machen". Der Bachelor als niedrige Schwelle und in dem Zuge auch hunderte neue Studiengänge haben dazu geführt, dass wir nun eine ganze Generation "Bachelor - und nu?!" haben; verwirrte junge Leute mit 2 linken Händen, dafür ein fancy klingender Abschluss, der nicht wirklich viel Wert ist ohne weiterführendes Masterstudium.

    Es sollten wieder Werte in den Fokus rücken, die den Menschen direkt zuträglich sind und das fängt ja schon in der Schule an, wo den Kindern stumpf "Wissen" eingeprügelt wird, und nicht, was im Leben im Zweifelsfall wirklich wichtig ist...

  • Ich sach's mal so - man kann auch mit mässiger Begabung noch bei reichlicher Unterstützung ein Studium locker abschließen und mit etwas Vitamin-B und dem „richtigen“ Parteibuch dann später in einem Aufsichtsrat o.Ä. landen, aber wer nicht selbstständig zu Ende denken und handeln kann, wird niemals in der Lage sein, je allein einen brauchbaren Schrank fertig zu bauen.



    Wer ein Handwerk erlernt hat, der weiß, dass es dabei nicht zuletzt auf Köpfchen, Planungsfähigkeit und Übersicht ankommt. Ich schreibe hier wohlgemerkt von Handwerk und nicht von industrieller Produktion, oder handwerklicher Nachbearbeitung industriell vorgefertigter Teile. Viele junge Leute können heute die intellektuellen Voraussetzungen für ein Handwerk gar nicht mehr erfüllen und ahnen dies instiktiv. Dazu kommt, dass zahlreiche Handwerksberufe auch massive gesundheitliche Belastungen mit sich bringen, der sich kaum noch jemand aussetzen möchte. An all dem werden auch noch so gut gemachte Imagekampagnen überhaupt nichts ändern können.

    • @Rainer B.:

      Ok Ok . Dann ergänz ich euch drei mit Kenne aber auch.

      Seit Ende 50er/Anfang 60er haben Industrie vorweg - aber auch Handwerk systematisch die Ausbildungen “verengt“ - so daß wir damals solchen “Bäckerburschen“ unsere Maschinen Mopeds etc ungern bis nicht in die Hand gaben.



      Die hatten gelernt wiede zum xten beim Käfer Anlasser oder Zündschloß ausbautest. Wußten aber ansonsten “von de Steenstroot nix af“. Nicht nur mein Bruderherz lachte sich über diese alte “Krautermentalität“ kaputt.



      & dazu passend



      Unabhängige Ausbildungsstätten - wurden bis heute (Ruhrgebiet könnt ich erzählen) systematisch diffamiert & torpediert.



      Motto - Wenn n Holzmann auch noch Schweißen kann - geht er mir eher von der Fahne!“



      & auf Industrieebene - Fortbildung Zéro!



      = 50Tsd offene Ing.Stellen vs 50Tsd ohne Job.

      So geht das •



      &



      Natalije un nu komms du.

      • @Lowandorder:

        Das Problem ist ja noch etwas komplexer. Im Handwerk gibt es hierzulande - aus gutem Grund - die „duale Ausbildung“. D.h. die Ausbildung wird einerseits durch die Lehrbetriebe und andererseits durch die Berufsschulen organisiert. Nun gibt es aber zunehmend „Handwerksbetriebe“, die sich heute ausschließlich auf einige wenige Produkte spezialisiert haben. Wenn sie als Meisterbetriebe weitergeführt werden, sind sie damit auch zur Ausbildung berechtigt, obwohl sie gar keine umfassende praktische handwerkliche Ausbildung mehr bieten können. Da werden „Auszubildende“ dann als billige Produktionshelfer verheizt. Nach einer 2 - 6 wöchigen Anlernphase im Betrieb und zwei Nachmittagen Maschinensicherheitstraining zum Papier-Nachweis für die Berufsgenossenschaft ist die „Ausbildung“ dann im Prinzip abgeschlossen. In der Berufsschule sieht man diese „Auszubildenden“ bis zur schriftlichen Prüfung meist gar nicht mehr. Wer in zweieinhalb Jahren „Ausbildung“ nichts anderes gemacht hat, als täglich Europaletten zusammenzunageln, von dem wird man sicherlich nicht erwarten können, dass er eine geschwungene Treppe oder eine Hebeschiebetür nach Maß bauen kann. Das wär dann ungefähr so, als würde man einen Schlachter für neurochirurgische Operationen engagieren.

        • @Rainer B.:

          Alter - is doch mein Reden seit 33.

          “Bäckerburschen“ - komplex ist nur das unterkomplexe Weglabernwollen.

          kurz - anschließe mich. 👻 👻 👻

          • 8G
            88181 (Profil gelöscht)
            @Lowandorder:

            Sie werden in der taz-Forums-Seniorenresidenz "Holger Meins" erwartet:

            taz.de/Neues-Album...Schamoni/!5630617/

            • @88181 (Profil gelöscht):

              Glaub ich so schnell - kaum.

              “Jetzt weiß ich - wie der junge Iggy Pop ausgesehen haben muß!“ - wurde ich unlängst on stage - angekündigt.*



              &



              Rocko spielt - wg der Ladies;) - in der Kulturkirche in Nippes ein paar Tage vor Adrienne Morgan Hammond - mit & zu der ich paar Häuser weiter etwas weniger unlängst - in ner Kirche kleiner Holz&Blech klingend zur Stimme beigesteuert habe.



              www.morgan-hammond.net/contact



              &



              Ein tazler - der Takt & take nicht zu handhaben weiß - der hängt auch im Briefkasten quer. Gelle. 😈

              unterm—-* mal davon ab - daß dieser Umfragenheini aus - klar ahnungslos Salzburger Nockerln mozartierte - is da doch soviel dran - daß meine melatenblonde Mähne - tatsächlich rätselhaftnatürlich - das Semmelblond meiner Kindheit wieder ziert! 😎

              kurz - Spielt nochen paar paar länger Runden Uno & gut is. 👻 👻 👻



              &



              Ich sage ehna 🍷 🍷 🍷



              &



              Mann sieht sich. Normal Schonn.



              (ps & sorry - Holger nicht so meins •)

    • @Rainer B.:

      Danke, sie kennen offenbar die Wirklichkeit aus der [täglichen] Praxis.

      Gute handwerkliche Arbeit wird oft nicht bezahlt und in beruflicher Abhängigkeit gibt es oft auch nur eine kleine Armutsrente für qualifizierte HandwerkerInnen!

      MfG

    • @Rainer B.:

      Danke, das unterschreibe ich sofort. Habe 30 Jahre lang ausgebildet und 14 Jahre im Prüfungsausschuß gearbeitet. Besser kann man es nicht ausdrücken!

    • @Rainer B.:

      instinktiv natürlich und nicht instiktiv

  • Ich bin Tischler, habe den Meisterbrief, und bin seit 33 Jahren selbstständig. Meine Frau ist Tischlerin, hat den Meisterbrief. Wir arbeiten alleine. Es vergeht kein Tag, an dem wir uns nicht dazu gratulieren, Handwerker zu sein. Und wir werden weniger. Wir haben letztes Jahr die Preise angehoben. Unsere Auslastung reicht Monate in die Zukunft. Die Leute sind glücklich, wenn wir kommen. Es gibt ja nicht mehr so viele Handwerker, und schnelle Termine schon garnicht. Meine Frau kommt aus einem Akademikerhaushalt. Alles Leute, die keinen Nagel in die Wand bekommen. Gut, die haben ein Einkommen, um es machen lassen zu können. Aber darauf warten sie eben inzwischen manchmal ganz schön lange. Und wir werden immer teuerer. Unsere Leistung kann man nämlich nicht bei Amazon kaufen, oder Ebay. Für das Handwerk kommen goldene Zeiten!

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Eiswein:

      Akademiker sind "Leute, die keinen Nagel in die Wand bekommen".

      Wer zu solchen Geistesblitzen fähig ist, ist in der Tat beim Handwerk bestens aufgehoben.

      Was die "goldenen Zeiten" angeht: warten wir es ab. Mir reichen einstweilen die 'silbernen'. Vor allem, was die Wartezeiten angeht.

      Viel Spaß noch bei der Rolle-Rückwärts in Ihrer Schwarz-Weiß-Welt. Vorwärts in die 1950er Jahre.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Oh, da fühlt sich wohl jemand ertappt, wie? Oder woher diese harsche beleidigte Reaktion plus "warten wir es ab" - Drohung? Die Aussage "[...] die keinen Nagel [...]" ist offensichtlich überzeichnet formuliert, "2 linke Hände" wäre sicher genau so übertrieben und falsch aber klar, was gemeint ist, sowas nennt man Sprachgebrauch...

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @76530 (Profil gelöscht):

        Also ich hole fast nie einen Handwerker, sondern meistens jemanden, der das eben kann. Manchmal ist der auch im Hauptberuf Handwerker.

        Einmal versuchte ich eine Wand einzureißen, auf der Fliesen waren. Wenn die Dinger gebrochen sind, sind sie scharf wie Messer.

        Und so eine schlitzte mir dann eine Pulsader auf. In der guten Richtung. Trotzdem spritzte das Blut bis an die Decke, sodass ich hinterher auch noch streichen musste.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @88181 (Profil gelöscht):

          Danke für die Details. So passend - kurz vor der leckeren Abendmahlzeit.

          Ich kenne handwerklich begabte Menschen. Manche sind Intellektuelle, andere sogar gelernte Handwerker.

          Offenbar haben wir alle solche Horrorstories wie Sie zu bieten. Ich habe an meinem 30.Geburtstag einmal mit Strom hantiert. Ohne vorher die Sicherungen abzustellen.

          Das Kribbeln ging bis in meine linke Schulter. Es blieb ein einmaliges Vergnügen.

          • 8G
            88181 (Profil gelöscht)
            @76530 (Profil gelöscht):

            Den Soundtrack zu ihrem Malheur liefern freundlich die Großmeister des Krautrock:

            Guru Guru, Der Elektrolurch:

            "Volt, Watt, Ampere, Ohm...



            Ohne mich gibt's keinen Strom!"

            www.youtube.com/watch?v=_YMp9kOsb2k

            Und am Schluss:

            "Was macht Ihr eigentlich, wenn ihr einmal älter seid?"

            Also jetzt.

            "Wenn ich groß bin, will ich im taz-Forum schreiben."

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @88181 (Profil gelöscht):

              Thanx 4 se sirvizz!

              Die Erinnerung verblasst.

              Ich sah die Jungs mal in HD (Thingstätte) um 1970. Angekündigt: Pink Floyd, Deep Purple, Edgar Broughton Band. Es kamen nur deutsche Bands und allenfalls drittklassige Amis.

              Ps. Die Zuordnung im Programm RF funktionierte auch schon mal besser ...

            • @88181 (Profil gelöscht):

              Und ? Ist die Glühbirne drinne?

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Redlicher Weise müssen Sie aber zugeben falsch zitiert zu haben: Die Akademiker in der Familie seiner Frau sind nicht zum nageln fähig, nicht alle (wobei das wohl schon bei den Familienangehörigen net stimmt).

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Oh, ein Akademiker! Treffer oder was? Ich weiß schon, das auch da patente Leute bei sind. Die Berufserfahrung zeigt aber, das die oft nicht sehr praktisch veranlagt sind und manchmal einfachste Dinge, und sei es Nägel grade in die Wand zu schlagen, nicht hinbekommen.



        Ganz nebenbei, das wollte ich damit auch ausdrücken, ich fühle mich im Handwerk bestens aufgehoben!

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Eiswein:

          Das war wohl eher aus der Abteilung "oder was?"

          Es soll im Übrigen Menschen geben, denen regelmäßig das Kaffeewasser anbrennt ...

          Nicht nebenbei: ich kenne nur PERSONEN.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        anschließe mich.

        Hab herzlich gelacht.



        &



        Laß mal höflicherweise weg - was mein Großes Bruderherz - gelernter (Holz)Bootsbauer bei Böbs/Travemünde über “Höltendischer mit Leiste&Kit“ - abzulästern wußte. (Plastik finish Colani - aber das - ist noch eine ganz andere seiner vielen stories;)



        &



        Nagel nich inne Wand ~ hatten wir auch - uns Ol - Koofmich mit Abitur.



        “Vati Vati - laß mich mal. Ich kann das doch viel besser!“ - tja er konnte.



        (ps als aber den Frischgetrauten - die Harzer Holzfäller mittels Sägebock den Weg versperrten - raffte unsere alte Dame die Röcke & de Ol - schob den Zylinder ins Genick & haste nich gesehen war die Tanne mit der Schrotsäge durch. 🎩

        So geht’s doch auch.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Lowandorder:

          Wo wir gerade beim Wunschkonzert sind:

          Den mit de olle Colani hätte ich - bei passender Gelegenheit - auch gerne.

          • @76530 (Profil gelöscht):

            Sorry. Ehra klaa Wünschle in Ehren.

            Bitte aber um Nachsicht.



            Wünsch mir nämlich - mit Verlaub - hier noch was rumzukritzeln.



            Dank im Voraus. Gelle.

    • @Eiswein:

      Und, wird ihre Arbeit und werden ihre Rechnungen auch bezahlt? Wenn ja, dann gehören Sie zu den seltenen Ausnahmen.

      Unfug: ''Für das Handwerk kommen goldene Zeiten!''

      PS: Die Arbeitslöhne werden mit ausländischen Billigarbeitskräften und (unqualifizierte) Schwarzarbeit unterschlagen!

      R.S.: Möbeltischler-Facharbeiter, Betriebsschlosser-Facharbeiter, Lehrgangs- und Ausbildungsleiter, Tischler-Handwerksmeister und vormaliger Lehrer für Fachpraxis an Berufsschulen.

      • @Reinhold Schramm:

        Ja, meine Rechnungen werden bezahlt. Wenn wir 10 Tage warten müssen, ist das lang.

  • 9G
    92153 (Profil gelöscht)

    Ich hab eine Ausbildung im Handwerk hinter mir und kann jedem nur abraten, das zu tun, sämtliche Klischees wurden erfüllt. Man ist ein billigerer Produktionshelfer und hat ein Leben am Existenzminimum, danach darf man dann zum Mindestlohn anfangen, als großzügiges Übernahmeangebot. Wer es von seiner Disziplin und Belastbarkeit hinbekommt sollte studieren und nicht auf Image Filme reinfallen. Und nein das war kein zwei Mann Betrieb sondern in dritter Generation Familienunternehmen mit über 60Jahren bestand.

    • @92153 (Profil gelöscht):

      Ihre Ausführungen kommen doch der Wirklichkeit sehr nahe!

      R.S.: Meine Erfahrung als hochqualifizierter Spezial-Handwerker, seit meiner Ausbildungszeit 1966 … und Gewerkschafter der Basis, seit mehr als 50 Jahren.

  • Na Servus

    Vorweg - Bin mit einem großen Bruderherz mit zwei Lehrberufen & u.a. einer top gun Bootswerft aufgewachsen.



    Der mich nicht nur in Mathe locker in den Sack steckte. Kann also nur lachen. But.

    Genau Genau - You made my day.



    “ Wobei körperliches Geschick bei einigen akademischen Berufen entscheidender sein kann als Intellektualität, wie jeder weiß, der schon mal an einen ungeschickten Zahnarzt geraten ist. „Chirurgen, Zahnärzte üben letztlich handwerkliche Tätigkeiten aus, aber sie legen immer Wert darauf, dass es akademische Berufe sind“, sagt Ulrich. Umgekehrt erfordert heute das Handwerk eines Anlagenmechanikers sehr gute mathematische und technische Kenntnisse.…“

    Deswegen gilt ja der eine auch als akademisch gebildeter Fleischer* - & der andere als ebensolcher - Klempner.



    Dazu der Apotheker als ein ebensolcher Pillenverkäufer (nix mehr Pillendreher!)

    unterm——*



    “…nach ein zwei Jahren lesen die nur noch Mickey Mouse…“ - eine Ex.

    kurz - Wie hier schon zart angedeutet.



    Gründet all das vorrangig in einer seit spätestens Anfang des 20. Jahrhunderts bourgeois versaubeutelten Änderung des dreigliedrigen Schulsystems.



    &



    Einer der bekanntesten Blindfische derzeit ist ja der MP & exKler Bedbruder & Oberpersetter Kretsche. Seines Zeichens Oberstudiendirektor o.s.ä.



    “Gymnasium - Bleibt!“



    &



    Der wird natürlich im Bayernkurier Immergriins di taz gehypt. Das es nur so eine Art ist.



    Rein tonn katolsch warrn.



    &



    Genau deswegen gehören sojet verlogene Artikel mit Hohngelächter in die Tonne. 👻 👻 👻

    Ende des Vorstehenden 👹

    • @Lowandorder:

      Sorry - schreibprogramm - mist

      OBERSTUPIDIENDIREKTOR - to be korrect 😎

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Wer als Akademiker*in in dem Studienfeld keine Anstellung findet und deswegen ins Handwerk gehen will, bekommt vom Jobcenter ein klares Nein. Das sei eine Qualifikation nach unten, heißt es dann.

    Freie Berufswahl ist ein Luxus, den man sich leisten können muss. In den Fängen des Jobcenters werden Menschen unter Drohungen zu Sozialkapital degradiert, dass dem Systemzwang zur Kapitalmaximierung zu gehorchen hat.

    Es wird einer meiner Bekannten nach dem Erststudium Anglistik zwar noch ein Zweitstudium in Slawistik bezahlt (Studiengebühren gibt es ja nicht), als ihr eine Ausbildung in einem Handwerksberuf zu finanzieren (für die sie ansonsten privat bezahlen müsste).

  • Handwerksbetriebe müssen sich zu Industriebetrieben (50MA+) wandeln, Tarifbindung, IGM Era Bezahlung, Aufstiegschancen, Urlaub, geregelte Arbeitszeit und die Chance als Handwerker/Facharbeiter, seine Familie zu bezahlen und bis 70 Arbeiten zu können.

  • "Ackerei ohne Ende, kaputte Knie, Staub und Schmutz auf der Hose, wenig Geld und irgendwelche privaten Auftraggeber, die immer was zu mosern haben ..." stimmt leider noch immer. Erlebe ich als Zimmermeister noch heute. Und die Bezahlung als angestellter Zimmermeister ist niedriger als bei meinem studierten Sohn im ersten Jahr nach seinem Bachelor. Und dann auch noch Rente mit 67 für körperlich arbeitende. Welchen angestellten Zimmermeister gibt es den in dem Alter noch? Da kann man nicht mehr auf dem Dach arbeiten. Es ist nicht nur ein Imageproblem. Es ist ein tatsächliches Problem. Deshalb gibt es keinen Nachwuchs mehr. Und die mir bekannten Auszubildenden mit Abitur haben entweder abgebrochen oder haben sofort nach der Lehre das Handwerk für immer verlassen.

  • Bekam ein vormaliger Auszubildender als Junghandwerker (Zimmerer) im Jahr 1989 noch 18-21 DM pro Stunde, so bekamen junge Tischler-HandwerkerInnen im Jahr 2004 nur noch 7-11 Euro brutto die Stunde.

    Die Arbeitslosigkeit für Holz verarbeitende Berufe lag 2004 in Berlin-Brandenburg bei 40 Prozent.

    Im Zusammenhang mit der sog. Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 hatte sich der Arbeitslohn infolge, sowohl für Frauen und Männer, im Tischlerhandwerk fast halbiert.

    Noch im Ausbildungsjahr 1988 bekamen angehende Tischlerinnen und Tischler, bspw. beim damaligen Berufsamt Berlin, eine mtl. Ausbildungsvergütung von etwas mehr als 800 DM netto. Und was bekommen heute die Jugendlichen als monatliche Vergütung gezahlt, obwohl sich die Lebenshaltungskosten mehr als verdoppelt haben?

    R.S.: Handwerksmeister a.D. und vormaliger Ausbildungsleiter für Fachpraxis.

    • @Reinhold Schramm:

      Warum hühnern Sie mit uralten Zahlen rum? 2004 ist 15 Jahre und eine Weltwirtschaftskrise her. Heute herrscht Fachkräftemangel, und Facharbeiter verdienen mehr denn je.

  • 7G
    7363 (Profil gelöscht)

    "Alles was in Richtung Schmutz, Abfall, Tod geht, ist schlechter angesehen als Tätigkeiten, die irgendwas mit Kultur, Kunst, Schönheit zu tun haben."

    :D :D :D

    Liebe diesen Satz!

  • Nicht zu unterschätzen ist auch die sture konservative Haltung in Deutschland, die den Kindern der "Elite" weiterhin einen Platz in dieser "Elite" sichern will.

    Das geteilte deutsche Schulsystem ist ein sichtbares Symptom dafür.

  • "368.000 Auszubildende gab es 2018 im Handwerk. Und 2,8 Millionen Studierende." Diese Zahlen sind, da die Dauer von Ausbildung und Studium doch sehr unterschiedlich sind, wenig aussagekräftig. Relevant wäre, wie viele 2018 eine Ausbildung/Studium begonnen haben. Hinzu kommt, dass auch Rentner gerne nochmal studieren z.B. geshcichte, aber kaum ein Rentner nochmal Geselle wird.