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: Kein Treffen in Camp David: Trump lädt Taliban aus

Nur wenige Eingeweihte kannten die Einladung überhaupt; klare Ziele gab es ohnehin nicht. Eine politische Strategie der USA zur Befriedung Afghanistans ist auch weiter nicht in Sicht

Das Neue

US-Präsident Donald Trump hat eine kurzfristig ausgesprochene – und bislang geheim gehaltene Einladung – an die Führungsriege der afghanischen Taliban zurückgezogen. Das Gespräch hätte in Camp David stattfinden sollen. Per Twitter erklärte Trump, er habe das Treffen, das ein großes diplomatisches Wagnis gewesen wäre, abgesagt, nachdem am Donnerstag bei einem Bombenanschlag in Kabul zwölf Menschen, darunter ein US-Soldat, getötet worden waren. Die Taliban hatten dafür die Verantwortung übernommen. Zudem teilte Trump mit, er habe die seit Monaten in Doha laufenden Verhandlungen mit Taliban-Vertretern über einen Abzug der US-Truppen aus Afghanistan aufgekündigt. Getrennt von den Vertretern der Taliban wollte Trump Afghanistans Präsidenten Ashraf Ghani in den USA treffen. Auch dieses Treffen fand nicht statt.

Der Kontext

Trump und sein Sonderbotschafter Zalmay Khalilzad wollen ein Wahlversprechen des Präsidenten einlösen: das Ende des Einsatzes der US-Truppen in dem zentral­asiatischen Land nach 18 Jahren. Neun Verhandlungsrunden hat es bisher in Doha gegeben. Der Entwurf eines Abkommens soll fertig sein, doch haben erst wenige Beteiligte Details zu sehen bekommen. Die Rede ist von einem stufenweisen Abzug der 14.000 US-Soldaten über mehrere Monate. Nichts zu melden hat in diesem Prozess bisher die afghanische Regierung. Mit ihr sollen die Taliban erst in einer zweiten Phase verhandeln. Dann soll es darum gehen, wer zukünftig das Sagen am Hindukusch hat. Dabei liegen die Positionen der Regierung und der Taliban weit auseinander: Präsident Ghani hält an der Verfassung und den dort verankerten Menschenrechten fest, die Taliban hingegen streben eine Gesellschaftsordnung nach islamischen Prinzipien an.

Die Reaktionen

Die Nachricht, dass Trump wenige Tage vor dem 18. Jahrestag der Al-Qaida-Anschläge auf das World Trade Center in New York und das Pentagon führende Vertreter der islamistischen Taliban empfangen wollte, unter deren Schutz die Anschläge vorbereitet worden waren, sorgte in Washington für Verblüffung. Die afghanische Regierung erklärte am Sonntag, sie unterstütze Bemühungen für einen „würdevollen Frieden“. Voraussetzung dafür sei, dass die Taliban aufhören, Afghanen zu töten, dass sie einen Waffenstillstand akzeptieren und direkte Gespräche mit der Regierung aufnehmen. Dafür wolle die Regierung weiter mit den USA und anderen Verbündeten zusammenarbeiten.

Die Konsequenz

Die Suche nach Frieden für Afghanistan muss möglicherweise wieder bei null anfangen, wenn Trump dabei bleibt, die Gespräche in Doha für gescheitert zu erklären. Was dort bisher ausgehandelt worden ist, bleibt aber weit davon entfernt, Afghanistan zu befrieden und ein Mindestmaß an demokratischen Freiheiten zu garantieren. Dafür haben vor allem die Afghaninnen seit dem Sturz der Taliban hart gekämpft. Stefan Schaaf