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Greenpeace nutzt elf Jahre altes FotoBilder in der Hashtagwelle

Sie sind überall: Fotos der Brände im Amazonas. Einige von ihnen sind jedoch schon Jahre alt oder zeigen nicht einmal die brasilianischen Wälder.

Auch aktuelle Bilder können die Dramatik der Situation vermitteln Foto: dpa

Seit Wochen brennt der Amazonas. Mit Wort und Bild drücken Menschen weltweit in den sozialen Netzwerken ihre Verzweiflung aus und kritisieren wütend die Medienlandschaft, die in ihren Augen zu lang stumm blieb. Viele der verwendeten Fotos sind jedoch Archivbilder.

Den Otto-normal Twitter-Nutzern wird wohl kaum bewusst gewesen sein, dass das Foto, das sie da auf ihrem Profil teilen schon einige Jahre alt ist oder nicht einmal den Amazonas abbildet. Eine Recherche von Mother Jones, einem überregionalen linksliberalen Magazin in den Vereinigten Staaten, hatte die Hintergründe der verwendeten Bilder aufgedeckt.

Wenn jedoch internationale Organisationen, wie Greenpeace, ein elf Jahre altes Foto als Abbild der aktuellen Lage verkaufen, lässt sich darüber nicht einfach hinweg sehen. Denn Greenpeace wird als allgemein verlässliche Quelle wahrgenommen. Das sind Experten, möchte man meinen. Denen kann ich vertrauen. Greenpeace äußerte sich gegenüber der taz zu dem Foto: „Wir sind dankbar für den Hinweis und haben das Foto in den sozialen Netzwerken nachträglich als Archivbild gekennzeichnet. Es sollte als Symbolbild dienen, aber es stimmt, dass man dies auch entsprechend kennzeichnen sollte“. Der Hinweis auf dem Foto selbst fehlt weiterhin, denn um dies zu ändern, hätte Greenpeace den Post löschen müssen und das wollte man auf jeden Fall vermeiden. Das Foto wird also weiter geteilt werden, ohne den Hinweis auf seine Entstehung.

Die Situation in den Wäldern Brasiliens ist verheerend, ebenso die politische Lage unter einem Präsidenten, der weiter Öl ins Feuer gießt. Die Verzweiflung der Twitter-Nutzer ist nachvollziehbar. Eine Kritik an den Medien, die den Ernst der Lage übersahen und erst von einer Hashtagwelle geweckt werden mussten, ist ebenfalls angebracht. Doch all diese Punkte entschuldigen nicht die Laxheit von Greenpeace, die sie bei ihrem publizistischen Auftritt in dieser Sache haben walten lassen.

Auch aktuelle Fotos zeigen den Ernst der Lage

Aktuelle Agenturfotos, die vermehrt in den letzten drei Tagen entstanden, zeigen den Ernst der Lage deutlich. Warum also ein Foto verwenden, dass schon elf Jahre alt ist? Greenpeace verwendete die kontrastreiche Luftaufnahme (Feuer bei tiefschwarzer Nacht) des spanischen Fotografen Daniel Beltrá bereits im Jahr 2018 für eine Berichterstattung auf der Seite von Greenpeace Brasilien – auch hier keine Angabe zum Entstehungsjahr. Ziemlich genau ein Jahr später: wieder ein Bericht zu Bränden im Amazonas und wieder das selbe Foto.

Greenpeace Deutschland hat das Bild gleich mehrfach verwendet: als Abbild der aktuellen Lage für die Berichterstattung auf der eignen Website, auf Twitter und Facebook und es ist das Foto der Bildkampagne, mit der Greenpeace für eine Unterschriftenpetition wirbt. Die Postings von Greenpeace mit dem elf Jahre alten Bild wurden innerhalb von Stunden tausendfach geteilt.

Dumm nur, dass der Fotograf selbst auf seinem Instagram-Profil die Entstehung des Fotos in einem Post von September 2018, genau beschreibt. Das Bild scheint beliebt zu sein – so beliebt, dass der wahre Hintergrund gerne vergessen wird: im Jahr 2014 verwendete die unabhängige Nachrichtenplattform „eu-reporter“ das selbe Foto für eine Berichterstattung über Waldbrände in: Schweden.

Update 23.8.2019, 13.05h: Greenpeace reagierte am Donnerstag. Noch am Abend wurde das Foto der Bildkampagne aus dem Netz genommen und vor der erneuten Veröffentlichung mit dem Hinweis „Archivbild“ versehen, sodass nun beim Teilen des Fotos, die Information zu seiner Entstehung nicht verloren geht.

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10 Kommentare

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  • Wenn wir in der Tageschau hören: "Merkel landet in London" und wir sie dann aus einem Flugzeug austeigen sehen, sind das fast immer Archivbilder.

  • @Sven Günther, 23.08.2019, 23:23



    Ich habe meine Kritik an Greenpeace vorgebracht.



    Dass das Bild mehrfach verwendet wird/wurde, ist ohne entsprechende Bildunterschrift nicht in Ordnung.



    Ich halte dies aber weiterhin für ein entschuldbares Versäumnis, da der Inhalt des Bildes m. E. quasi stellvertretend für die Klimkatastrophe weltweit steht.



    Und sie sind ja "erwischt" worden, was wichtig und richtig ist.



    Wir sollten unsere Energie auf Dinge lenken die wirklich etwas bewegen!



    Mal hier nachschauen…



    www.umweltinstitut...e-fuers-klima.html







    www.umweltinstitut...ende_von_unten.pdf

  • „Auch aktuelle Bilder können die Dramatik der Situation vermitteln“

    Ich kann dem im Artikel verwendeten Foto diverse Informationen nicht entnehmen:



    Wer hat das Foto erstellt?



    Wo wurde das Foto aufgenommen?



    Wo kann ich mehr Informationen zum Foto einsehen?



    Was macht die Menschengruppe direkt vor dem dramatischen Zentrum des Fotos, wird hier „mehr“ an Gefahr gezeigt, als wirklich vorhanden ist?

    • @Rudolf Fissner:

      ... ähm. Liebe tazis, ihr habt jetzt das Foto ausgetauscht! ???

  • „Viele der verwendeten Fotos sind jedoch Archivbilder“

    Das ist aber bei den Bildern in ihren Artikeln auch Usus: taz.de/Charlotte-Koehler/!a45178/

  • Greenpeace Deutschland kann ich spätestens seit der Spekulations-Affäre 2014 nicht mehr ernst nehmen. Von den Erfahrungen in der Ortsgruppe hier mal ganz abgesehen.



    Die Feuer-Bilder stehen wohl exemplarisch, und dieser Umstand, dass ein "falsches" Bild mehrfach verwendet wurde, "darf" eventuell nachsichtig behandelt werden…

    • @Frau Kirschgrün:

      Sowas untergräbt die eigene Glaubwürdigkeit, auch wenn man sich für eine "gute Sache" einsetzt.

      Das ist unbedingt zu vermeiden, es gibt nicht, ein bisschen richtig, es gibt nur richtig und falsch bei Bildern. Wer das nicht versteht, beginnt sich auf das Schlachtfeld der Halbwahrheiten und Fake News und dem fehlt dann die moralische Integrität dem Gegenüber genau das vorzuwerfen.

      • @Sven Günther:

        Sie verstehen den Begriff „Fake News“ nicht. Die Fake News wäre, das das Bild aktuell ist. Die Wahrheit ist das das Bild aktuelle Zustände widerspiegelt.

        Die Korinthenkakerei bei diesem Bild hat allein zum Ziel, NGO schlecht zu reden und vom eigentlichen Thema, dem Klimawandel und Artensterben abzulenken.

        • @Rudolf Fissner:

          Sie verstehen entweder nicht was ich geschrieben habe oder wollen es nicht verstehen.

          Man entwertet die eigene Argumentation massiv, wenn man teilweise nicht korrekte Angaben nutzt.

          "Ja ok, das Bild ist an einem anderen Ort aufgenommen worden und zu einem anderen Zeitpunkt, aber ansonsten stimmt alles was wir sagen, das müsst ihr uns glauben."

          Da ist das Thema auch irrelevant, da ist man argumentativ sofort in der Defensive und der Gegner kann immer auf die mangelhafte Glaubwürdigkeit einprügeln.

    • @Frau Kirschgrün:

      Sehe ich auch so. Greenpeace war der erste "Grosskonzern" des Umweltschutzes, entsprechend benehmen sie sich.

      Wie es richtig geht, zeigt die DUH, seltsamerweise ein Abmahnverein, der aber geltendes Recht durchsetzt.