piwik no script img

Angebliche MännerfeindlichkeitDie Zahnrädchen drehen sich weiter

Ein paar Politikerinnen auf prominenten Posten bedeuten noch keine Frauenherrschaft. Wir müssen uns um die Männer wirklich keine Sorgen machen.

Männlichkeit. Hier dargestellt durch ein (zerbrochenes) Werk der Künstlerin Anna Maria Bieniek Foto: dpa

V ielleicht ist die Welt ja gerettet.

Ich meine nicht das Klima, das ist am Arsch, nein, ich meine natürlich die Geschlechterfrage. Denn immerhin werden in Europa jetzt die Verwaltung und wahrscheinlich auch die Geldpolitik von Frauen geleitet, ebenso in Deutschland die Regierung und die Streitkräfte. Und im Fernsehen, bei der Kuppelshow „Bachelorette“ kann man zugucken, wie ein Haufen Männer sich gegenseitig auf die Füße treten, während eine souveräne Mittzwanzigerin gelangweilt-pragmatisch darüber richtet, wer die Klappe zu halten hat.

Vielleicht haben wir ja schon längst mehr erreicht, als wir denken; die wir die ganze Zeit nur darauf achten, wo noch überall Sexismus ist. Vielleicht sehen wir ja gar nicht, wie gleichberechtigt längst alles ist.

Und vielleicht gilt es deshalb nun aufzupassen, dass das Ganze nicht kippt. Denn wenn die Gleichberechtigung erreicht ist und man dann – Göttin bewahre – immer noch weiter fröhlich gleichberechtigen würde, dann würde das Ganze ja in Sexismus gegen Männer umschlagen. Schließlich funktioniert das Geschlechterverhältnis wie so eine Spielplatzwippe, wo jemand langsam einen Sack Backsteine Richtung Mitte schiebt, so lange, bis – Achtung, Füße weg! Klapp: Matriarchat.

Männerfreundliche Mechanismen

Reingelegt, so ist es nicht. Und auf dieses Missverständnis kann man nicht oft genug hinweisen. Jedes Mal, wenn irgendwo eine Frau einen wichtigen Posten bekommt, jedes Mal, wenn Frauen sichtbarer und hörbarer werden – oder wenn die Forderung aufkommt, Frauen und andere Menschen, die keine Männer sind, noch mehr zu fördern.

Denn dann regt sich dieser kleine Aufpassergeist. Na ja, hm, wenn wir jetzt immer weiter Frauenförderung machen, geht das dann nicht ganz bald ins Männerfeindliche? Fragjanur.

Wir haben uns so daran gewöhnt, dass im Grunde alles männerfreundlich ist, dass sich die Ausnahmen für uns größenverzerrt darstellen

Die Sache ist die: Deine Mudda geht ins Männerfeindliche. Ein paar patente Tanten auf prominenten Posten machen noch keine Frauenherrschaft. Denn gleich unterhalb ihrer Chefsesselinnen drehen sich weiter die Zahnrädchen der äonenalten männerfreundlichen Mechanismen. Sie sind vielleicht nicht mehr ganz so gut geschmiert – aber sie laufen. Das erkennt man an den Frauen in Führungspositionen, die sich nach kurzer Zeit wieder genervt aus dem Staub machen. Man sieht es an den geifernden Herren aus der zweiten Leitartikelreihe, die plötzlich ganz besorgt sind um den Kreislauf der Kanzlerin.

Wir haben uns so daran gewöhnt, dass im Grunde alles männerfreundlich ist, dass sich die Ausnahmen für uns größenverzerrt darstellen. Wir erliegen der Schreckvorstellung, es bräuchte nur eine einzige weitere Frau im mittleren Management und „Mann“ würde zum Schulhofschimpfwort Nummer eins.

Es ist nicht so, keine Sorge. Schließlich schreibe ich hier seit zwei Jahren und es hat sich kaum etwas bewegt.

Wir können beruhigt sein.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Peter Weissenburger
Freier Autor
Schreibt über Kultur, Gesellschaft, queeres Leben, Wissenschaft.
Mehr zum Thema

14 Kommentare

 / 
  • Ach herm. Ist es nicht so^?^ -

    “Schließlich schreibe ich hier seit zwei Jahren und es hat sich kaum etwas bewegt.“

    Nun. Sisyphus soll ja ein glücklicher Mensch gewesen sein. But.

    Nach zwei Jahren - wer wollte das beurteilen - wa.

    & Mal ab von Inhalt&Form -



    Ursache ohne Wirkung - ist in vielen Bereichen - auch der Wissenschaften - ein beobachtbares(?) Phänomen - um nicht gar - Sein&Schein - Zeit&Raum - Wenig&Kaum - 🦋&⛈ - zu bemühen.

    kurz - “Reich willst du werden?



    Warum bist du‘s nicht.“

    unterm——



    Komm, sage mir, was du für Sorgen hast

    Es zwitschert eine Lerche im Kamin,



    Wenn du sie hörst.



    Ein jeder Schutzmann in Berlin



    Verhaftet dich, wenn du ihn störst.



    Im Faltenwurfe einer Decke



    Klagt ein Gesicht,



    Wenn du es siehst.



    Der Posten im Gefängnis schießt,



    Wenn du als kleiner Sträfling ihm entfliehst.



    Ich tät es nicht.



    In eines Holzes Duft



    Lebt fernes Land.



    Gebirge schreiten durch die blaue Luft.



    Ein Windhauch streicht wie Mutter deine Hand.



    Und eine Speise schmeckt nach Kindersand.



    Die Erde hat ein freundliches Gesicht,



    So groß, daß man's von weitem nur erfaßt.



    Komm, sage mir, was du für Sorgen hast.



    Reich willst du werden? – Warum bist du's nicht?

    ——Hans Gustav Bötticher —



    gutenberg.spiegel....allerdings-2717/80



    & der ward einst in Wurzen schließlich “in Sachsen als Neger geboren - zickzackbeinig & unehelich …und man nannte ihn das Negerkind.“

    Aber Volkers 👄 - weiß - zum rollenden



    💨 auf der Gardinenstange - Däh&Zisch

    “Vor Wurzen wurzen schlecht.



    Nach Wurzen - Wurzen wieder besser.“



    Nur Mut&💨&💨 - Keine Sorge.



    Das wird. Was auch immer genau. s.o.

  • 0G
    05344 (Profil gelöscht)

    Ich bin ehrlich gesagt auch kein Fan von diesen ganzen Begriffen, die auf -ismus enden. Was ich mag: EMANZIPATION.

    Aber was versteht man darunter genau?

    • 0G
      05354 (Profil gelöscht)
      @05344 (Profil gelöscht):

      Vielleicht auf Augenhöhe sein ?

  • Ich kann mittlerweile mit Feminismus nichts mehr anfangen. Es ist doch schön, wenn wir Frauen als Kommissionspräsidentin und Kanzlerin haben. Aber ich finde es ebenso beleidigend, wenn man behauptet, sie hätten diesen Posten hauptsächlich aufgrund ihres Geschlechts erlangt, wie ich es beängstigend finde, wenn in frauendominierten Bereichen wie in der Biologie, Pharmazie, Primarerziehung oder beim Familiengericht Männer marginalisiert werden. So habe ich selbst erlebt, wie Richterinnen zusammen mit meinen Anwaltskolleginnen ihren Gefühlen freien Lauf lassen und das Sorgerecht automatisch der Mutter statt dem Vater zusprechen, selbst wenn das Kind mehrfach den gegenteiligen Wunsch geäußert hat und das Gutachten neutral blieb. Sexismus ist für mich seither immer schlecht - egal ob er von Männern oder Frauen kommt. Wir müssen uns allesamt gegen unsere geschlechtsbezogene geistige Engstellung im Hirn stemmen.

    • @hedele:

      Cum grano salis - anschließe mich.



      & wg Hitze short cut -



      “Frauenbündisch ist genauso fürn Arsch - wie Männerbündisch.“



      &



      Mir ist‘s dabei völlig wumpe.



      Obstes'sala - Seilschaftern oder Netzwerkern nennst. Gellewelle.

      kurz - Herz&Hirn lüften vs Closed Shops. That’s it • Wollnichwoll

      Have a nice day & Wirsing 😎

  • 0G
    05354 (Profil gelöscht)

    Naja, feminismus klappt nicht. Dieser scheitert - Tusch - an der Faulheit und Bequemlichkeit der Frauen, Zwei Bespiele von mir (verheiratet (ja, mit einer Frau!!) und zwei Töchter):

    - Bekannt hält mit subtil ihre Möpse vor die Nase: "Kannst du mal nach meinem Macbook gucken?? Du hast doch sooo viel Ahnung von Computer

    - Im Zug: Mitreisende gurrt mich an ob ich ihren Koffer mal hoch oder runter nehmen kann

    - uvm

    Was ich sagen will: Frauen verschanzen sich gerne mal in der Weibchenmentalität einfach weil es so schön bequem ist. Hab ja nix dagegen den großen Papa zu spielen und ein bissl angeflirtet zu werden etc... man hilft ja gerne.



    Aber bitte meine Damen: Wenn ihr feministinnen seit, dürft ihr auch gerne mal in die Anleitung eurer Technik schauen oder mal n Loch in die Wand bohren.

    Oder seit ihr zu FAUL FÜR FEMINISMUS ??

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @05354 (Profil gelöscht):

      Ich zähle mich zu den freundlichen Sexisten, früher nannte man uns "Gentleman alter Schule".

      Werde ich im Zug in Sachen Koffer um Hilfe gebeten, leiste ich die natürlich und frage dabei, ob Steine im Koffer wären.

      Das wird dann lachend verneint und ich erfahre, dass es um eine Wochenendreise geht. Mit Gepäck, mit dem ich in 80 Tagen um die Welt reisen würde.

      Frauen sind also körperlich schwach und nehmen Unmengen von Klamotten mit auf ihre Reisen.

      Managerinnen können sie trotzdem sein.

      • 0G
        05354 (Profil gelöscht)
        @88181 (Profil gelöscht):

        Freundlicher Sexist :D lol

        Naja, wenn die ein oder andere Feministin körperlich schwach sind, könnte sie ja ne andere Frau fragen und zu zweit den Koffer heben ;-)

        Feminismus ist okay.. aber die Frauen sollten den auch leben.

    • @05354 (Profil gelöscht):

      1. Männer, lernt endlich Rechtschreibung



      2. ich befinde mich in einer Beziehung, keine Kinder, Job vorhanden. Und nun, macht mich das jetzt mehr oder weniger weise?



      3. ich kann sowohl Dinge tragen (ich habe Arme), als auch Löcher bohren. Oft genug muss ich mich gegen angebliche Ritterlichkeit wehren.



      4. in einer Welt, in der man ständig dagegen ankämpfen muss, als blödes, schwaches Weibchen fürs Männerauge zu gelten, kann man sich durchaus auch mal eine weniger anstrengende Nische schaffen und es für sich nutzen



      5. wer diskriminierten Gruppierungen die Schuld an der Diskriminierung gibt, sollte mal ganz schnell den Kopp in den Arsch stecken, statt sowas auch noch an Kinder weiterzugeben



      6. hier möchte ich meinen Ekel ausdrücken, vorwiegend gegen den vorletzten Absatz.

      • @MKurz:

        Dem möchte ich absolut beipflichten, einige natürlich vorhande negativ Beispiele, diskreditieren nicht eine ganze Gruppe (außer Nazis). Auch und ganz besonders kann gar nicht oft genug gesagt werden wie falsch es ist jedwede diskriminierte Gruppe für ihre eigene Diskriminierung verantwortlich machen oder die welche auf Diskriminierung aufmerksam machen für das eigentliche Problem zu halten.

      • 0G
        05354 (Profil gelöscht)
        @MKurz:

        Jo, es geht aber nicht um dich, sondern ganz allgemein darum das Frauen einfach - wenns halt knifflig wird - einfach mal den Mann machen lassen.

        Dadurch degradieren sich Frauen halt selbst - aus 'Bequemlichkeit. Oder halt Faulheit :D

        Dies wird nie so gesagt.. kommt mir vor wie geheimwissen, Frauen darf man ja nicht kritisieren, man ist sofort der böse Mann , der auf schwachen armen Weibchen rumhackt ?!

    • @05354 (Profil gelöscht):

      Wow, weil sich zwei weibliche Beispiele am unterschwelligen Sexismus eines Mannes heranmachen und "faul" sind ist Feminismus Quatsch? Die meisten Leute sind auch zu faul um für den Klimaschutz aufzu stehen, in den meisten Diktaturen gehen die Änderungen von einem prozentual kleinen Teil der Bevölkerung aus oder in unserem Fall von weniger als einem Prozent. Klimapolitik und Antifaschismus ist also gescheitert? Öhm, okay.

      • 0G
        05354 (Profil gelöscht)
        @Daniel Schmeer:

        Ich habe mit keinen Wort gesagt das Feminismus Quatsch ist, im Gegenteil. Das ist wichtig und richtig.

        Mir geht es darum mal zu zeigen wie raffiniert Frauen sind, wenn es um ihren Vorteil geht. Dann ist Emanzipation mal kurz ausgeblendet.

        • @05354 (Profil gelöscht):

          Seufz, als ob irgendjemand nicht raffiniert wäre so sobald es um Vorteile geht.



          Das klingt schlicht wie als wären alle Frauen schreckliche Manipulatorinen, welche arme Männer ausnutzen.



          Aber wieso sollte dadurch Emanzipation und Feminismus deswegen gescheitert sein. Diese Umkehr ist schlicht Quatsch, vor allem weil nicht jeder bzw jede eine heilige sein muss um eine Sache voranzubringen bzw. um richtig zu sein. Wäre dem so, hätte es niemals Feminismus gegeben, es wäre niemals etwas passiert in dieser Richtung oder dies wäre schon lange ausgestorben. Abgesehen davon, wer sagt ob diese Frauen überhaupt Feministinnen sind. Genauso gut könnte es ihnen völlig egal sein, oder gar sie könnten gar dagegen sein. Oder es sind Opportunistinen, welche ihre Meinung je nach Situation ändern. Nichts davon ist speziell nur im Feminismus zu finden und kaum einer Ideologie wird dies so sehr vorgeworfen wie Frauen.