: Neustädter protestieren
Mehrere Bürgerinitiativen fürchten, dass sich die ohnehin bereits angespannte Verkehrssituation durch den Bau der Autobahn A281 noch weiter verschlimmern wird
Von Lukas Scharfenberger
Um die Sicherheit von Fußgänger*innen und Radfahrer*innen fürchten Anwohner*innen der Straßen rund um den Huckelrieder Park in der Neustadt. Am heutigen Freitag wollen sie mit einer Protestaktion am Straßenrand auf das Problem aufmerksam machen.
„Die Situation an der Straße ist gefährlich“, sagt Doris Mahler-Rosche, die am Buntentorsdeich im Mehrgenerationenhaus „Mosaik“ wohnt. In unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich Reihenhäuser und sechs mehrstöckige Gebäude, in denen viele kinderreiche Familien leben.
Durch den schmalen Buntentorsdeich, eigentlich eine 30-km-Zone, fahren viele LKW in das nahe Gewerbegebiet und PKW in die Innenstadt. Zu den Hauptverkehrszeiten hätten die Anwohner*innen bis zu 500 Autos pro Stunde gezählt, sagt Mahler-Rosche. Und das würden noch sehr viel mehr werden, wenn wegen des Baus des zukünftigen Autobahntunnels für die A281 auf der Neuenlanderstraße der Verkehr in die Neustadt fließt.
Laut Zahlen der für den Bau verantwortlichen „Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH“, kurz Deges, werden dann nicht mehr 12.900, sondern 18.500 Autos durch die Kornstraße fahren. Der Bau des Tunnels wird nach Einschätzung der Deges drei Jahre dauern.
Auch die Zahl der potenziellen Autofahrer*innen in dem Gebiet wird in den nächsten Jahren ansteigen: Denn hinter dem Friedhof entstehen derzeit 350 neue Wohnungen, direkt am Niedersachsendamm soll ab 2020 ein Studierendenwohnheim mit 196 Plätzen gebaut werden. Und dann sind noch 180 weitere Wohnungen auf dem nahegelegenen Gelände der Scharnhorst-Kaserne geplant.
Deshalb sind nicht nur die Anwohner*innen des Buntentorsdeichs dabei, Widerstand zu organisieren: Auch in den anderen Straßenzügen rund um den Park befürchten Anwohner*innen einen „Verkehrsinfarkt“, wie es Mahler-Rosche nennt.
Weder am Buntentorsdeich noch am Niedersachsendamm gibt es Zebrastreifen oder Ampeln – und das, obwohl sich dort ein Kindergarten und Behinderten-Wohnungen des Martinsclubs befinden. Beide Einrichtungen beteiligen sich an der Protestaktion.
Vorschläge der von Mahler-Rosche gegründeten Bürger*innen-Initative für eine Verkehrsberuhigung des Buntentorsdeichs hat laut ihren Angaben das Amt für Straßen und Verkehr abgelehnt. So soll die in der Nähe gelegene Feuerwehr Bedenken geäußert haben, nicht mehr schnell genug zu ihren Einsatzorten zu gelangen.
Um den Weiterbau der A281 und die Belastungen durch die Baustelle ging es auch bei einer Podiumsdiskussion der Bürgerinitiative „Für eine menschengerechte A281“ (BI) am vergangenen Dienstag. Die BI hatte Bürgerschaftskandidaten eingeladen.
BI-Sprecher Norbert Breeger sagte, dass die Auslastung der Kreuzung während des Tunnelbaus zu Staus und umgeleitetem Autobahnverkehr in der Neustadt führen werde. Nicht nur die Kornstraße, auch die Habenhausener Brückenstraße, der Buntentorsteinweg und die Kirchstraße würden zwischen 19 und 64 Prozent mehr belastet werden. Breeger fürchtet, dass die ohnehin bereits marode Kornstraße, die den größten Teil des Verkehrs tragen müsste, die zusätzliche Last nicht verkraften kann. Infolge dessen könnten die Verkehrsadern des Bremer Südens verstopfen und der befürchtete Verkehrsinfarkt eintreten.
Aus diesem Grund fordert die BI, dass die Stadt die Autobahnrampe am Neuenlander Ring schnellstmöglich zu Ende baut und so einen fließenden Verkehr auf der Neuenlanderstraße ermöglicht.
Sowohl der Grünen-Abgeordnete Ralph Saxe als auch Björn Tschöpe (SPD) zeigten während der Diskussion Verständnis für die Befürchtungen der Bürger*innen, verwiesen aber auf Absprachen mit dem Bund und Bauplanungsverfahren. Diese neu zu eröffnen, würde sehr viel Zeit in Anspruch nehmen, was dem Ziel der Regierenden widerspreche, den Autobahnring möglichst bald zu schließen.
Nach Baustart des Wesertunnels im Januar ist das Teilstück zwischen Neuenlander Ring und Zubringer Arsten die letzte verbliebene Lücke im geplanten Autobahnring um Bremen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen