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Lederer will aufräumen

Der Kultursenator fordert, dass sichdie Museen mit der Kolonialgeschichte auseinandersetzen

„Der Kolonialismus ist in der Gesellschaftnoch präsent“

Klaus Lederer, Kultursenator

Berlins Kultursenator Klaus Lederer hat eine umfassende Aufarbeitung der Kolonialzeit angemahnt. „Die Verantwortung nur auf die ethnologischen Museen abzuschieben, würde viel zu kurz greifen“, sagte der Linken-Politiker in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. „Koloniale Abhängigkeiten und Machtverhältnisse wirken bis heute fort. Und diesem Thema müssen wir uns mit aller Ernsthaftigkeit und Beherztheit widmen.“

Dazu gehören nach Ansicht von Lederer nicht nur das Eingeständnis von Schuld und die Übernahme von Verantwortung gegenüber den Ländern des Südens. Es gehe auch um anhaltende koloniale Denkweisen bei uns. „Der Kolonialismus ist in der Gesellschaft immer noch präsent. Auch im Berliner Stadtbild gibt es noch eine ganze Menge – angefangen von der Diskussion um die Mohrenstraße bis zu Bildern an Häuserfassaden, in denen sich die Ideologie von Über- und Unterordnung ausdrückt.“

In den kommenden Jahren soll die Kolonialgeschichte der Stadt möglichst gründlich aufgearbeitet werden. „Wir haben uns vorgenommen, gemeinsam mit den Bezirksmuseen und der Stiftung Stadtmuseum, vor allem aber mit den vielen Initiativen und Selbstorganisationen, die sich seit vielen Jahren hierzulande damit beschäftigen, diesen Prozess aufzusetzen“, sagte Lederer. „Wenn das Abgeordnetenhaus uns die finanzielle Unterstützung gibt, können wir im übernächsten Jahr damit anfangen.“

Dabei sind nicht nur die ethnologischen, sondern alle Museen gefordert, ihre Sammlungen auf koloniales Unrecht hin zu durchforsten. Ein erster dringender Schritt sei die Digitalisierung der Bestände, sagte der Kultursenator. „Denn wie soll ein Dialog auf Augenhöhe überhaupt stattfinden, wenn selbst die Museen nicht bis ins Letzte wissen, über was sie überhaupt verfügen?“

In einem zweiten Schritt müssten Rückgabeforderungen der Herkunftsländer ernst genommen werden, so Lederer. „Wir können die Ansprüche nicht immer nur mit der schwierigen Rechtslage kontern. Wir sollten auch mal loslegen, um zumindest symbolisch deutlich zu machen, dass wir es ernst meinen.“

Dabei gehe es nicht darum, problematische Bestände möglichst schnell loszuwerden. „Ziel muss es sein, solidarische Kooperationsbeziehungen auf Augenhöhe zu schaffen.“

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