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Wo Napoleon Nachttopf war

Geschichten aus der Geschichte: große Ausstellung in zwei Museen zum 875. Geburtstag der Hansestadt Lübeck

„Jedes Exponat erzählt eine eigene Geschichte“, sagt Kurator Jörg Rosenfeld. „Deshalb haben wir weitgehend auf Texttafeln verzichtet“

Mit einer großen Ausstellung würdigen Lübecker Museen den 875. Geburtstag der Hansestadt: „875 Jahre – Lübeck erzählt uns was“ zeigt 100 Objekte, die Lübeck geprägt haben. In buntem Reigen erzählen die Exponate Geschichten aus der bewegten Geschichte Lübecks von den Anfängen im 12. Jahrhundert bis in die Gegenwart. „Die Ausstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern will auf unterhaltsame Art informieren“, sagt der Leitende Direktor der Lübecker Museen, Hans Wißkirchen.

Die Ausstellung findet bis zum 6. Januar an zwei Orten statt – im Museumsquartier St. Annen und im Burgkloster des Europäischen Hansemuseums. Dabei sind die Exponate nicht chronologisch, sondern nach Themenbereichen wie Kunst, Wirtschaft, Politik oder Sport geordnet. Prächtig gestaltete historische Urkunden wie der Reichsfreiheitsbrief von Kaiser Friedrich II. aus dem Jahr 1226 stehen neben Alltagsgegenständen.

Archäologische Grabungsfunde aus dem 13. Jahrhundert sind ebenso zu sehen wie ein Nachttopf aus der Zeit der napoleonischen Besatzung mit einem Bild von Kaiser Napoleon auf dem Boden oder die Schreibmaschine, auf der der spätere Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger Willy Brandt Flugblätter gegen das Nazi-Regime verfasst hat. Auch Geistesgrößen wie Thomas Mann, Günter Grass und Erich Mühsam haben ihren Platz in der Ausstellung.

„Jedes Exponat erzählt eine eigene Geschichte“, sagte Jörg Rosenfeld, einer der beiden Ausstellungskuratoren. „Deshalb haben wir weitgehend auf Texttafeln verzichtet.“ Stattdessen finden die Besucher zu jedem Exponat eine Objektkarte mit Informationen zum Mitnehmen.

Die meisten der 100 Ausstellungsstücke stammen aus den Lübecker Museen, dem Europäischen Hansemuseum, dem Archiv, der Bibliothek und dem Bereich Archäologie und Denkmalpflege der Hansestadt Lübeck. Dabei haben sich die städtischen Museen und das von einer gemeinnützigen GmbH getragene Hansemuseum erstmals zu einer Kooperation zusammengefunden. „Das zeigt, dass eine Zusammenarbeit aller Lübecker Kultureinrichtungen möglich und auch notwendig ist, um die Vielfalt des kulturellen Erbes zu präsentieren“, sagte Lübecks Kultursenatorin Kathrin Weiher. (dpa)

Museumsquartier St. Annen, St.-Annen-Straße 15, Di–So 10–17 Uhr; Europäisches Hansemuseum, An der Obertrave 46/1, täglich 10–18 Uhr; Eintritt: 12 Euro, Kinder 6 Euro, Katalog 9,80 Euro

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