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al-Motassadeq ist weg

Hamburg ist froh, den Häftling los zu sein

Ein Reporter der Bild-Zeitung hat sich Mounir al-Motassadeq im Flugzeug genähert und gefragt, ob er etwas bereue. Al-Motassadeq hat nicht geantwortet. Am Montag ist der 44-Jährige nach fast 15 Jahren Haft in Hamburg in seine Heimat Marokko abgeschoben worden. Bis zum 3. April 2064 darf er nicht wieder einreisen und Hamburg hat offiziell seine Erleichterung formuliert, diesen Gefangenen los zu sein. „Es ist ein gutes Gefühl, Herrn Motassadeq außer Landes zu wissen und damit für Hamburg einen Schlussstrich unter dieses Kapitel ziehen zu können“, sagte der Hamburger Innensenator Andy Grote.

Al-Motassadeq war 2003 im weltweit ersten Prozess um die Terroranschläge des 11. September vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht wegen Beihilfe zu 3066-fachem Mord und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zur Höchststrafe von 15 Jahren verurteilt worden. Diesem Urteil schlossen sich aber mehrere Revisionen an, die erst mit einer Haftstrafe von sieben, dann erneut mit einer von 15 Jahren endeten. Der Angeklagte sei Teil der „Hamburger Zelle“ um Mohammed Atta gewesen und habe deren Mitglieder von Hamburg aus unterstützt, als sie in den USA die Anschläge vorbereiteten, so das Gericht. Al-Motassadeq hat das immer bestritten.

Der Sohn einer Arztfamilie hatte in Hamburg Elektrotechnik studiert, in der Haft war er an der Fernuni Hagen eingeschrieben. Seinen Antrag auf vorzeitige Entlassung hatten die Behörden abgelehnt: Al-Motassadeq sei von seiner islamistisch-dschihadistischen Haltung nicht abgerückt.

Friederike Gräff

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