Moorbrand im Emsland: Über 500.000 Tonnen Kohlendioxid

Wegen des noch immer andauernden Schwelbrands bei Meppen wird Katastrophenalarm ausgelöst. Die AnwohnerInnen sollen Häuser verlassen.

ein Löschfahrzeug im schwelenden Moor

Eine Löschraupe beim Moorbrand auf dem Gelände der Wehrtechnischen Dienststelle 91 Foto: dpa

Am Wochenende hat es geregnet, und der Wind wehte nicht so stark wie vorhergesagt: etwas Entspannung für die knapp 1.500 Einsatzkräfte, die seit Tagen den Schwelbrand in einem Moor im Emsland bekämpfen. Und für die Einwohner zweier vom Feuer bedrohter Ortschaften. Am Freitag hatte der Landkreis Emsland Katastrophenalarm ausgelöst. Die Menschen in Groß und Klein Stavern sollten Medikamente und Dokumente zusammenpacken und sich auf eine Evakuierung vorbereiten. Bislang mussten die Leute ihre Häuser nicht verlassen, der Alarm bleibt aber weiter bestehen.

Am 3. September hatten von einem „Tiger“-Hubschrauber der Bundeswehr abgefeuerte Raketen das Moor auf dem Waffentestgelände WTD 91 bei Meppen in Brand gesetzt. Das Feuer breitete sich in der Folge auf einer Fläche von bis zu zwölf Quadratkilometern aus, die Rauchwolke war zeitweise bis Bremen zu sehen, der Qualm noch in 200 Kilometer Entfernung zu riechen. Auch Satellitenaufnahmen aus dem All zeigen die Rauchfahne.

Die Löscharbeiten sind schwierig. Viele Glutnester liegen mehrere Meter unter der Erdoberfläche, auf dem Gelände befinden sich Munitionsreste. Löschwasser muss aufwändig aus der Ems herangepumpt werden. Neben Soldaten sind Feuerwehren und das Technische Hilfswerk im Einsatz. Seit Samstag auch die Luftwaffe mit einem Transporthubschrauber und einem Aufklärungs-Tornado für Wärmebildaufnahmen unterwegs.

Nachdem die Bundeswehr zunächst gar nicht und dann nur schleppend über den Brand informiert und auch die Feuerwehr viel zu spät im Hilfe gebeten hatte, besuchte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen am Samstag die Region. Die CDU-Politikern zeigte sich bei der Visite reumütig, entschuldigte sich mehrfach für Kommunikationspannen und stellte auch die Frage, ob es wirklich notwendig gewesen sei, nach monatelanger Trockenheit im Freiland Raketen zu testen. Der Wehrbeauftragte des Bundestags, Hans-Peter Bartels (SPD), sieht den Moorbrand als „Alarmsignal für den maroden Zustand der Ausrüstung der Bundeswehr.“ Der Truppe fehle es in allen Bereichen an einsetzbarem Gerät.

Ermittlungen wegen Brandstiftung

Die Staatsanwaltschaft Osnabrück hatte bereits in vergangenen Woche Ermittlungen wegen Brandstiftung eingeleitet und Liegenschaften der Bundeswehr durchsuchen lassen. In der Kritik ist die Bundeswehr zudem wegen der Behauptung, eine akute Gesundheitsgefährdung bestehe infolge des Brandes nicht. Mehrere Mediziner haben dieser Darstellung widersprochen. Durch den Schwelbrand seien viel Gas und feste Partikeln freigesetzt worden, sagte Klaus Rabe, Facharzt an der LungenClinic Grosshansdorf in Schleswig-Holstein, im NDR.

Eine „Gefahr für die Gesundheit“ sieht auch Michael Barczok vom Bundesverband der Pneumologen, Schlaf- und Beatmungsmediziner. Junge und gesunde Menschen seien weniger betroffen, für Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen sei die Feinstaubbelastung aber ein Problem, sagte der Arzt der Neuen Osnabrücker Zeitung. Betroffenen riet er, vorübergehend zu Bekannten in einen anderen Ort ziehen. Anwohner sollten zudem Türen und Fenster geschlossen halten.

Nach ersten Berechnungen des Naturschutzbundes (Nabu) sind durch den Brand bislang mehr als 500.000 Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre gelangt – so viel, wie 50.000 Menschen ein Jahr lang produzieren. Abgesehen von den Schäden für Klima und Gesundheit könnten unzählige Insekten, Spinnen und Reptilien vor der Hitze nicht fliehen und verendeten.

Seit Samstag ist ein Einsatzwagen des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen rund um Meppen im Einsatz. In dem mobilen Labor können Experten Proben direkt vor Ort auf giftige Brandrückstände analysieren.

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