Schleswig-Holstein plant E-Sport-Akademie: Sport ohne Schweiß
Schleswig-Holsteins Jamaika-Regierung will mit einer E-Sport-Akademie junge Menschen an Sportvereine binden und das Image des Landes aufpolieren.
Schleswig-Holstein möchte das Engagement von Jugendlichen in Sportvereinen durch E-Sport fördern: Eine E-Sport-Akademie soll dem Land zu mehr Prestige im digitalen Zeitalter verhelfen. Als E-Sport bezeichnet man den elektronischen Wettkampf zwischen zwei oder mehreren Menschen in Computerspielen.
E-Sport wird sowohl auf dem PC als auch auf Spielekonsolen, zum Beispiel durch die Fußballspielreihe Fifa auf der Playstation betrieben. Elektronischer Sport gilt als sehr junges Phänomen und wurde bis jetzt sportwissenschaftlich nicht ausreichend erforscht. Es gibt jedoch Bestrebungen der Politik, E-Sport als offizielle Sportart anzuerkennen.
Im Koalitionsvertrag der schleswig-holsteinischen Jamaika-Regierung werden überwiegend positive Aspekte des E-Sports genannt; Man wolle junge Menschen in Geschicklichkeit, Konzentration, Mannschaftsgeist und Fairness fördern und zudem die erlernten Fähigkeiten für das Ehrenamt in Sportvereinen nutzen. Evidenzbasierte Messungen, gerade in den unterschiedlichen Ausrichtungen des E-Sports, belegen laut Hamburger Sportjugend im Hamburger Sportverbund e.V. (HSJ) nicht eindeutig, dass E-Sport viele Gemeinsamkeiten mit traditionellem Sport hat.
Doch CDU-Ministerpräsident Daniel Günther sieht in der E-Sport-Akademie einen großen Image-Gewinn für das Land. Wie viel die Jamaika-Regierung für die Akademie zahlen möchte, steht allerdings nicht im Koalitionsvertrag. Für die Nennung konkreter Budgets sei es noch viel zu früh, sagt Tim Radtke, Pressesprecher des Kieler Innenministeriums.
Image-Gewinn fürs Land
Schleswig-Holstein kurbelt damit – wohl gewollt – die Konjunktur der Sportvereine an. Im analogen Zeitalter schwindet nämlich die Zahl derer, die sich ehrenamtlich in Sportvereinen engagieren. Im Sportentwicklungsbericht „Sportvereine in Schleswig-Holstein“ aus dem Jahr 2015 steht, dass der Bereich der „Bindung und Gewinnung“ von Ehrenamtlichen nach wie vor ein zentrales Handlungsfeld für die Sportvereine sei, beides jedoch immer schwieriger umzusetzen sei.
Laut Sportentwicklungsbericht haben 68 Prozent der befragten Vereine ein mittleres, großes oder sehr großes Problem damit, jugendliche Leistungssportler*innen an ehrenamtliche Vereine zu binden. Mit der Einführung einer E-Sport-Akademie möchten sie mit größeren Vereinen, wie beispielsweise dem VfL Wolfsburg, der mittlerweile eine eigene große E-Sports-Abteilung unterhält, gleichziehen.
Für den Auszubildenden des Elmshorner MTV, Thorben Lass, ist diese Entwicklung eine positive: „Gerade jüngere Mitglieder in Sportvereinen kann man mit einer solchen Akademie besser erreichen“, sagt er. Es sei Definitionssache, E-Sport als Sportart anzuerkennen. Man solle E-Sport wenigstens als Industriezweig anerkennen. „Kognitiv ist E-Sport anspruchsvoll. Man muss Strategien entwickeln, wie im echten Fußball“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Umgang mit nervigen Bannern
Bundesrat billigt neue Regeln für Cookies