Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Trumps Käfigkinder sollen nun zu den Eltern in den Knast, Seehofers Solo ist keine europäische Lösung und die SPD wirkt überflüssig.

Ein kleiner Junge hinter Gittern

Nach Protesten werden Kinder an der US-mexikanischen Grenze nicht mehr von ihren Eltern getrennt Foto: dpa

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?

Béla Réthy soll laut FAZ ein sehr unnötiger Fußballkommentator sein, Claudia Neumann laut Trollen noch schlimmer, möglicherweise sogar eine Frau.

Und was wird besser in dieser?

Was immer sie in Gladbach in der Fußballausbildung so machen: Schickt alle Volontäre dahin, auf dass sie heiter, klug, uneitel und kompetent werden wie Christoph Kramer.

US-Präsident Trump hat angeordnet, dass Kinder an der US-mexikanischen Grenze nicht mehr von ihren Eltern getrennt werden. Friedensnobelpreis?

In Düsseldorf musste kürzlich eine Landesministerin zurücktreten wegen unangemessener Haltung der Schweine im Mastbetrieb ihrer Familie. Trumps Käfigkinder sollen nun zu den Eltern in den Knast, was neue Bilder gotteslästerlicher Erbärmlichkeit erzeugen wird. Die Tücke: Genau solche Bilder gewinnen Trump seine Kernwähler, die auch beim Begriff „concentration camps for families“ eher wissend feixen als weiterdumpfen. Die kloppen sich auf die Schenkel, wenn die linke TV-Ikone Rachel Maddow von MSNBC beim Verlesen der Meldung zu weinen beginnt.

Apropos Friedensnobelpreis, die ehemalige Präsidentin Liberias, Ellen Johnson Sirleaf, befand vergangene Woche, es gebe „zu viel Panik“ beim Thema Migration. Wird man das wohl noch mal sagen dürfen?

Liberia – die Freiheit – ist selbst weltweite Migration in allen Abgründen und Höhen: US-Bonzen kauften Streifen der „Pfefferküste“, um dort freigelassene US-Sklaven anzusiedeln und auch gleich zu kolonisieren. Sirleaf bezieht sich darauf: Menschheit ist Migration, in Afrika deutlich mehr als von dort zu uns. Das könnte gerade Konservative einladen, den Menschen doch bitte so zu lassen, wie er ist: wandernd.

Innenminister Seehofer sagt, er habe mit seinem „Masterplan Migration“ die „EU wachgeküsst“. Wie kriegen wir das Bild jetzt wieder aus unserem Kopf?

Der fachlich schemenhaft definierte Begriff „Masterplan“ besagt hier wenig mehr, als dass wo Plan ist, auch ein Master sein müsse; Seehofers Rückenmark mag hier „Master sein so gut zu Jim“ mitdenken. Außer Selbst­adel steht nur fest: Seehofers Solo ist keine europäische Lösung und Merkels bilaterale Verträge sind es auch nicht. Die Kanzlerin räumte auf der Höhe der Migrationsdebatte ein, schon Vorgängerregierungen hätten sich, wie sie nun auch, auf „Dublin“ ausgeruht, statt Deutschlands komfortable Festungslage einer gesamteuropäischen Lösung zu opfern.

Also muss EU-Kollege Oettinger nun vor einer „neuen, erheblichen Eskalationsstufe“ warnen und die Handlungsfähigkeit Deutschlands in der EU gefährdet sehen. Gegen gewöhnliche Vampire hilft ein Kreuz auf dem Nachttisch. Knoblauch. Oder das Herz pfählen. Da braucht man einen sehr kleinen Pfahl.

Und was macht eigentlich die SPD, während die Unionsparteien sich streiten? Müsste „der Dritte“ sich streng nach Sprichwort nicht freuen?

Lässt verlauten, man stuhlkreise im Brandt-Haus bereits über Neuwahlen – was küchenpsychologisch ungefähr bedeutet, sie habe vor nichts solchen Horror als vor ebendem. Es hat was von Kindern, die eine halbe Tüte Salzstangen und drei Trinkpäckchen in den Ranzen räumen, um beim nächsten Elternstreit ganz bestimmt in die große weite Welt abzuhauen. Nahles Prognose, es gebe „in die Fresse“ – stimmt, von Horst; und der – verhöhnen statt spalten – legt noch nach, es werde „aus einer Mickey Mouse ein Monster gemacht“.

Die Rücksendung registrierter Zuwanderer – da hat er recht – ist ein zahlenmäßig marginales Thema; ein Vielfaches an unbearbeiteten und falsch beschiedenen Asylanträgen bamft derweil vor sich hin. Ein Land mit Rekordüberschüssen, sinkender Arbeitslosigkeit, drei Alternativen in der Innenverteidigung und schönem Wetter gibt sich lieber noch einen Schuss Ausländerhass in die Vene. Statt auf gut sozialdemokratisch zu fragen, wie wir den ganzen Spaß gerecht verteilen wollen. Durch das Rechtsgedröhne der CSU wirkt die CDU völlig unschuldig links und die SPD überflüssig. Und so sehen die Umfragewerte ja auch aus.

Deutschland kippt zu viel Gülle auf die Felder, rügt der Europäische Gerichtshof. Die Folge: Zu viel Nitrat im Grundwasser. Was soll die Scheiße?

Mich dünkt, das düngt! „Nährstoffbörse“ vulgo Kackhandel speditiert und schifft sogar kähneweise Gülle in Hülle und Fülle quer durch die europäischen Nachbarländer. Wobei die offenbar sorgfältiger ihre Grenzwerte beachten als wir. Immerhin können holländische Kühe so prahlen: „Ich flade bis Oldenburg“.

Noch mehr deutscher Schmutz: Audi-Chef Stadler sitzt wegen Verdunklungsgefahr in U-Haft. Er soll im Dieselskandal Druck auf Zeugen ausgeübt haben. Sind Sie schockiert oder husten Sie noch?

Stadler ist damit der Deniz Yücel des Gasfußes. Autokorso go.

Und was machen die Borussen?

40 Tore in 28 Spielen und am Ende der Siegtreffer gegen Bayern München: Dortmund hat wieder einen. Er ist 13, spielt in der „U17“ und „wird von den Verantwortlichen vor der Öffentlichkeit abgeschirmt“. Da tun sie gut dran.

Fragen: PWE

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.