piwik no script img

Grundsatzurteil des BundesgerichtshofsKundin muss „Kunde“ bleiben

Das BGH weist eine Klage auf sprachliche Gleichstellung in Bankformularen ab. In männlichen Bezeichnungen seien Frauen mitgemeint, heißt es.

Klägerin Marlies Krämer mit ihrem Anwalt Wendt Nassall Foto: dpa

KARLSRUHE taz | Frauen haben keinen Anspruch, auf Bankformularen als „Einzahlerin“ und als „Kontoinhaberin“ angesprochen zu werden. Das entschied jetzt der Bundesgerichtshof (BGH) in einem Grundsatzurteil.

Geklagt hatte die 80-jährige Feministin Marlies Krämer. Sie hatte sich geärgert, dass in den Formularen ihrer Bank, der Sparkasse Saarbrücken, stets männliche Formulierungen benutzt wurden, also zum Beispiel „Einzahler“ und „Kontoinhaber“. Darin sah Krämer eine Geringschätzung der Frauen und klagte durch die Instanzen, jedoch ohne Erfolg.

Auch der BGH konnte keine Verletzung des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) erkennen. Das AGG verbietet zwar die Benachteiligung von Frauen (und anderen Gruppen) im Geschäftsleben. Ob eine Benachteiligung vorliegt, bestimme sich aber nach der „objektiven Sicht eines verständigen Dritten“, so der Vorsitzende Richter Gregor Galke, und nicht nach dem subjekiven Empfinden der betroffenen Kundin. Soweit es um Sprache gehe, sei der „allgemeine Sprachgebrauch“ der Maßstab.

Es entspreche aber dem allgemeinen Sprachgebrauch, so Galke, dass in männlichen Bezeichnungen Frauen mitgemeint sind. Der Begriff „Bankkunde“ erfasse also auch Bankkundinnen. Durch dieses „generische Maskulinum“ würden Personen „deren natürliches Geschlecht nicht männlich ist“, nicht benachteiligt, so der BGH. Das generische Maskulinum sei vielmehr geschlechtsblind.

Auch im Gesetz ist vom „Kontoinhaber“ die Rede

Galke räumte ein, dass es seit den 1970er-Jahren Kritik am generischen Maskulinum gebe und dass darin teilweise eine Benachteiligung von Frauen im Sprachsystem geseheen werde. Das generische Maskulinum werde heute deshalb nicht mehr so selbstverständlich als verallgemeinernd angesehen wie früher.

Letztlich stellte der BGH aber auf die Sprache des Gesetzgebers ab. Dieser verwende das generische Maskulinim immer noch, selbst in neueren Gesetzen. So ist im Bürgerlichen Gesetzbuch nach wie vor von „Kontoinhabern“ und „Darlehensnehmern“ die Rede. Von einer Bank könne daher nicht verlangt werden, die sprachliche Gleichstellung der Geschlechter anders zu handhaben als der Gesetzgeber.

Auch das Saarländische Landesgleichstellungsgesetz wertete der BGH nicht zugunsten von Marlies Krämer. Zwar werden dort öffentliche Einrichtungen aufgefordert, „geschlechtsneutrale Bezeichnungen“ zu wählen, „hilfsweise die weibliche und die männliche Form“ zu verwenden. Diese Vorschrift richte sich aber nur an Institutionen wie Behörden oder die Sparkasse und gebe deren Kundinnen keinen individuell einklagbaren Anspruch.

Der BGH thematisierte sogar, ob die Vorschrift verfassungswidrig sein könnte. Denn sie erfasse nur „weibliche und männliche“ Bezeichnungen und ignoriere das vom Bundesverfassungsgericht jüngst anerkannte intersexuelle dritte Geschlecht. Da die Vorschrift im konkreten Fall ohnehin nicht anwendbar war, ließ der BGH dies aber offen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

33 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • ZUM GLÜCK.

    Hoffentlich hat der Irrsinn damit endlich mal ein Ende und man kann sich um die wirklichen Probleme kümmern.

    Der Kampf um Frauenrechte ist wichtig. Sobald das wieder zum Thema des Feminismus wird und nicht Sprachverdrehung wird sich auch mehr Erfolg einstellen.

    Fragen von Frauenhäusern, Lohnlücke, schlechter Bedingungen in Care-Berufen und vieles Anderes musste in letzter Zeit hinten anstehen und es wird Zeit das sich das ändert.

    Einmal ist gendern nicht massenfähig, es funktioniert nur wenn man Menschen dazu zwingt. Und seine Wirkung ist überschätzt bis völlig umstritten. Dazu nimmt die Debatte darum den Raum ein der Anderem zustehen würde

    Es kann nicht sein das die Linke nicht mehr für Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit sondern vor allem für Starrsinn, Selbstbespaßung Dogmatismus und Realitätsverweigerung bekannt ist.

     

    Auch muss man sich wohl freuen wenn der Kampf zur Verstümmelung der deutschen Sprache nun endlich ein Ende findet

    • @Oskar:

      Blablabla, als ob das Gericht stattdessen die Lohnlücke oder ähnliches geschlossen hätte. Warum Kämpfe gegeneinander ausspielen? Geht wohl nur, wenn mensch privilegiert ist und nicht selbst betroffen ist, nicht wahr? "Verstümmelung der deutschen Sprache" - na, und noch eine Prise Nationalismus dazu ... ;)

  • 8G
    82732 (Profil gelöscht)

    Wie wäre es mit "Dienstleistung in Anspruch nehmende" oder auch "Dienstleistunginanspruchnehmende", das ist doch viel handlicher.

  • Mutter Erde. Vater Erde. Elter Erde. Wer erkennt den Irrsinn ?

    • @Nikolai Nikitin:

      Nö. Mei Gudscher - Nu - kaa Irrsinn nich - newahr.

       

      Schlicht falsch. Woll.

       

      Mutter Erde - Vater Sand. Punkt.

      Das tat Volkers Mund kund - schonn

      Alllang. Eh Sie warn geborn!

       

      Gerndannichfür.

    • @Nikolai Nikitin:

      Marlies Krämer garantiert NICHT!

  • wie weit sollte es gehen ?

     

    daß alle einzelhändler ihr schild 'kundenkasse' abhängen müssen ?

  • Danke Danke Danke - ihr tazis

    You made my day! Wat höbt wi lacht!

     

    Jau. Danke für dess - prima Fotto!

    "Klägerin Marlies Krämer mit ihrem Anwalt Wendt Nassall"

     

    Liggers - "Vor Gericht und auf hoher See ...." Ganz in rot mit .....!;)

    Dess. Hab ich noch nie besser ins Bild gesetzt gesehen. Fürwahr.

     

    (ps &btw - Dess Fotto sei Angie zur Rahmung wg Olaf Scholz anempfohlen!

    "Merkels selbstbewusster Scholz". Newahr. ~> http://www.taz.de/Grosse-Koalition-besiegelt/!5488151/

     

    Jau. Als Anwalt - nix auf Tasche - aber locker bis zum BGH -

    Nu die BGARO - & Der nach oben offene Satz - Machens möglich - kerr!)

    &

    Ja - Dess könnse - a deformation professionell - aber wie im Schlaf!

    Diese ach so speziellen Organe der Rechtspflege - Newahr.

    Teflonimprägniert. - aber vom Feinsten!

    & eben ~>

    Du kannst den Leuten - halt nur vor! - denn Kopp gucken. Woll.

    Na - Si´cher dat. Da mähtste nix. Normal.)

     

    kurz - Na Servus.

  • Was hätte man in der Zeit und mit dem Geld (eine Verhandlung vor dem BGH gibt es nicht für lau) für den Weltfrieden tun können ...

  • 9G
    97796 (Profil gelöscht)

    Dieses ganze gender-Kasperletheater wird doch letztlich nur zur Folge haben, das gerade Arbeitgeber es sich dreimal überlegen, Frauen einzustellen. Das selbe Schicksal haben doch Muslime auch. Dieses ganze "alle Menschen sind gleich, aber wir sind gleicher" hat auch hier dazu geführt, dass Bewerbungen in der Mülltonne landen. Oder glaubt wirklich jemand an die Macht des AGGs? Jeder Werkstudent oder Recruitingpraktikant ist mächtiger.

  • Das Problem ist doch, daß sich immer jemand diskriminiert "fühlen " kann. Das grammatische Geschlecht hat nichts mit dem biologischen zu tun. "Die" Sonne, "der" Mond. Im französischen ist es genau andersherum. Ich bin als Mann in unserem Betrieb "die" Fachkraft für Vertragsgestaltung. Fühle ich mich da diskriminiert, weil ich als Mann mit dem weiblichen Artikel belegt werde ? Nein. Weil das grammatische Geschlecht nichts mit meinem biologischen Geschlecht zu tun hat. "Die" Geschäftsleitung ist grammatisch immer weiblicher Natur, auch wenn es nur Männer sind. Hat man je davon gehört, daß sich Männer darüber beschwert haben ? Was ist mit der Mehrzahl ? Die härtesten und männlichsten Männer werden in der Mehrzahl zu "die" Männer. Die deutsche Grammatik sieht für die Mehrzahl das weibliche Geschlecht vor. Na und ? Sollte ich mich darüber beschweren ? Mich diskriminiert "fühlen", mich runtergesetzt "fühlen", mich schlecht behandelt "fühlen"? Kommt mal wieder runter. Wer sich ständig diskriminiert oder schlecht behandelt fühlt, sollte vielleicht besser zum Arzt.

    • @Thomas Schöffel:

      "Fühle ich mich da diskriminiert, weil ich als Mann mit dem weiblichen Artikel belegt werde ?"

       

      Bloss nur nicht diesen Fass aufmachen! Sie als Mann haben ja Vernunft, die Vernunft.

       

      Wenn die Marlies mitbekommt, dass ihr Verstand männlich kosnotiert wird: Sie wird Rechtsgeschichte schreiben!

  • Sieht aus als wären die Windmühlenflügel (der Bürokratie) wiedereinmal siegreich gewesen, Don Quijote.

  • Dieses Urteil läßt mich aufatmen.

    Diese ganzte Eingenderung trägt letztendlich nichts zur Gleichstellung der Frau bei. Ein wichtiges Problem wird der Lächerlichkeit preisgegeben und erzeugt nur noch Kopfschütteln. Einige Feministen sollten sich einmal überlegen welchen Bärendienst sie da vollbringen.

    • @lulu schlawiner:

      Auf den Punkt getroffen.

  • Deutschland hat wirklich wichtigere Probleme als diesen Schmarrn.

    Wenn sich die Klägerin jahrelang über so eine Anrede geärgert hat, dann tut sie mir echt Leid. Typisch deutsches Schrebergärtner-Verhalten würde ich sagen.

    • @Nguyen:

      "Jahrelang" - betroffen wird sie davon wohl schon ein wenig länger sein. Aber, was interessiert es Sie? ;)

  • Ich habe zum einem diese Vergewaltigung der deutschen Sprache und zum anderen diese Art von ausschließlich gegen die Diskriminierung der Frau seienden Frauenrechtler wirklich satt.

     

    Ich bin gegen jede Form von Diskriminierung.

     

    Nur werden in Deutschland nicht nur Frauen diskriminiert.

     

    Menschen werden wegen aller möglichen unwesentlichen Merkmale diskriminiert.

     

    Die falsche Herkunft, der falsche Name, das falsche Aussehen - alles mögliche kann heutzutage zu Diskriminierung führen.

     

    Kommt jemand aus Ostdeutschland, kann das dazu führen, dass er im Westen keine Arbeit bekommt.

     

    Wohnt jemand im falschen Stadtteil, kann das Auswirkungen von den Score bei der Schufa haben mit der Folge, dass er keinen Kredit oder nur einen teureren Kredit bekommt.

     

    Ist jemand homo-, trans- oder intersexuell, wird er diskriminiert.

     

    Ist jemand behindert, wird er diskriminiert.

     

    Hat jemand die falsche Religion, wird er diskriminiert.

     

    Das Problem, das ich mit den meisten Frauenrechtlern habe, ist, dass sie nur gegen die Diskriminierung von Frauen sind, sich aber nicht gegen Diskriminierung im Allgemeinen einsetzen.

     

    Und dementsprechend wird die Welt nicht besser.

     

    Wir schaffen Quoten, durch die Männer diskriminiert werden, anstatt dafür zu sorgen, dass aufgrund transparenter Verfahren niemand mehr diskriminiert werden kann und sich einfach der Beste durchsetzt.

     

    Und genauso ist es mit der Vergewaltigung der deutschen Sprache.

     

    Alles mögliche muss verweiblicht werden.

     

    Aber was ist mit denen, die trans- oder intersexuell sind?

     

    Entweder wir bleiben bei der deutschen Sprache und reden nicht von

     

       ■ der Person und die Personin,

       ■ der Mensch und die Menschin,

       ■ der Vater und die Vaterin,

       ■ der Mutter und die Mutterin

     

    oder aber wir sind so konsequent und führen eine Sprachreform durch, bei der das grammatikalische Geschlecht völlig abgeschafft wird.

     

    Dann kann sich niemand mehr beschweren.

     

    Dann wird niemand durch die Sprache diskriminiert.

    • @Michael Laube:

      "Und genauso ist es mit der Vergewaltigung der deutschen Sprache."

      Geht es nicht noch zugespitzter? Da können Sie doch sicher noch einen drauf legen!

       

      "Das Problem, das ich mit den meisten Frauenrechtlern habe, ist, dass sie nur gegen die Diskriminierung von Frauen sind, sich aber nicht gegen Diskriminierung im Allgemeinen einsetzen."

      Mh, warten Sie mal - Frauenrechte, hat das nicht irgendetwas mit Rechten für Frauen zu tun, mit anderen Worten gegen Diskriminierung von Frauen? ;)

       

      "oder aber wir sind so konsequent und führen eine Sprachreform durch, bei der das grammatikalische Geschlecht völlig abgeschafft wird. "

      Das wäre auch eine Idee, eine gute. "Arbeiter_innen, Arbeitende, Arbeiter*innen" tendieren ja in diese Richtung...

    • 8G
      80336 (Profil gelöscht)
      @Michael Laube:

      So ist es. Der Ansatz, der Gebrauch deutscher Grammatik sei die Ursache hierfür, ist ungefähr so abwegig wie die Annahme, durch Sprachanpassung im Dezimalsystem könnten dümmliche Statistiken verhindert werden. Es sei daher für deutsche Schulen zu fordern: der Eins, der Zwei, der Drei ... Ähh .. Sorry ... das Eins, das Zwei, das Drei.

       

      Dann ist es vorbei mit

       

      "Der , die, das

      Wer, wie, was

      Wieso weshalb warum?"

       

      Der Wurm, die Wurm, das Wurm.

      Der Maus, die Maus, das Maus.

       

      Ich ein "Wurm"? - Ich bin zutiefst bestürzt :-)

  • Na gott sei Dank! Ein Sieg für die Vernunft!

  • 9G
    98983 (Profil gelöscht)

    Ich empfinde es als politisches Urteil, um den Rechten nicht noch mehr Angriffsfläche zu bieten und sie so vielleicht zu besänftigen und Verständnis für Ihre Wut aufzubringen. Von daher finde ich es zumindest o.k.,

     

    gez. ein weißer Mann

  • Genau genommen müsste dann in den Formularen vermerkt werden, dass es sich um ein generisches Maskulinum handelt - weil genau das ist dieser Form ja nicht anzumerken.

    D.h. Maskulinum und generisches Maskulinum ist formal ununterscheidbar, daher ist nie klar, wer oder was gemeint ist.

    Es ist in diesem Fall tatsächlich eher eine Frage von sprachlicher Korrektheit als von Benachteiligung.

    Gut ist immerhin, dass richterlich angemerkt wurde, dass es sich um eine Gebrauchsnorm handelt - die kann und wird sich hoffentlich bald ändern.

  • Selbst das Grundgesetz verwendet das nur die maskuline Form: Artikel 2 Abs. 1 und Abs. 2 lauten beispielsweise "Jeder..." und nicht "Jede und Jeder..." oder schlimmer noch "Jede/r...".

     

    Im Übrigen ist die Formulierung allgemeiner Geschäftsbedingungen stets ein schweres Unterfangen. Dabei alle möglichen Geschlechtsformen mit zu berücksichtigen erscheint schlichtweg unmöglich.

  • Ich finde es schade. Wenn man sich ein bisschen Mühe gibt, findet man in vielen Fällen eine genderneutrale Alternative, auch ohne Gernder-Sternchen. Man muss an schlechten Gewohnheiten nicht unbedingt festhalten. Immerhin hat das Urteil die genderneutrale Ausdrucksweise nicht verboten. Für "Kontoinhaber" kann man schreiben "das Konto gehört: ...". Und die "Ausfertigung für den Kunden" kann man ersetzen durch "Ausfertigung für Vertragspartei". Nur meine Vorschläge nach kurzem Nachdenken, kann man sicher verbessern. Seit die Schreibprogramme im Rechner einen Thesaurus und ein "Sag es treffender" enthalten, ist das alles keine Schwierigkeit mehr. Und mit zunehmender Übung schleift sich das ein.

    Viel Erfolg in der nächsten Instanz!

    • @Michael Dietz:

      Zum Glück gibt es keine nächste Instanz nach dem BGH, somit dürfte dieser sinnloser Kampf gegen den generischen maskulinum erstmal vorbei sein.

    • @Michael Dietz:

      Das Problem ist, dass die gute Frau Krämer, so wie ich dies aus der Berichterstattung verstanden habe, ausdrücklich keine neutrale Ansprache wünschte, sondern eine weibliche Ansprache.

       

      Das Problem in der deutschen Sprache ist aber nun einmal, dass viele Substantive entweder männlich oder weiblich sind.

       

      Und von Feministen wird verlangt, dass viele Wörter, die klassisch männlich sind, verweiblicht werden.

       

      So soll es eben nicht nur Kunde oder Inhaber, sondern auch Kundin oder Inhaberin heißen.

       

      Und es soll nicht Frau Bundekanzler oder Herr Bundeskanzler heißen, sondern Bundeskanzlerin oder Bundeskanzler heißen.

       

      Es soll nicht mehr nur Hauptmann heißen, sondern Hauptmannin (oder Hauptfrau ? ) heißen.

       

      Eine wirklich geschlechtsneutrale Formulierung wäre natürlich super, weil dann auch trans- und intersexuelle Menschen nicht diskriminiert werden.

       

      Nur wird das ziemlich schwierig, weil in der deutschen Sprache viele Substantive entweder männlich oder weiblich sind.

       

      So ist das Substantiv "Partei" weiblich: "die Partei".

       

      Sollen nun die Männer sich beschweren, dass es keine männliche Bezeichnung für das Subsantiv Partei gibt?

       

      Von "die Partei" zu sprechen, wenn es sich um einen Mann handelt, scheint mir genauso problematisch zu sein, wie von "der Kunde" zu sprechen, wenn es sich um eine Frau handelt.

       

      Also konsequenter Weise belassen wir alles beim Alten oder reformieren die deutsche Sprache ganz konsequent und schaffen das grammatikalische Geschlecht ab.

       

      Dann heißt es ganz konsequent:

         ■ das Mann,

         ■ das Tisch,

         ■ das Frau,

         ■ das Tür

         ■ das Junge und

         ■ das Mädchen.

      • @Michael Laube:

        Der Klassiker ist: der Apfel, aber die Banane...

         

        Das Lenkrad, aber der Lenker usw. Warum ist das Lenkrad neutral, der Lenker männlich? Gibt es Beispiele ohne Ende...

         

        Im Deutschen gibt es keine Logik hinter weiblich, männlich, neutral. Oder warum ist der Stein männlich, die Erde weiblich usw... Der Baum ist grundsätzlich männlich, aber es gibt auch weibliche und männliche Bäume...

         

        Die Frage ist, ob im Deutschen Artikel wie der, die, das überhaupt tatsächlich

        geschlechtsspezifisch sind, oder ob es ihnen eher zugeschrieben wird. Verstärkt eben, seit Feministinnen und andere diesbezüglich von Diskriminierung sprechen. Ich glaube, dass es keine Sprache gibt, wo das perfekt geregelt ist. Dennoch trennen viele Sprachen (auch das alte Latein) konsequenter. Darum tun sich Ausländer oft schwer mit der, die, das. Ein Stein ist in ihrer Sprache eben meist das Stein. Bei Engländern ist alles the. Aber Englisch benutzt überhaupt keine z.B. Verweiblichungen um jemanden nicht zu diskriminieren. Hätte Clinton gewonnen, wäre sie President of the...

        und niemand würde es jucken.

         

        Ich halte diese ganzen Diskussionen für völlig aufgeblasen. Und eine ganz neutrale Sprache...es würde mich wundern, wenn es das gibt. Aber wozu?

      • 8G
        80336 (Profil gelöscht)
        @Michael Laube:

        War schon immer so: stets war die Sprache schuld. Denn als "die Mülldeponie" durch "der Entsorgungspark" ausgetauscht, erfüllte der Boden endlich die Qualitätskriterien für ein Bioland-Zertifikat, und als "Lehrling" durch "Auszubildende®" ... Ähh ... geschlechtsneutral "Azubi" ausgetauscht, änderte sich mit der Zeit das Verhalten der Meister(innen) gegenüber den jugendlichen Berufseinsteigern ... STOP! Bin mal kurz weg - muss mich weglachen.

         

        By the way: Im Russischen, so ist zu lesen, soll es keinen Artikel geben, daher feminine Nomen an dem Vokal "a" am Ende des Wortes erkennbar seien. Zum Beispiel beim Wort "Starschina" (= Stabsfeldwebel) .

      • @Michael Laube:

        Wo ist Ihr Problem mit der deutschen Sprache? Sie ist lebendig, kann sich anpassen und muss auch nicht in allem logisch sein. Sie wünschen sich eine wirklich geschlechtsneutrale Formulierung. Was steht dem im Wege, es mindestens mal zu versuchen, wo es ohne Verrenkungen geht. Also anstelle von "Sehr geehrte Damen und Herren" sagen wir "Sehr geehrtes Publikum". Schon sind alle Anwesenden eingebunden und niemand muss sich "mitgemeint" fühlen.

        Also können wir gerne die Idee von Frau Krämer aufgreifen und weiterentwickeln. Ich fände es gut, solche Bedürfnisse aufzugreifen statt wie die Richter den Status Quo festzuschreiben.

        Natürlich haben Sie Recht, das alte Modell "männlich kontra weiblich" ist bipolar. Ein Entweder/Oder, wo ein Kontinuum erforderlich wäre. Wir haben es in der Hand, anstelle verhärteter Diskussionen kleine Anstöße in eine bessere Richtung zu geben, weil unsere deutsche Sprache eine dermaßen große Vielfalt in der Ausdrucksweise bietet. Wäre das für Sie ein gangbarer Weg?

        • @Michael Dietz:

          Probieren Sie es doch einmal mit einer geschlechtsneutralen Fomulierung.

           

          Wenn ich mir Ihre Antwort ansehe, fällt mir nur auf, dass sie sehr viele feminine oder maskuline Substantive verwendet haben:

           

             ■ die Sprache

             ■ die Formulierung

             ■ der Weg

             ■ die Verrenkung

             ■ der Anwesende

             ■ die Idee

             ■ die Frau

             ■ der Richter

             ■ der Status Quo

             ■ die Hand

             ■ die Diskussion

             ■ der Anstoß

             ■ die Richtung

             ■ die Vielfalt

             ■ die Ausdrucksweise

           

          Dagegen habe Sie nur sehr wenig neutrale Substantive:

           

             ■ das Problem

             ■ das Publikum

             ■ das Bedürfnis

             ■ das Recht

             ■ das Modell

             ■ das Kontinuum

           

          In Zukunft sollten Sie versuchen, nur nur noch neutrale Substantive zu verwenden.

          Finden Sie blöd?

           

          Ich auch.

           

          Aus Rücksicht auf die Empfindlichkeiten einiger Überempfindlicher soll man nicht mehr frei reden dürfen, sondern muss, bevor man etwas sagt, genau nachdenken, wie man es formuliert, welche Substantive man verwendet.

           

          Tut mir Leid - aber das ist für mich das Ende einer freien und ungezwungenen Kommunikation.

           

          Dabei, wie der BGH ausgeführt hat, ist mit der Verwendung des „generische Maskulinums“ überhaupt keine Diskriminierung bezweckt.

           

          So ist einfach die deutsche Sprache.

    • @Michael Dietz:

      In einfachen Formularen mag das noch funktionieren. In allgemeinen Geschäftsbedingungen lässt sich das nicht umsetzen. Eine Parteibezeichung "das Konto gehört" kann es nicht geben. Jede*r sollte sich zunächst mal seine/ihre Kontoeröffungsunteragen anschauen und dann versuchen, eine vollkommen genderneutrale Version zu entwickeln. Das gleiche gilt für Mietverträge, Leasingvertäge, Handyvertäge, u.s.w.

  • Ich wär nie auf die Idee gekommen, dass mit "die Bürger der Stadt" nur Männer gemeint seien. Mit "Kunde" verhält es sich genauso. Für mich völlig geschlechtsneutral. Erst als es mit "innen" oder heute gar "*innen" losging, begann eine Unterscheidung und das Grübeln darüber. In der Praxis wirkt es häufig umständlich, sperrig und klingt seltsam. Das ist natürlich auch eine Gewöhnungssache. Aber es gibt viele Wörter, wo es sowieso gar nicht funktioniert, wie z.B. "Die Kranken". Krankeninnen, oder Krankinnen? Alzheimerkrankinnen oder Alzheimerkrank*innen?

     

    Was mich aber viel eher stört, als Kunden, Kundinnen, oder Kund*innen, ist für mich die Bezeichnung Kunde an sich, die vielfach in Behörden eingezogen ist.