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Daimler zeigt sich schneller an als Volkswagen

Auto II Die Stuttgarter könnten damit Strafen umgehen. Grüne fordern Dobrindt-Entlassung

MÜNCHEN/PASSAU afp | In der Debatte über ein mögliches Kartell der großen deutschen Autobauer hat sich Daimler Berichten zufolge früher an die Wettbewerbsbehörden gewandt als Volkswagen. Wie die Süddeutsche Zeitung sowie NDR und WDR berichteten, stammt die Selbstanzeige von VW vom Juli 2016, die von Daimler wurde nach Angaben von In­sidern aber „deutlich früher“ eingereicht.

Dem Spiegel zufolge sollen sich Volkswagen mit seinen Töchtern Audi und Porsche sowie Daimler und BMW seit den 90er Jahren in geheimen Arbeitsgruppen über ihre Fahrzeuge abgesprochen haben. Sowohl das Bundeskartellamt als auch die EU-Kommission erhielten entsprechende Informationen.

Bei der Kommission gibt es eine Kronzeugenregelung. Um die Strafe zu hundert Prozent erlassen zu bekommen, muss ein betroffenes Unternehmen das erste sein, das die Kommission über ein unentdecktes Kartell informiert. Darauf könnte nun Daimler hoffen. Für alle weiteren kooperierenden Kartellmitglieder gibt es Rabatte, im Fall von VW wären es bis zu 50 Prozent, sollte der Konzern der zweite gewesen sein, der sich an die Behörden wendet und dazu noch einen „bedeutenden Zusatzwert“ liefert.

Die Grünen sehen Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) in der Verantwortung für das Autokartell und fordern dessen Absetzung. Dobrindt sei ein „Risikofaktor für die Arbeitsplätze in der Automobilindustrie und muss schnellstens seiner Aufgaben entbunden werden“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Oliver Krischer, der Passauer Neuen Presse. Dobrindt habe den Diesel-Abgasskandal durch Wegschauen erst möglich gemacht, sagte der Grünen-Politiker. Auch die Linken sehen Dobrindt in der Verantwortung.

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