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heute in hamburg„Nicht nur Protestwähler“

VORTRAG Gewerkschafter erklärt unsoziale Politik der AfD und warum Arme sie dennoch wählen

Foto: Gelbe Hand
Mark Haarfeldt

37, Historiker und Referent beim antirassistischen Gewerkschafts-Verein „Mach meinen Kumpel nicht an!“.

taz: Herr Haarfeldt, wie stark wird die AfD von Arbeitslosen und ärmeren ArbeiterInnen gewählt?

Mark Haarfeldt: Es gibt Statistiken, dass die AfD von Gewerkschaftsmitgliedern in Nordrhein-Westfalen neun Prozent bekommen hat. Im Ruhrgebiet wurde sie stark von ArbeiterInnen gewählt. Die AfD hat ein Potenzial, was sich aus einkommensschwachen Schichten rekrutiert.

Was erhofft sich eine proletarische Wählergruppe von den Rechtspopulisten?

Man kann vermuten, dass sich die meisten eine Politik wünschen, die soziale Ungerechtigkeit minimieren soll.

… was aber nicht dem AfD-Programm entspricht.

Nein, die Frage, was die AfD für sozialschwächere Gruppen möchte, wird in der Öffentlichkeit nicht wirklich besprochen. Anders als es in einer Solidargemeinschaft üblich sein sollte, will sie ein Leistungsprinzip schaffen, dass Menschen nur etwas vom Sozialstaat bekommen, wenn sie „produktiv“ sind. Menschen, die nichts leisten, werden nicht berücksichtigt.

Warum wählen Arbeitslose und ArbeiterInnen eine elitäre Partei gegen ihr Interesse?

Die Debatte um soziale Gerechtigkeit, der Unterschied zwischen Arm und Reich, ist in der Öffentlichkeit nicht so präsent, wie es im Allgemeinen vorhanden ist. Bei der NRW-Wahl wurde besonders dort AfD gewählt, wo man den Eindruck hat, dass es eine soziale Ungerechtigkeit gibt. Da sind die anderen Parteien gefragt, diesen Missstand zu beantworten. Die AfD konnte dort besonders Menschen mobilisieren, die generell unzufrieden sind.

Spricht die AfD nicht auch schlicht Ressentiments an?

Die AfD wird nicht nur von Menschen gewählt, die man gern unter dem Label „Protestwähler“ einordnet. Sie kann auch Menschen mobilisieren, für die „Nationalismus“ wichtig ist.

Wie offen ist das Gewerkschaftsmilieu für rechte Ideologie?

Die Gewerkschaften haben über sechs Millionen Mitglieder und sind ein Durchschnitt der Gesellschaft. Es sind nicht nur Menschen, die für eine emanzipatorische Politik stehen.

Aber die Gewerkschaften ruhen sich darauf aus?

Nein, es wird viel getan, um dem entgegenzutreten. Schlussendlich ist die AfD keine Partei, die für Gewerkschaftsinteressen eintritt.

Interview jpb

Vortrag: „Die Stimme der Bürger. Die Soziale Frage bei der AfD“: 19 Uhr, Bürgerhaus Wilhelmsburg, Mengestraße 20

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