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11,5 Millionen Franzosen wählen Le PenKeine Kleinigkeit

Mit Marine Le Pen erhielt der Front National gut 34 Prozent der Stimmen im zweiten Wahlgang. Ein neuer Rekord für die extreme Rechte.

Wäre sie Kandidatin einer anderen Partei, müsste sie zurücktreten. Aber nicht beim Front National Foto: ap

E rleichtertes Aufatmen. Wenn Le Pen weniger als 40 Prozent erreicht, hat sie den zweiten Wahlgang verpatzt. Diese symbolische Hürde hatte sich am Ende durchgesetzt. Marine Le Pen hat sie nicht erreicht. Die Versuchung ist groß, am Abend des deutlichen Siegs von Emmanuel Macron (65 Prozent) in die Hände zu klatschen und das Glas halbvoll zu sehen.

Ja, Frankreich hat wieder Nein zu Familie Le Pen gesagt. Weniger vereint und weniger stark als noch 2002, aber doch mit einem Abstand, der sich nicht bestreiten lässt. Ja, es gab eine Art Aufschrecken der Demokraten. Ja, es ist normal, das Ergebnis zu genießen.

Ab morgen ist das Glas trotzdem halbleer. Mit gut 34 Prozent der Stimmen im zweiten Wahlgang der Präsidentschaftswahl und mehr als 11,5 Millionen Wählern erreicht die extreme Rechte einen neuen Rekord. In der gleichen Art und Weise, wie sie wieder an ihre Grenzen stößt.

Innerhalb von zwei Wochen hat Marine Le Pen vier Millionen Stimmen dazugewonnen. Trotz ihres chaotischen Wahlkampfs zwischen den beiden Wahlgängen – in dem sie nicht ohne Erfolg versuchte, Mélenchons linke „La France insoumise“ anzubaggern, ohne dabei die rechte Bewegung „Sens commun“ zu verprellen – und trotz einer Debatte, bei der sie eine Art teuflischen Trump verkörpert hat. Damit hat sie den FN auf ein historisch hohes Niveau gehoben, obwohl der endgültige Sieg nie wirklich greifbar war.

Ihre Allianz mit dem rechts-konservativen Nicolas Dupont-Aignan, die sie nach dem ersten Wahlgang geknüpft hat, zielte vor allem auf die Zeit nach der Präsidentschaftswahl ab. Beide wollten sich positionieren, in einer Zeit, in der die Rechte einer starken Umorientierung nicht entkommen zu können scheint. Übrigens hat Marine Le Pen am Sonntag den größten Zuwachs aus dem Lager der „radikalisiertesten“ – wie Alain Juppé sagte – Anhänger des Konservativen François Fillons gewonnen.

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Die taz und die französische Tageszeitung Libération machen journalistisch gemeinsame Sache. Wir arbeiten erst zur Wahl in Frankreich und dann zur ­Bundestagswahl zusammen. Dieser Beitrag ist Teil der Kooperation.

Seit einigen Tagen scheint die rechtsextreme Kandidatin für sich beschlossen zu haben, dass die wichtigste Herausforderung für sie ist, sich als Macrons stärkste Gegnerin zu profilieren. Ihr Platz in der zweiten Wahlrunde garantiert ihr diesen Titel, mit dem auch Mélenchon, Baroin und andere liebäugelten, auch wenn ihre Leistung während der Fernsehdebatte ihre Glaubwürdigkeit in dieser Rolle getrübt hat.

Bei der Parlamentswahl im Juni wird der FN höchstwahrscheinlich eine starke Rückkehr in den Palais Bourbon feiern können. Trotzdem wird er voraussichtlich nicht die stärkste Oppositionskraft gegen Macron sein. In vielen anderen Parteien müsste eine Kandidatin mit dieser Bilanz zurücktreten. Aber nicht beim Front National.

Übersetzung aus dem Französischen: Belinda Grasnick

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31 Kommentare

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  • Jeder dritte hat sie gewählt. Wenn sich nichts verändert, wird es beim nächsten mal schlimmer.

  • Apropos, "11,5 Mio für Le Pen" stimmt nicht, es waren 10,6 Mio Stimmen, also gut 1 Mio Stimmen weniger.

    http://elections.interieur.gouv.fr/presidentielle-2017/FE.html

     

    Vermutlich wurden die absoluten Stimmen anhand des Prozentwertes (33,9) für Le Pen ermittelt, wobei dann aber alle abgegebenen Stimmen genommen wurden (gerundet 35 Mio). Die Prozente für die Kandidaten errechnen sich aber aus den abgegebenen abzüglich der ungültigen Stimmzettel (31,4 Mio).

     

    Bei ihrer letzten Stichwahl kam Le Pen auf etwa 5,5 Mio Stimmen, also nur etwas mehr als die Hälfte. Allerdings trat sie damals gegne den amtierenden Amtsinhaber an und die Konservativen waren noch geschlossen gegen den FN.

  • Schlim schlimm.

     

    Die Rechten zerstören und bauen ab.

    Kürzen, kündigen, schließen aus.

    die Rechtsextremen schüren zusätzlich die Gewalt.

    Wird höchste Zeit, dass die verschiedenen Linken jeweils ihre Projekte aufbauen und erweitern.

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Na Herr Kreibig, ins Abseits hat er sich nicht befödert, ich kann Ihnen versichern, da ich in Frankreich lebe und arbeite hier mit vielen Leuten rede, ne vous déplaise, die France Isoumise sehr viele Wahlkreise gewinnen wird. In meinem Wahlkreis Toulouse Sud-Ouest ist Mélenchon mit 45% erster geworden. Der Wahlkreis geht schon mal an die France Insoumise, wie viele andere auch in Montpellier, Marseilles , Lilles oder Grenoble...Der einzige, der sich ins Aus manövriet hat, ist Hamon, dem trotz seiner Wahlempfehlung die Wähler nicht gefolgt sind. Noch eins, die meisten Jungwähler wählen France Insoumise, und bei den Parlamentswahlen kommt es mehr auf die Ideen an als auf die Personen und da hat Macron 61% der Wähler gegen sich. Lesen Sie also das Programm der France Insoumise und hören Sie auf, sich auf eine Person zu fokalisieren. Rendez-vous am 18. Juni, Tag, an dem Charles de Gaulle die Résistance gegen Nazideutschland ausgerufen hat. Das ist auch die Devise von der France Insoumise.

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @82236 (Profil gelöscht):

      Den Troll bitte nicht füttern, danke.

      • 8G
        82236 (Profil gelöscht)
        @81331 (Profil gelöscht):

        Habe mir auch schon so etwas gedacht. Danke für den Hinweis.

    • 6G
      60440 (Profil gelöscht)
      @82236 (Profil gelöscht):

      Kommentar entfernt. Bitte achten Sie auf Ihre Wortwahl.

      • 8G
        82236 (Profil gelöscht)
        @60440 (Profil gelöscht):

        Wen meinen Sie denn mit den wohlmeinenden Kollaborateuren? Übrigens wie schön, dass Sie den Forumteilnehmern auf so subtile und elegante Art mitteilen, Johnatan Little gelesen zu haben, ich kann Ihnen auch die spanische Ausgabe zuschicken, hervorragend übersetzt, denn wenn man ein Buch aus der sprachlichen Distanz noch einmal liest, versteht man den Inhalt noch besser. Wobei der letzte Teil doch sehr enttäuschend ist, grotesk und billige Clownskomik, oder?

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Einige Zahlen, um die Sache ins rechte oder linke Licht zu rücken. François Fillon, der sofort Macron am 23.April unterstützt hat, hat 20% seiner Wähler nicht davon abhalten können für Marine Le Pen zu stimmen. Jean Luc Mélenchon, der seinen Wählern die Wahl gelassen hat, ausser für MLP zu stimmen, hat selber für Macron gestimmt und 52% seiner Wähler, das sind über 10% der Stimmen, die Macron bekommen hat. Nur 7% aus seinem Lager haben für MLP gestimmt, trotz der Prognosen, dass 20% seiner Wähler für MLP stimmen könnten. Die Anderen haben ungültige Stimmen abgegeben, etwas mehr als 10%. Fazit: Es lohnt sich immer demokratisch zu handeln und den Wähler als mündigen Bürger zu behandeln. Vorschnelle Wahlempfehlungen wie im Falle von Fillon, ohne nachträgliche Erklärungen zu liefern, ohne sich aktiv zu engagieren, können schnell nach Hinten losgehen. Noch etwas, 61% der Wähler wollen nicht, dass En Marche Sie absolute Mehrheit bekommt, Weimar lässt grüssen.

    • 8G
      83379 (Profil gelöscht)
      @82236 (Profil gelöscht):

      Dann schuldet Macron aber immer nocht Fillions Wählern mehr seinen Sieg als Melenchons und sollte mehr auf deren Forderungen eingehen als auf letzeren.

      • @83379 (Profil gelöscht):

        Warum? Weil 7 mehr ist als 20?

         

        Sie sind wohl mit den Zahlen etwas durcheinander gekommen.

        • 8G
          83379 (Profil gelöscht)
          @cursed with a brain:

          Nein wieso 52% der Melenchon wähler haben für Macron gestimmt, 20% der Fillion Wähler für LePen ich gehe mal davon aus das der große Rest für Macron gestimmt hat das wäre dann 70%+ da Melenchon und Fillion gleich viele Stimmen hatten in etwa heißt das mehr Fillion Wähler für Macron gestimmt haben als Melenchon wähler, Wirtschaftlich sind sich Fillion und Macron sehr nah, auch in Immigrationsfragen is Macron eher konservativ.

    • 6G
      60440 (Profil gelöscht)
      @82236 (Profil gelöscht):

      Dieser Wahlsieg ist nicht Melenchons Sieg. Er hat sich mit seinem Wischi-Waschi statt klarer Ansage gegen den Faschismus ins Abseits befördert, wo er auch hingehört.

      Alle billigen Entschuldigungen für sein kleinlautes Versagen, können Sie sich ersparen. Er hat es ja nicht einmal fertig gebracht nur für sich selbst klar Kante zu zeigen. Woher wissen Sie eigentlich, dass er für Macron gestimmt hat ?

      Und mit dem Finger auf Fillons Wähler zu zeigen, ist billige Ablenkung.

      Den Faschismus in Kauf zu nehmen ist und bleibt ungeheuerlich.

      • @60440 (Profil gelöscht):

        Du kommst nicht drum herum, der FN wurde in der Stichwahl einmal mehr von bürgerlich-konservativen Schichten unterstützt. Aber eben weder von einer nennenswerten Zahl der Anhänger linker Kandidaten aus der Vorwahl, noch von diesen Kandidaten selbst.

         

        Und all der Dreck, den Du in diese Richtung wirfst, fällt nur auf Dich und Dein gestörtes Verhältnis zur französischen Linken zurück.

        • 6G
          60440 (Profil gelöscht)
          @cursed with a brain:

          Ach da isser ja wieder der kleine freche Schlingel, und hat schon wieder schlechte Laune.

           

          Nun denn: "Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage, rühmet, was heute der Höchste getan! Lasset das Zagen, verbannet die Klage, Stimmet voll Jauchzen ..."

          • @60440 (Profil gelöscht):

            Zitat Kreibig: "Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage, rühmet, was heute der Höchste getan! Lasset das Zagen, verbannet die Klage, Stimmet voll Jauchzen ..."

            Sagen Sie mal, Kreibig: Können Sie sich erklären wieso die taz meinen Kurzkommentar nicht veröffentlich hat, indem ich Sie für das "Goldene Rumpelstilzchen" nominiert habe?

  • "diese sei nicht von französischen Polizisten durchgeführt worden"

     

    Wo haben Sie das her? Laut Taz war die Aussage :"„Wenn jemand dafür verantwortlich ist, dann sind es diejenigen, die damals an der Macht waren, aber nicht Frankreich“, sagt Le Pen. "

     

    Ein Leseserkommentar weist auf die "offizielle" französische Haltung hin: " "Chiracs berühmter Rede vom Juli 1995 doppeldeutig ist: „Der kriminelle Wahn der deutschen Besatzer sei von Franzosen und vom französischen Staat gedeckt worden.“ „État français“ ist einmal der „französische Staat“ im Allgemeinen und zum anderen die offizielle Bezeichnung Pétain-Frankreichs unter dem Vichy-Regime als bewußter Gegensatz zur „République Française“. "

     

    Also Schuld hat Petain-etat-Frankreich, nicht die Nation. So sehr unterscheidet sich die in der Taz wiedergegebene le pen-Äußerung von der Chirac-Äußerung nicht.

     

    Aber Sie wissen als LePen-Faschismus-Spezialist sicher mehr?

    • 6G
      60440 (Profil gelöscht)
      @A. Müllermilch:

      So ist rechst. Solange herumdeuteln und herumdifferenzieren, bis kein Täter mehr übrig bleibt und somit haben sich die Deportierten sicherlich selbst deportiert.

      Wenn das der Führer wüsste ...

    • 8G
      82236 (Profil gelöscht)
      @A. Müllermilch:

      Damit greifen Sie eine Diskussion auf, die auch heute noch anhält: Wer oder was war Frankreich unter der deutschen Besatzung. 2% Kollaborateure und 2% Résistance sagen einige, dem Rest ging es ums Überleben. Frage: Wer von den 2% war das offizielle Frankreich? Das war bis zum Kriegseintritt der USA und der Besetzung der Südzone durch die Wehrmacht eindeutig Vichy. Vichy hatte aber schon vor dem Einmarsch deutscher Truppen antijüdische Gesetze erlassen und damit den Boden für Deportationen bereitet. Die Flucht nach Sigmaringen war der letzte Akt des Regimes, das damit seine völlige Abhängigkeit von Nazideutschland offenbart hatte, und damit auch seine Legitimität, das offizielle Frankreich zu vertreten. Frankreich als solches wurde damit reingewaschen und in die Siegermächte eingereiht. Das wird heute am 8.Mai gefeiert. Was nicht bedeutet, dass die französische Polizei und Gendarmerie, sowie einige Präfekten nicht aktiv an der Deportation der Juden mitgewirkt haben. Marine Le Pen hat sich bewusst zweideutig geäussert, denn es gibt in ihren Reihen ja Leute, die Vichy für die einzig rechtmässige Regierung halten und den Kampf gegen die Sowjetunion als Pflicht, um die europäische Zivilisation zu retten, wobei die Schoa systematisch verleugnet wird. Viele von diesen Leuten sind in Frankreich wieder zu Ämtern und Würden gekommen und vergessen wir nicht, dass Mitterand eine freundschafliche Beziehung zu René Bousquet unterhielt, dem Organisator der Raffle de Vel' d'Hiv.

      • 6G
        60440 (Profil gelöscht)
        @82236 (Profil gelöscht):

        Und gegen so eine wollte Melenchon nicht seine Stimme erheben und aktiv vorgehen. Genau dieses Inkaufnehmen des Faschismus hat Troller so empört.

  • 6G
    60440 (Profil gelöscht)

    Wie Georg Stefan Troller, 95 Jahre jung, jüdischer Weltbürger, der als Siebzehnjähriger vor den Nazis über Frankreich in die USA fliehen musste, gestern in der Zeit schon sagte:

     

    Was auch immer bei der Wahl passiere, "es bleibt ein Block von dreißig bis vierzig Prozent der Franzosen, die sich nach dem Faschismus sehnen oder ihn in Kauf nehmen. Das ist eine Ungeheuerlichkeit."

     

    Und zur Le Pen´schen Relativierung der französichen Verantwortung an der berüchtigte Razzia des Vél’ d’Hiv, des Wintervelodroms im Juli 1942, diese sei nicht von französischen Polizisten durchgeführt worden:

     

    "Dabei war das eine rein französische Angelegenheit. 13.000 deportierte Juden, darunter 4.000 Kinder. Die französische Polizei ist mit Möbelwagen vorgefahren, um die Habseligkeiten dieser Menschen mitzunehmen."

     

    Le Pen. so Troller weiter, der als Siebzehnjähriger in Paris auf Hauswänden die Mort aux juifs-Schmierereien sah, habe damit sagen wollen, die Kollaboration sei nicht französisch gewesen.

     

    "Sie will die Kollaboration von Frankreich abspalten, das ist grotesk."

     

    "Und dann spricht aus dem einfachen Satz eines Nazi-Überlebenden in diesen angeblich postfaktischen Zeiten die unwiderlegbare Gravität der Geschichte: "Ich war da", sagt Georg Stefan Troller. "Ich weiß es."

    http://www.zeit.de/2017/19/georg-stefan-troller-journalismus-frankreich-praesidentschaftswahl

     

    Manche, die Präsidenten Frankreichs werden wollten, dürfen sich angesichts ihrer Ignoranz und ihres Stillschweigens zu diesen Ungeheuerlichkeiten, gerne richtig schämen.

    • @60440 (Profil gelöscht):

      Jaja, Herr Troller ist als Zeitzeuge jener unseeligen Vichy-Jahre sicher glaubhaft. Das streitet ja keiner hier ab.

      Aber seine ungeheuerliche Unterstellung dass 30-40% der Franzosen sich auch heute nach dem Faschismus sehnen würden ist eine Beleidigung von Millionen von FranzosenInnen. Und: Es entbehrt selbst bei diesem Wahlergebnis jeglicher Begründung. Frau LePen wurde von 22,5 % der Wahlberechtigten gewählt. Das sind zwar - nach meinem Geschmack - 22% zuviel, aber auch deutlich weniger als dieser maßlose Rundumschlag Trollers vermuten läßt. Und dieser Rundschlag galt nun mal allen FranzosenInnen, so wie er formuliert wurde.

      Witzig ist aber, dass ausgerechnet Sie sich einen Zeugen Namens Troller gesucht haben.

      Das hat Stil, Herr Kreibig. Gratuliere!

    • @60440 (Profil gelöscht):

      Le Pen sprach eben nicht von "französischen Polizisten", sondern von "Frankreich". Und sie knüpfte damit an die offizielle Staatslehre zwischen 1945 und 1995 an, derzufolge die Machthaber des Vichy-Regimes nicht als eine vom französischen Volk legitimierte Regierung angesehen und daher die "Grande Nation" auch nicht moralisch für die Verbrechen jener Clique verantwortlich gemacht werden könne.

       

      Eine Erzählung, welcher der Sozialist und Ex-Präsident Francois Mitterrand im Juli 1995 zumindest teilweise widersprach. Konservative Franzosen sehen das nach wie vor als einen "Verrat an der Ehre der Republik" und dem französischen Volk durch die "Nestbeschmutzer" der "68er Generation" an.

       

      Mitterrand selbst hatte ab Mai 1942 in der Vichy-Administration gearbeitet, gleichzeitig aber auch für die Resistance spioniert und die Allierten in London auf dem Laufenden gehalten. Im November 1943 stand er kurz vor der Enttarnung und floh nach England.

       

      Seiner Ansicht nach beschränkte sich die Kollaboration mit Nazi-Deutschland eben nicht nur auf den kleinen Zirkel der Vichy-Regierung, auch wenn beim "Rafle du Vel' d'Hiv" etwa 10.000 Juden abtauchen konnten, weil sie durch "gestreute Gerüchte" rechtzeitig gewarnt werden konnten.

       

      Die Ablehnung der Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels der französischen Geschichte ist vergleichbar mit der Weigerung der Anerkennung der Verstrickung der deutschen Wehrmacht in die Verbrechen des Nationalsozialismus, vor allem während der Eroberungsfeldzüge in Osteuropa und Russland. Eine Leugnung historischer Fakten, die auch in Deutschland weit in das bürgerlich-konservative Lager reicht.

    • @60440 (Profil gelöscht):

      Die Leute sehen sich nach einer Welt ohne dauernde Bevormundung ,ohne permanente Armutsmigration in ihr Land.Und der Terror und die soziale Gewalt sollte ausgegrenzt werden.

      • @AlbertS.:

        Und der uninformierte (wohlwollend ausgedrückt) oder der rechtsradikal-anfällige (die genauere Beschreibung) Wähler/-in glaubt allen Ernstes eine rechtsextreme Partei, dort FN hier die AfD, an der Macht schafft (wie Trump seinen Mitläufern versprach) in 100 Tagen den IS aus der Welt...

         

        Wie naiv, wie ahnungslos muss man sein, darauf reinzufallen? Rechtsextreme und islamistische Fundamentalisten sind ungleiche Brüder im selben Gewand und brauchen einander zur Rekrutierung neuer Anhänger. Die FN, die AfD, die radikale Rechte sind Teil der gesellschaftlichen Eskalationsspirale in Frankreich als auch in der BRD. Wer die wählt befördert Gewaltverhältnisse.

  • Der Hauptgrund dafür das ich ein Freund einer breiten politischen Mitte bin ist der Schutz den sie gegen radikale Umbrüche bietet. Man braucht keinen staatlich getriebenen Rassismus, keine Schikanen aufgrund sexueller Orientierung und keine Diskriminierung auf Basis der Religion oder deren Abwesenheit fürchten. Auf der anderen Seite braucht man auch keine Umverteilungsorgien, keine Verfolgung auf Basis wirtschaftlichen Erfolgs und keine Enteignungen fürchten.

     

    Nun kann man sagen "Aber klar es gibt das alles, nur in abgeschwächter Form!" und klar das ist so. Aber wer glaubt das Maß an Rassismus, Diskriminierung und Staatlicher Kontrolle das uns Regierungen der Mitte beschert haben sei beträchtlich der wirkt im Kontrast der Geschichte wie ein Narr!

  • Marine Le Pen ist das Problem Frankreichs: Wenn eine Neonazi-Kandidatin schafft, so weit zu kommen, dann sind die Dinge im Argen. Und das nicht zu knapp. Ich kann mich nicht wirklich heute freuen. Und überhaupt, was ist die FN, was will sie und was will Marine Le Pen? Gute Frage, sie will mal das, mal dies. Eigentlich kann nicht mal ein normaler Rechtsradikaler diese Partei wählen, weil sie von Skandalen und Problemen stetig heimgesucht wird, aber das spielte heute eben keine Rolle. Und das ist eigentlich das Schlimmste an dieser Wahl: Vielen Wählern ist es offensichtlich egal, was hinter der FN und Marine steckt, die wählen sie einfach. Und was wird Macron eigentlich erreichen? So wie er hier gewählt wurde, habe ich nur ungute Gefühle für ihn. Eigentlich ist er ein Produkt einer genialen Wahlkampfmaschine und wer er wirklich ist, werden wir in zwei Jahren beurteilen können, das erklärt vielleicht auch, warum so viele Franzosen für Marine gestimmt haben, weil sie Macron ablehnen. Und aus Pflicht kann man auch nur ein Mal wählen, dann geht einem die Puste auch schon aus.

    • @Andreas_2020:

      Macron kann im Prinzip nur noch verlieren. Er wurde so sehr über den Klee gelobt, fast wie eine Lichtgestalt vermarktet...das kann fast nur schief gehen...

  • LePen hat ähnlich wie die Nationalsozialistische Arbeiterpartei in Deutschland (NSDAP) eine Kombination aus Nationalismus und Sozialismus propagiert. Die AfD ist dagegen nationalistisch-neoliberal. Diese Kombination ist besonders gefährlich, da sie auch sonst eher linke Wähler_innen anspricht. Gerade da Macron eher neoliberal ist, sind einige Gegner_innen zu Hause geblieben oder haben einen leeren Stimmzettel abgegen (vote blanc). Dies bedeutet, dass Macron allenfalls als kleineres Übel empfunden wurde und daher keinen 80%-Sieg verdient hat. Daraus zu schließen, dass LePen künftig mit 30+% der Stimmen rechnen kann, ist sicher verkehrt. Eine Stichwahl ist eine Stichwahl und lässt sich nicht auf Wahlen mit mehr als zwei Parteien übertragen.

    • 8G
      82236 (Profil gelöscht)
      @Velofisch:

      Der Kampf um die Macht hat schon begonnen. Otto Strasser alias Florian Philippot will die Partei umbenennen, um sie für eine noch breitere Wählerschicht attraktiv zu machen,

      Marion Maréchal Le Pen will im Gegenteil die konservativsten Wähler anziehen, jene 20% aus Fillons Lager, die für MLP gestimmt haben, dauerhaft an den FN binden und neue Wähler von der LR abwerben, die 30% Marke ist in diesem Zusammenhang keine Utopie mehr.

      Dagegen hilft nur eine starke Linke jenseits der PS, die sich wie die französische Journalistin Léa Salamé gestern gesagt hat, in eine PS/Macron und eine PS/Hamon aufgespalten hat. SPD und USP gewissermassen. Bleibt abzuwarten, ob das Gespann Hamon/Montebourg mit der France Insoumise eine Allianz eingeht oder nicht. Falls ja hat diese Allianz eine reelle Chance stärkste Fraktion in der Nationalversammlung zu werden.

  • Wie wirds erst nach ein paar Jahren neoliberaler Macron-Politik aussehen in Frankreich?