piwik no script img

Hamburg kann von Kiel lernen

Afghanen Schleswig-Holstein will Abschiebestopp, Hamburg berät sich noch

Über einen Abschiebestopp nach Afghanistan wird die Hamburger SPD am Samstag auf ihrem Landesparteitag beraten. Der Senat möge sich „der schleswig-holsteinischen Verfahrensweise anschließen und ab sofort niemanden mehr nach Afghanistan abschieben“, heißt es in dem Antrag des Kreisverbandes Hamburg-Eimsbüttel. Der ist die Basis von Niels Annen, dem außenpolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion.

In einem zweiten Antrag wird zudem gefordert, grundsätzlich niemanden mehr in Bürgerkriegsländer abzuschieben. Dass beide Anträge beschlossen werden, gilt prominenten Sozialdemokraten zufolge jedoch als unwahrscheinlich. Vermutlich werde der Afghanistan-Antrag vertagt und der andere an den Bundesparteitag im Herbst weitergeleitet.

Schleswig-Holstein indes will derweil seinen Mitte Februar für drei Monate erlassenen Abschiebestopp nach Afghanistan verlängern. Er läuft an diesem Sonnabend aus. Eine Verlängerung um weitere drei Monate bedarf deshalb eigentlich der Zustimmung von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), die als äußerst unwahrscheinlich gilt.

Allerdings ist das Bundesaufenthaltsgesetz wegen eines redaktionellen Versehens noch nicht geändert worden. Es sieht die Zustimmung des Innenministeriums zu einem Abschiebestopp eines Landes weiterhin nach sieben Monaten vor, nicht nach vier. Diese Gesetzeslücke könnte die noch amtierende „Küstenkoalition“ aus SPD, Grünen und SSW in Schleswig-Holstein nutzen – und sich im Zweifel vom Bund „wegen zu viel Humanität“, heißt es bei den Grünen süffisant, verklagen lassen. smv

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen