piwik no script img

70 Jahre Hilfsorganisation UnicefDen Kindern eine Chance

1946 beschloss die UN, ein Hilfswerk für Kinder zu gründen. Noch immer hat jedes vierte Kind keinen Zugang zu Medizin, Bildung und Nahrung.

Ein irakischer Junge schreibt außerhalb eines Schulzeltes, das von Unicef errichtet wurde Foto: reuters

Siebzig Jahre ist es her: Am 11. Dezember 1946 folgte die UNO-Generalversammlung einem dringenden Appell des polnischen Delegierten und Sozialmediziners Ludwik Rajchman: Sie beschloss, ein Hilfswerk für die vielen Millionen Kinder zu gründen, die damals in Armut und Elend lebten. Rajchman, der bereits nach dem Ersten Weltkrieg die Gesundheitsorganisation des UNO-Vorgängers Völkerbund aufgebaut hatte, wurde erster Generaldirektor des United Nations Children's Fund (Unicef).

Zunächst konzentrierte sich die Organisation auf die Nothilfe für Kinder im durch den Zweiten Weltkrieg verwüsteten Europa. 1946 war es noch keineswegs selbstverständlich, den Kindern ehemaliger Feinde zu helfen. Inzwischen ist das Grundprinzip, dass Kinder niemals Feinde sind und unter allen Bedingungen Schutz und Hilfe erhalten sollen, fast weltweit akzeptiert – zumindest auf dem Papier.

Mit Ausnahme der USA haben alle UNO-Staaten, also 192 Staaten, die 1989 vereinbarte UNO-Kinderrechtskonvention unterschrieben, mit der dieses Grundprinzip völkerrechtlich verankert wurde. Allerdings bleibe der „Einsatz für Kinder, die unter kriegerischen Konflikten leiden, heute genauso so wichtig wie vor einigen Jahrzehnten“, erklärt Christian Schneider, Geschäftsführer von Unicef Deutschland. Das Kinderhilfswerk kämpfe nach wie vor dafür, Waffenruhen zu erwirken, Kinder auch in abgelegenen Kampfgebieten zu versorgen und Jungen und Mädchen aus bewaffneten Gruppen freizubekommen.

In Syrien hat Unicef allein im vergangenen Jahr 1.500 schwerste Menschenrechtsverletzungen an Kindern dokumentiert. Derzeit wird einer halben Million syrischer Kinder in belagerten Ortschaften jede Hilfe verweigert. Im heftig umkämpften Aleppo hat Unicef weiterhin 19 Mitarbeiter vor Ort, die mithelfen, für die Menschen in allen Teilen der Stadt weiter Trinkwasser bereitzustellen oder Kinder medizinisch zu versorgen.

Weltweit leben laut Unicef rund 535 Millionen Kinder in Krisen- und Katastrophengebieten. Das bedeutet: Ein Viertel aller Kinder hat häufig keinen Zugang zu medizinischer Versorgung, Bildung und Lebensmitteln.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare