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Leuchten der Menschheit vonWolfgang GastSchlapphüte und Straf-verfolger

Das Verfahren brach alle Rekorde: Nach 591 Verhandlungstagen in über 15 Jahren, vier Verfahrensdurchgängen und Kosten von zehn Millionen Mark schloss das Berliner Landgericht Ende Januar 1991 die Akten im skan­dalträchtigsten Prozess der deutschen Justizgeschichte.

Im Juni 1974 wird Ulrich Schmücker im Berliner Grunewald erschossen aufgefunden. Kurz vor seinem Tod wurde der Student als Spitzel in der Bewegung 2. Juni enttarnt. Die Aufklärung der Tat scheint einfach. Sechs Verdächtigte werden festgenommen. Ein Kronzeuge legt ein Geständnis ab. Nach 37 Verhandlungstagen endet der Prozess mit „lebenslang“ für die inzwischen verstorbene Hauptangeklagte Ilse Schwipper. Doch die Verteidiger gehen erfolgreich in Revision, wie auch später im zweiten und dritten Verfahrensdurchlauf. Zurückgehaltene Verfassungsschutzakten, verweigerte Aussagegenehmigungen – alles wird unternommen, die Rolle des Geheimdienstes vor Gericht zu verschleiern. Erst im dritten Anlauf lässt sich die Dimension erahnen: Zehn Jahre nach dem Mord stellt sich heraus, dass der Verfassungsschutz bereits seit 1974 im Besitz der Tatwaffe ist. Übergeben hatte die Waffe der V-Mann „Wien“.

Seinen Höhepunkt erreicht das illegale Zusammenspiel von Schlapphüten und Strafverfolgern 1988, als V-Mann „Flach“ enttarnt wird. „Flach“ ist ein enger Freund der Angeklagten Schwipper – er forscht deren Rechtsanwälte aus. V-Mann „Flach“ ist Spitzenquelle. Durch seine Hände gehen Waffen und Sprengstoffe, er ist über geplante Befreiungsaktionen unterrichtet.

Jetzt führt die detailverliebte Graphic Novel „Westend“ von Jörg Ulbert und Jörg Mailliet (Berlin Story, 2016) ins West-Berlin der 1980er Jahre und zeichnet die Einflussnahme auf den Schmücker-Prozess nach. Wer es lieber schriftlich hat, dem sei „Der unendliche Kronzeuge“ von Bernd Häusler empfohlen (Transit Verlag, 1987). Grusel gibt’s in beiden Fällen.

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