Felix Lee über den ASEAN-Gipfel und Pekings Machtpolitik: Chinas langer Hebel
Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte hätte es sich zweimal überlegen sollen, den US-Präsidenten als „Hurensohn“ zu beschimpfen. Barack Obama hatte Duterte bei seiner brutalen Drogenpolitik um Mäßigung gebeten. Der wollte sich Belehrungen der jahrzehntelangen Schutzmacht nicht länger anhören. Unbeherrscht, wie er ist, griff er den US-Präsidenten verbal an. Dabei benötigt Duterte die Unterstützung der USA mehr denn je – und zwar gegen die immer mächtigeren Chinesen.
Im Territoritialstreit um das Südchinesische Meer schüttet China unbeirrt aller Kritik Inseln auf. Die Philippinen und andere Anrainerstaaten haben Erkenntnisse, dass die Chinesen rund 250 Kilometer vor der philippinischen Küste Sand und Beton auf das Scarborough-Riff kippen, um es militärisch zu nutzen. Das verstößt gegen Internationales Seerecht – was der Internationale Gerichtshof in Den Haag im Juli bestätigte.
Dutertes Ansinnen, das belastete Verhältnis zwischen Peking und Manila verbessern zu wollen, mag zwar ehrenwert klingen. Doch ausgerechnet mit den chinesischen Hardlinern anzubandeln ist nicht nur extrem naiv. Duterte überschätzt sich auch. Peking nimmt die Philippinen schon lange nicht mehr ernst. Zugleich weiß die chinesische Führung: Sie sitzt am längeren Hebel. Die anderen Anrainerstaaten können noch so viel protestieren – sich ernsthaft mit China militärisch anlegen, wagt keiner. Die USA sind die Einzigen, die den Chinesen Kontra geben können.
Nur gut für die Philippinen, dass Obama nicht nachtragend ist und den cholerischen Ausfall ihres Präsidenten nicht überbewertet. Ein ursprünglich vorgesehenes Treffen mit Duterte beim Asean-Gipfel in Laos hat Obama zwar abgesagt. Doch die USA werden den Philippinen auch weiter beistehen – zu sehr wiegt das Eigeninteresse, eins der inzwischen weltweit wichtigsten Seegebiete für die weltweite Handelsschifffahrt nicht völlig den Chinesen zu überlassen.
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