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„Diese Täter schüren Angst“

Bekenntnis Einzeltäter wie in Würzburg halten die Sicherheitsbehörden in Atem, sagt der Terrorismusexperte Guido Steinberg. Für die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ sind solche Angriffe wichtig, weil sie für größere Anschlagspläne Raum schaffen

„Die Einzeltäter sind häufig sehr jung. Viele der älteren dürften schon nach Syrien ausgereist sein“

taz: Herr Steinberg, der „Islamische Staat“ hat ein Video des Würzburger Angreifers veröffentlicht. Was bedeutet das?

Guido Steinberg: Das Bekennervideo zeigt, dass Muhammad Riyadh bereits vor der Tat zum IS Kontakt hatte und dass er sich dazu bekennt, im Namen des IS gehandelt zu haben.

Ist der Würzburger Anschlag damit der erste IS-Anschlag in Deutschland?

Ja, das stimmt. Es ist der erste Anschlag, bei dem es ein klares Bekenntnis von beiden Seiten gibt. Die IS-Medienagentur Amaq hat zunächst ein Bekenntnis veröffentlicht und dann das Video von dem Attentäter selbst, in dem er sich zu IS-Chef Baghdadi bekennt. Das heißt, Ri­yadh hatte bereits vorher Kontakt zum IS.

Bedeutet dieser Anschlag also eine neue Qualität?

In letzter Zeit gab es drei Anschläge in Deutschland: den am Hauptbahnhof in Hannover, den auf den Sikh-Tempel in Essen und nun den in Würzburg. Dieser hat die deutlichste Verbindung zum IS.

In allen drei Fällen sind die Täter minderjährig.

Der IS versucht, drei unterschiedliche Tätergruppen zu motivieren. Erstens die gut ausgebildeten, die für große Anschläge nach Europa geschickt werden. Dazu gehört das Attentat vom 13. November in Paris. Dann gibt es Attentäter, die er losschickt, um die Sicherheitsbehörden dazwischen zu beschäftigen, wie zum Beispiel bei dem Anschlag auf das jüdische Museum in Brüssel im Mai 2014. Und dann ruft er seine Sympathisanten dazu auf, in ihren Heimatländern in Europa das zu tun, was gerade in ihrer Macht steht: Autos, Steine, Äxte oder Messer zu benutzen, um Ungläubige zu töten. Diesem Aufruf scheinen in den letzten zwei Jahren immer mehr Muslime in der westlichen Welt zu folgen. In der dritten Gruppe ist deutlich zu bemerken, dass die Täter sehr jung sind. Viele der älteren dürften schon nach Syrien ausgereist sein.

Welche Funktion haben solche Einzeltäter für den IS?

Guido Steinberg

48, ist promovierter Islamwissenschaftler und arbeitet bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) zu den Schwerpunkten Naher Osten und Islamismus. Zuvor war er Terrorismus-Referent im Bundeskanzleramt.

Für den IS sind sie wichtig, weil sie Angst schüren und die Sicherheitsbehörden der westlichen Staaten in Atem halten. Das ist eine Strategie, die von al-Qaida in Pakistan entworfen wurde und inzwischen vom IS mit großem Erfolg angewandt wird. Polizei und Nachrichtendienste werden so gebunden, dass der IS Zeit und Ruhe für die Vorbereitungen eines größeren Anschlags gewinnt. Bei den Einzeltätern, die nicht beim IS waren, ist die Grenze zwischen politischer Motivation und psychischen Motiven aber sehr schwer auszuloten. In Orlando hat man das gesehen – wohl ein vom IS inspirierter Anschlag, aber auch ein Täter mit psychischen Problemen.

Früher hätte man wohl bei manchen dieser Fälle von Amokläufen gesprochen – wo fängt der Terror an?

Die Grenze definieren wir. Am Dienstagmorgen war die Beschreibung des Würzburger Anschlags als Amoklauf noch richtig. Dieses Urteil muss aber nach der Veröffentlichung von Bekenntnis und Video revidiert werden. Interview: S. am Orde

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