: Kritiker werfen Bayer-Konzern Ökoschwindel vor
Industrie Chemieunternehmen gibt neue Kunststoffproduktion als nachhaltig aus
Dort werden chemische Verbindungen als Bausteine für Kunststoffe hergestellt – aus Erdöl. Sie werden an Hersteller etwa von Möbeln geliefert. Das Besondere der Anlage: 20 Prozent des Erdöls werden mithilfe eines neuen Katalysators durch Kohlendioxid (CO2) ersetzt. Die neue Anlage kann jährlich mit 1.000 Tonnen Kohlendioxid 5.000 Tonnen Chemiebausteine herstellen. Zum Vergleich: Covestro hat im Jahr 2015 5,8 Millionen Tonnen Kohlendioxid ausgestoßen.
Bayer bewirbt die Anlage als „Musterbeispiel für ein nachhaltiges Projekt“. Umweltverbände kritisieren die Kampagne dagegen als „Greenwashing“. „Ein ganzheitlicher Ansatz zur Nachhaltigkeit führt nur über eine drastische Reduzierung der Kunststoffproduktion und des Einsatzes von fossilen Brennstoffen“, sagt Manuel Fernández vom BUND.
Der Chemiker Jürgen Rochlitz, Mitglied der Kommission für Anlagensicherheit beim Bundesministerium für Umwelt und Naturschutz, hält das Projekt für einen Ökoschwindel. Das Verfahren sei keine Lösung für die großen Mengen Kohlendioxid, die jedes Jahr von Industrie und Verkehr ausgestoßen werden. Das Endprodukt Plastik belaste die Umwelt.
Covestros Sprecher Stefan Paul Mechnig sagt dazu: „Wir wollen mit dem Verfahren keinen Beitrag zum Klimaschutz leisten, sondern die Ressourceneffizienz verbessern.“ Bei dem mit 4,5 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt arbeiteten Forscher von Bayer mit dem Energieversorger RWE und der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen zusammen.
Sara Mierzwa
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